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Asamoah Gyan hört auf: Für immer verbunden mit einem historischen WM-Moment um Luis Suárez

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Asamoah Gyan hört auf: Für immer verbunden mit einem historischen WM-Moment um Luis Suárez

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Zehn Zentimeter von Johannesburg

Luis Suárez spielt Hand, Asamoah Gyan verschießt - die letzten Sekunden im WM-Viertelfinale 2010 gingen um die Welt. Jetzt stehen die beiden Hauptdarsteller vor dem Ende ihrer vollkommen unterschiedlichen Karrieren.
Der frühere Weltklasse-Stürmer Luis Suárez erwägt offenbar seinen baldigen Rücktritt vom Profifußball.
Hannes Nebelung
Hannes Nebelung
Hannes Nebelung
Luis Suárez spielt Hand, Asamoah Gyan verschießt - die letzten Sekunden im WM-Viertelfinale 2010 gingen um die Welt. Jetzt stehen die beiden Hauptdarsteller vor dem Ende ihrer vollkommen unterschiedlichen Karrieren.

Gemeinsam haben sie für einen monumentalen Moment in der Fußballgeschichte gesorgt: Das absichtliche Handspiel von Luis Suárez und der anschließend verschossene Elfmeter von Asamoah Gyan im WM-Viertelfinale von Johannesburg 2010 sind in die Herzen beider Nationen eingebrannt.

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Am Ende jubelte Suárez mit Uruguay, Gyan und Ghana waren am Boden zerstört. Die Black Stars hatten den ersten Halbfinal-Einzug eines afrikanischen Teams verpasst – und das ausgerechnet in Südafrika. Erst zwölf Jahre später sollte Marokko dieses Kunststück in Katar gelingen.

Beide Stürmer haben sich in ihrer Heimat unsterblich gemacht, niemand hat öfter für ihr Land getroffen. Ihre bewegten Karrieren neigen sich nun dem Ende entgegen. Asamoah Gyan verkündete in dieser Woche seinen Abschied im Alter von 37 Jahren. Und auch Ex-Barca-Star Suárez scheint den Kampf gegen sein Problem-Knie endgültig verloren zu haben.

WM 2010: Suarez und Gyan schießen sich ins Rampenlicht

Nicht nur am Ende, auch zu den frühen Phasen ihrer Karrieren gibt es Parallelen: Die Sterne von Suárez und Gyan waren beide in den vier Wochen von Südafrika aufgegangen.

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Suárez blockte sein Land mit seinem höchst umstrittenen Handspiel ins erste Halbfinale seit 40 Jahren, darüber hinaus war er mit seinen drei Treffern gegen Mexiko (1:0) und Südkorea (2:1) der Hauptgarant für den Viertelfinaleinzug.

Gyan war nicht minder wertvoll für sein Team. In der Vorrunde gegen Serbien (1:0-Siegtor) und Australien (Strafstoßtreffer zum 1:1-Endstand) wurde er jeweils zum Man of the Match gewählt, und auch im Achtelfinale erzielte er das entscheidende 2:1 in der Verlängerung gegen die USA.

Tragischer Held: Gyan fehlen zehn Zentimeter

Das Duell zwischen Uruguay und Ghana war über die gesamten 120 Minuten ausgeglichen. In der allerletzten Minute der Verlängerung fiel dem Team um Kevin-Prince Boateng dann doch noch der historische Halbfinal-Einzug in die Hände: Nach einem Durcheinander im Strafraum der Urus klärte Suárez den Ball auf der Linie mit der Hand. Zwar imitierte der damals 23-Jährige in gekonnter Manier noch einen Kopfball und gab sich im Anschluss unschuldig, doch das Handspiel war offensichtlich und indiskutabel.

Während Suárez seine Tränen unter dem hochgezogenen Trikot verbarg, legte sich Gyan den Ball auf dem Elfmeterpunkt zurecht. Mit voller Überzeugung, voller Wucht und vollem Risiko hämmerte der Mittelstürmer die Kugel in Richtung Tor von Fernando Muslera, doch der Ball prallte nur gegen die Oberkante der Latte.

