Wer Mario Balotelli in den vergangenen Jahren beobachtet hat, der kam nicht umhin festzustellen: Der einstige Weltklasse-Stürmer bewegt sich nicht mehr so gern.
Balotellis letztes Aufbäumen?
Zugegeben: Balotelli hatte sich nie wirklich gern bewegt, glänzte - wenn er denn glänzte - vielmehr mit seiner Körperlichkeit, seiner Technik, seinem - das DFB-Team wird sich erinnern - präzisen Abschluss.
Die vergangenen Jahre verschärften diesen Kurs aber noch einmal deutlich. Nach Stationen in Frankreich, Italien und der Türkei spielt der 32-Jährige inzwischen in der Schweiz, beim FC Sion, und absolvierte dort am vergangenen Samstag bereits sein viertes Spiel.
Balotelli an Aufholjagd maßgeblich beteiligt
Nach seinem Startelf-Debüt samt Tor bei der Pleite gegen den FC Winterthur am 2. Oktober wurde eine Woche später wieder mal nur eingewechselt. Sion spielte 4:4 bei den Grasshoppers aus Zürich.
Nach einem 1:4-Rückstand war aber auch der Angreifer, der in der 46. Minute eingewechselt wurde, maßgeblich am verrückten Comeback seines Teams beteiligt. Der Italiener traf in der 82. Minute für die Walliser zum zwischenzeitlichen 3:4, sein zweites Tor im Trikot der Schweizer und ein Argument für den nächsten Startelf-Einsatz.
Allerdings waren die Schweizer Medien nach Balotellis Startelf-Debüt gegen Winterthur mit dem Stürmer hart ins Gericht gegangen. In einem Kommentar des Schweizer Blatts Blick hieß es, der 32-Jährige sei als Joker besser geeignet denn als Spieler für die Startelf.
Balotelli feiert sich selbst
So entschied sich auch Sion-Trainer Paolo Tramezzani und es sollte sich lohnen. Balotelli, Vize-Europameister von 2012, der Ende August für 2,6 Millionen Euro von Adana Demirspor gekommen war, postete nach dem Grasshoppers-Spiel auf Instagram eine Story seines erzielten Tores sowie von den Feierlichkeiten mit der Mannschaft.
Der Stürmerstar glänzte durch starke Seitenwechsel, überraschende Steilpässe und schließlich durch sein Tor. Auch deshalb erhielt er vom Blick die Note 5, in Deutschland eine 2. Eine Leistung, auf der Balotelli aufbauen kann.
Balotelli fehlt noch die richtige Position
Balotelli fungierte nach seiner Einwechslung neben Filip Stojilkovic und Giovanni Sio in einer Dreier-Angriffsreihe. An einem Startelf-Einsatz scheiterte es, da Tramezzani noch nicht die richtige Position für seinen italienischen Angreifer gefunden hat.
Im Vorfeld hatte der Sion-Coach selbst zugegeben, dass er und Balotelli eine Position suchen müssten, in der der Ex-Nationalspieler möglichst viele Bälle kriege. „Denn ist er in Tornähe in Ballbesitz, ist er immer noch Weltklasse“, betonte der italienische Trainer. Ob auf dem Flügel oder in der Mitte als zweiter Stürmer neben dem formstarken Stojilkovic, Balo sei ein Spieler, der beides kann - und das zeigte er auch gegen die Grasshoppers.
Der Blick kritisierte zuletzt aber vor allem den physischen Zustand des ehemaligen ManCity-Stars. Balotelli hatte im August einige Tage verletzt gefehlt, seitdem spielt er nur unregelmäßig - erst in der Türkei und jetzt bei Sion in der Schweiz. Vielleicht schafft es Tramezzani nun besser, seinen beschränkt laufwilligen Star ins Offensivspiel einzubinden.
Der aktuelle Tabellen-Fünfte empfängt am Samstag den FC Luzern, der nur drei Punkte hinter den Wallisern liegt. Dort kann Balotelli beweisen, dass er doch mehr ist als ein Joker.