Die Aufsetzung eines Entschädigungsfonds für die Familien von getöteten und verletzten Wanderarbeitern auf Baustellen für die bevorstehende Fußball-WM in Katar nimmt weiter Formen an. Nur wenige Tage nach ersten Signalen des Weltverbandes für „Interesse“ an entsprechenden Maßnahmen bestätigte FIFA-Sprecher Bryan Swanson bereits laufende Gespräche über die Finanzierung von Wiedergutmachungszahlungen.
FIFA-Bestätigung für Fonds-Verhandlungen
Internationale Menschenrechtsorganisationen fordern von den WM-Machern seit Monaten die Bereitstellung einer Entschädigungssumme in Höhe von 450 Millionen Dollar (umgerechnet rund 460 Millionen Euro).
Wie Swanson auf einer Pressekonferenz mitteilte, sucht die FIFA gemeinsam mit der Internationalen Arbeiter-Organisation der Vereinten Nationen (ILO) sowie internationalen Gewerkschaften nach Lösungen. An den Gesprächen sind auch Vertreter der katarischen Regierung beteiligt. Über die Ergebnisse der Verhandlungen wolle die FIFA "zu gegebener Zeit" informieren.
Swansons Aussagen sind das bislang stärkste Anzeichen für einen Kurswechsel der FIFA in der Frage eines Entschädigungsfonds für ausländische WM-Arbeiter. Nachdem die FIFA entsprechende Forderungen monatelang ignoriert hatte, könnte der WM-Veranstalter wenige Wochen vor dem Auftakt seines milliardenschweren Spektakels in dem Wüstenstaat dem internationalen Druck offenbar doch noch nachgeben.
Erste Hinweise für eine veränderte FIFA-Haltung zu dem Thema hatte in der vergangenen Woche ihr stellvertretender Generalsekretär Alasdair Bell gegeben. In einer Anhörung vor zwei Ausschüssen des pankontinentalen Europarates in Straßburg bestätigte Bell "Interesse" seiner Organisation an der Gründung eines solchen Fonds: "Es ist definitiv etwas, das wir vorantreiben wollen", sagte Bell vor den Politikern.
Ein Entschädigungsfonds für Arbeiter, die während eines Einsatzes auf WM-Baustellen getötet oder verletzt worden sind, wäre bereits eine zweite Maßnahme zur Wiedergutmachung von Missständen für Arbeiter im WM-Gastgeberland während der Vorbereitungen auf das Turnier. Die Regierung hat bereits einen Fonds aufgelegt, durch den Arbeiter auch noch nach Verlust ihres Arbeitsplatzes rückwirkend Lohnzahlungen erhalten können.