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Boateng und viele seiner ghanaischen Mitspieler fielen sofort in sich zusammen, schon vor dem Elfmeterschießen war die Partie quasi entschieden. Zwar traf Gyan als erster Schütze, doch John Mensah und Dominic Adiyiah versagten die Nerven gegen Muslera. Ghanas großer Traum war geplatzt, nur zehn Zentimeter hatten gefehlt.

Suárez‘ bewegte Weltkarriere: „Schönster Spieler dieses Spiels“

Ein Jahr nach seiner starken WM startete Luis Suárez seine Weltkarriere: Liverpool schnappte sich den Angreifer 2011 für 26,5 Millionen Euro von Ajax Amsterdam, vier Jahre später schlug der FC Barcelona für über 80 Millionen Euro zu. Als Teil des berüchtigten „MSN“-Sturms mit Lionel Messi und Neymar verschaffte der begnadete Torjäger Barca seine letzte goldene Ära mit jeweils vier Meisterschaften und Pokalsiegen sowie einem Champions-League Triumph im Jahr 2015.

Neben seinen Traumtoren und seinem Pistolen-Jubel bleiben jedoch einige dunkle Flecken in seiner Vita zurück. Gleich dreimal biss er einen Gegenspieler in die Schulter oder den Arm: 2010 im Trikot von Ajax Gegenspieler Otman Bakkal (PSV), 2013 Chelsea-Verteidiger Branislav Ivanović und bei der WM 2014 den Italiener Giorgio Chiellini.

ESPN-Journalist Wright Thompson fasste Suárez‘ Schaffen in einem Satz zusammen: „Wenn er nicht gerade seine Gegner beißt, ist er der schönste Spieler dieses Spiels.“ Für Suárez schloss sich der Kreis im vergangenen Winter, als er in Katar gegen Ghana zwei Tore vorbereitete, auch wenn er das WM-Aus damit nicht verhindern konnte.

Asamoah Gyan: Weltenbummler statt Superstar

Für Gyan ging es nach seinem ikonischen Fehlschuss nicht so steil bergauf, obwohl er nach der WM gleich von mehreren Top-Klubs umworben war. Gyan entschied sich für den AFC Sunderland und nur ein Jahr später, im Alter von 25 Jahren, völlig überraschend für die Wüste.

Beim Al-Ain FC in den Vereinigten Arabischen Emiraten verbrachte Gyan seine besten Fußballerjahre. Viermal wurde er Torschützenkönig, erzielte 112 Treffer in 105 Spielen und feierte 2015 mit der Meisterschaft den einzigen Titel seiner Karriere.

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Den Sprung zurück zu einem europäischen Top-Klub schaffte Gyan nicht. Stattdessen sammelte der technische versierte Stürmer in Italien, Frankreich, England, China und der Türkei fleißig Länderpunkte. Nach seiner letzten Station in Indien zog es Gyan 2020 noch einmal für ein Jahr in die heimische Liga. Nach zwei Jahren ohne Verein ist nun endgültig Schluss.

„Es ist ein Moment, den sich kein Fußballer wünscht“, schrieb Gyan bei Instagram: „Doch wenn die Natur dämmert, hallt diese leise Stimme in den Ohren: Es ist Zeit.“ Der frühere Chelsea-Star Didier Drogba zollte Gyan „Respekt, für alles, was du für den afrikanischen Fußball getan hast“.

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Deutschland-Schreck und Volksheld

Der Rekord-Torschütze ist schon seit Jahren ein ghanaischer Volksheld: 2003 debütierte Gyan mit 17 Jahren unter Ralf „Katze“ Zumdick, dem früheren Bundesliga-Torwart und langjährigem Co-Trainer von Thomas Doll. Drei Jahre später erzielte er in Köln das 1:0 in der WM-Vorrunde gegen Tschechien und damit den ersten Treffer Ghanas bei einer Weltmeisterschaft.

Als Goalgetter mit der Rückennummer 3 hat er sein Land auf der internationalen Bühne ins Scheinwerferlicht geschossen. Dem DFB-Team fügte er mit seinem Traumtor in der Gruppenphase den einzigen Kratzer auf dem Weg zum WM-Titel 2014 zu.

Die zehn Zentimeter von Johannesburg waren ihm da schon lange verziehen.