Alexandre Pato galt vor zwölf Jahren als kommender Weltfußballer, doch die Karriere des Brasilianers verlief ganz anders als erhofft.

Heute spielt Pato in der Major League Soccer für den Orlando City Soccer Club. In einem Beitrag für The Players´ Tribune schildert der 32-Jährige Hintergründe seines sportlichen Abstieges und äußert sich zu Gerüchten rund um seine Karriere.

Mit bereits elf Jahren wagte Pato den ersten Schritt von zu Hause weg. Obwohl er bis dahin nur auf dem Kleinfeld Futsal gespielt hatte, entdeckte ihn ein Scout des brasilianischen Traditionsklubs International Porto Alegre und lud ihn zu einem Probetraining ein.

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Übernachtung im Sex-Hotel aus Geldmangel

In einem alten VW-Käfer fuhr Pato mit seinem Vater 600 Kilometer gen Süden, um das Training wahrzunehmen: „Wir waren neun Stunden unterwegs. Unsere Familie hatte nicht viel Geld, da meine Mutter aufgrund von Rückenschmerzen nicht arbeiten konnte und mein Vater als Straßenbauarbeiter unsere Familie im Alleingang versorgen musste.“.

Das führte dazu, dass sein Vater vor Ort feststellen musste, dass ein normales Hotel für ihn nicht bezahlbar ist: „Daher buchte er eine Unterkunft in einem Sex-Hotel, die einzig bezahlbare Alternative.“

Pato überzeugte im Probetraining und durchlief fortan alle Jugendmannschaften des Vereins.

Alexandre Pato: Zufall rettet seinen Arm

Allerdings wäre es beinahe nicht zu dieser Entwicklung gekommen, wie er verrät: „Ein Jahr zuvor stolperte ich in einem Parkhaus über eine Kette und verletzte mich schwer am Arm. Der Arzt entdeckte bei einer Röntgenaufnahme einen Tumor, der sofort operiert werden müsste, ansonsten wäre eine Amputation unumgänglich gewesen.“

Die Familie konnte sich die Operation nicht leisten, sein Vater musste kreativ werden. Er brachte mehrere Aufnahmen einer Videokassette ins Krankenhaus, auf denen der damals noch junge Alexandre grinsend auf einem Futsal-Platz herumlief, und zeigte sie dem Arzt.

Es sollte das geschehen, was Pato heute als „Wunder“ bezeichnet: „Er meinte, er würde die Kosten der Operation übernehmen. Ich werde diesen Namen nie vergessen: Paulo Roberto Mussi. Ich war 24 Stunden davon entfernt, meinen Arm zu verlieren. Er hat mir ein neues Leben geschenkt.“

„Magisch“: Pato schwärmt von Ronaldinho

Sportlich lief es für Pato bestens. Bereits mit 17 Jahren debütierte er in der Profimannschaft, mit der er 2006 im Klub-WM-Finale den großen FC Barcelona mit 1:0 besiegte.

Dabei traf er zum ersten Mal auf Ronaldinho: „Man müsste ein neues Wort erfinden, um ihn zu beschreiben. Er ist magisch, keine reale Person. An diesem Tag war ich einfach ein Fan dieses Typen. Bereits vor Spielbeginn fragte ich ihn nach seinem Trikot, welches ich nach Abpfiff auch bekam.“

Danach hätte Pato zu Real Madrid, Ajax Amsterdam oder jenem FC Barcelona wechseln können, er entschied sich aber für Milan: „Haben Sie schon einmal mit diesem Milan-Team auf der PlayStation gespielt? Kaká, Seedorf, Pirlo, Maldini, Nesta, Gattuso, Shevchenko. Ich musste diese Möglichkeit nutzen.“

Unter Trainer Carlo Ancelotti entwickelte sich Pato zu einem echten Leistungsträger, insgesamt kam er für die Rossoneri in 150 Einsätzen auf starke 63 Tore und 18 Vorlagen.

In der Zwischenzeit debütierte er für die brasilianische A-Nationalmannschaft und fand sich inmitten einer Weltklasse-Mannschaft.

Verletzungen bremsen Pato aus

Der Ruhm und Erfolg sollte ihm allerdings zu Kopfe steigen: „Ich träumte davon, der beste Spieler der Welt zu werden. Mein Kopf war gefangen in der Zukunft“, schreibt Pato. 2010 zog er sich mehrere Verletzungen zu, die ihn körperlich als auch mental zurückwarfen.

Sein Traum, der beste Fußballer der Welt zu werden, drohte zu platzen. Der junge Brasilianer fehlte immer häufiger verletzt und Versuche, die Schmerzen zu ignorieren, führten nur zu noch größeren Leiden.

Pato suchte daraufhin mehrere Ärzte in den USA, in seiner Heimat Brasilien, und auch in München auf - stets in der Hoffnung, sein vorheriges Niveau wieder erreichen zu können: „Ich habe nur noch geweint, geweint und geweint. Ich hatte Angst, nie wieder Fußball spielen zu wollen.“

2013 wechselte er zurück in seine Heimat zu Corinthians Sao Paulo, wo Teamarzt Bruno Mazziotti Gründe für Patos Verletzungsmisere herausfand: „Aufgrund zahlreicher Verletzungen haben sich einige Muskeln verkürzt. Vorne hatte ich mehr Muskeln als hinten. Mein Körper war aus dem Gleichgewicht geraten.“

Pato kann an alte Glanzzeiten nicht anknüpfen

Nach weiteren Stationen beim FC Chelsea, dem FC Villarreal und dem chinesischen Klub Tianjin Tianhai musste Alexandre Pato feststellen, dass er nicht mehr an seine Glanzzeiten in Mailand anknüpfen kann.

Mittlerweile verdient der heute 32-Jährige sein Geld in der MLS beim Orlando City Soccer Club.

Das einstige Sturmjuwel erlebte in seiner Karriere viele Tiefen, kann aber dennoch positiv auf sein Leben zurückblicken: „Ich habe eine hervorragende Beziehung zu meiner Familie und eine Frau, die ich über alles liebe. Ich habe Frieden mit mir selbst geschlossen, was mir sehr viel bedeutet.“

Sein Fazit lautet daher: „Wenn das Leben ein Spiel wäre, hätte ich es gewonnen.“