„Ooh Kevin De Bruyne“, skandierten die rund 5000 belgischen Fans und wussten, bei wem sie sich für den historischen ersten Länderspielauswärtssieg der Roten Teufel beim Erzrivalen Deutschland nach über 68 Jahren bedanken mussten.
Belgien liegt Tedesco zu Füßen
Der Mittelfeldstar von Manchester City war überragender Taktgeber der Belgier, bereitete die ersten beiden Tore vor und erzwang aus belgischer Sicht beim 3:2 (2:1) in Köln mit seinem Tor zum zwischenzeitlichen 3:1 (78.) auch die Entscheidung.
Doch De Bruyne blieb ganz bescheiden - und lobte lieber den neuen Cheftrainer Domenico Tedesco. „Wenn alle Spieler auf dem richtigen Platz eingesetzt werden, kommt die Qualität von alleine“, sagte der frühere Bundesligaprofi: „Man sieht, dass uns die jungen Spieler neue Energie geben. Sie kommen zu uns mit dem Gefühl, Chancen zu bekommen.“
Tedesco, Nachfolger des nach dem WM-Debakel zurückgetretenen Roberto Martinez, fand es derweil „entscheidend, dass der Enthusiasmus zurück ist.“
Tedesco-Kunststück begeistert Experten
Ein Verdienst, den sich der 37-Jährige auf die Fahne schreiben darf - zumindest, wenn es nach Yannick Carrasco geht. Der Torschütze zum frühen 1:0 (6.) betonte, dass sich die Mannschaft mit vielen neuen Spielern und neuem Trainer zusammenfinde. „Man sieht, dass wir ziemlich schnell lernen, was der Trainer will.“
Dieser Lerneifer spiegelt sich auch in den Ergebnissen wider. Immerhin stehen für Tedesco nach seinen ersten beiden Spielen als belgischer Nationalcoach zwei Siege zu Buche. Dieses Kunststück gelang zuletzt René Vandereycken, der 2006 das Zepter bei den „Rode Duivels“ (Rote Teufel) übernahm.
Auch der ehemalige Verteidiger Eddy Snelders, der nun als Experte aktiv ist, zeigte sich begeistert von Tedescos jetzt schon sichtbaren Einfluss auf die Mannschaft. „Endlich gibt es viel mehr Dynamik. Der Fußball ist viel vertikaler als unter Martinez. Das passt besser zu dieser Auswahl.“
Kevin De Bruyne überzeugt in neuer Rolle
Auf dem Platz bewies sich De Bruyne in der Rolle als neuer Kapitän als der große Leader in belgischen Team, gewann das Duell der Spielführer gegen Münchens Joshua Kimmich um Längen. Die ihm von Tedesco gegebenen Freiheiten im zentralen Mittelfeld nutzte De Bruyne weidlich aus. „Durch das neue System können wir mehr Druck ausüben und den Ball schneller erobern“, analysierte der Star von ManCity, der mit seiner Gala-Vorstellung auch eine klare Botschaft an den kommenden Champions-League-Gegner Bayern München (Viertelfinale am 11. und 19. April) sendete.
„Das wird ein ganz anderes Spiel“, meinte De Bruyne, „wir müssen sie nicht warnen. Ich habe in Deutschland gespielt, die kennen mich.“ Das klang ein wenig nach einer Drohung für das Duell in der Königsklasse. Überragend war De Bruyne nicht nur wegen seiner ständigen Präsenz und seiner Zweikampfstärke, auch die Vorarbeit für die schnellen Tore zum 2:0 durch Yannick Carrasco (6.) und Stürmerstar Romelu Lukaku (9.) war Extraklasse.
Tedesco: „Wir haben Qualität“
Das 3:0 zum Einstand von Tedesco am vergangenen Freitag in Solna gegen Schweden hatte schon in der EM-Qualifikation für ein Ausrufezeichen gesorgt. In Köln knüpfte Belgien nahtlos an die Leistung an - und führte den viermaligen Weltmeister Deutschland in der ersten halben Stunde regelrecht vor. „Wir haben erst acht Tage zusammen trainiert, und es gibt schon viele positive Dinge“, sagte De Bruyne.
Das sah auch Tedesco so. Dass Belgien die Anfangsphase derart dominierte, „lag auch an uns und nicht nur an der deutschen Abwehr zu Beginn“, sagte er: „Wenn du Lukaku als Zielspieler hast, dann musst du ihn auch nutzen. Wir haben schon Qualität, das ist nicht einfach zu verteidigen.“
Dennoch gab es für den Coach noch Kritikpunkte. „Wir hätten 3:0 oder 4:0 führen können, das Spiel killen müssen“, sagte der 37-Jährige. Die Gastgeber kämpften sich ins Spiel zurück und hielten die Partie bis zum Schluss einigermaßen offen. Am Ende stand aber der historische erste Sieg der „Rode Duivels“ in Deutschland seit 1910.
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mit Sport Informationsdienst SID