Als CF Extremadura am 12. Januar 1997 Real Madrid empfing, da herrschte in der spanischen Provinz an der portugiesischen Grenze Ausnahmezustand.
Kultverein „am Rande des Verschwindens“
Der Klub aus der Kleinstandt Almendralejo war erst in der Saison zuvor zum ersten Mal in die Primera Division aufgestiegen. Stars wie Raúl, Clarence Seedorf, Roberto Carlos und Bodo Illgner? Die kannten selbst die meisten Spieler von CF Extremadura nur aus dem Fernsehen.
Umso erstaunlicher war es, dass der krasse Außenseiter gegen die damals übermächtigen Königlichen tatsächlich ein 0:0 holte. Es war der Beginn eines großen Hypes, der sich rund um den Klub bildete. Mittlerweile ist dieser verblasst - und in der spanischen Provinz scheinen endgültig die sportlichen Lichter auszugehen.
Ein Dorfverein als Favoritenschreck
CF Extremadura stand wie kaum ein anderer Klub in Europas großen Ligen für einen Dorfverein, der sich aus der Bedeutungslosigkeit des Fußballs - und letztlich auch Spaniens wirtschaftlicher Bedeutungslosigkeit, der Extremadura - aufgemacht hatte, um die Fußball-Riesen des Landes zu ärgern. Das gelang dem Klub an diesem 12. Januar 1997 gegen Real und auch bei vielen weiteren Partien.
Gegen den FC Barcelona unterlag Extremadura in der Saison 1998/99 - in der zweiten und letzten Spielzeit im spanischen Oberhaus - zweimal nur denkbar knapp mit 0:1 im Camp Nou und 1:2 zu Hause.
Der Trainer damals: Rafael Benítez, der den Klub zum erneuten Aufstieg in La Liga geführt hatte und sich später zu einer großen Trainer-Karriere aufmachen sollte. In dieser Spielzeit schlug das Team, welches in beiden Saisons in der Primera Division abstieg, auch den späteren Drittplatzierten RCD Mallorca mit 1:0 in Extremadura.
Die vermeintlichen Provinzkicker hatten irgendwie ein Händchen für die ganz großen Spiele. Im europäischen Fußball wurde der Klub, der als Inbegriff des Underdogs galt, daher sehr beliebt. Im DSF gab es damals sogar eine Rubrik „Neues aus Extremadura“.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten gab es aber nicht mehr viel Neues aus Extremadura zu berichten. Und wenn es etwas gab, dann war das nichts Positives.
Extremadura UD „am Rande des Verschwindens“
Finanzielle Probleme stellten die Existenz von CF Extremadura immer wieder in Frage. 2010 ging es nicht weiter: Der Klub musste aufgelöst werden. Allerdings wurde mit Extremadura UD an gleicher Stelle drei Jahre zuvor ein inoffizieller Nachfolger gegründet.
Extremadura UD gelang im Jahr 2018 der Aufstieg in die zweite spanische Liga und in der spanischen Provinz träumten sie wieder von einem Erstligaklub. 2020 folgte aber der Abstieg in die Segunda B und seitdem sind die finanziellen Probleme wieder zurück.
Extremadura UD hat nun ein letztes S.O.S gesendet. In einer Erklärung machte der Klub aus Almendralejo deutlich, dass er kurz vor der Auflösung stehe, wenn nicht „eine endgültige und dringende Lösung“ gefunden werden kann. Extremadura UD scheint seine letzten Stunden zu erleben - und mit ihm steht der professionelle Fußball in Extremadura „am Rande des Verschwindens“, wie in der Erklärung zu lesen ist.
Fast alle Türen, an die die Verantwortlichen des Klubs zuletzt klopften, blieben verschlossen. Jüngst schloss die Páez-Moreno-Gruppe eine Übernahme des Aktienpakets von Extremadura aus. In der Erklärung heißt es, dass „wir immer noch die Hoffnung haben, diese unglückliche Situation retten zu können, auch wenn sich die Möglichkeiten realistischerweise verringert haben“.
Momentan stehen nicht einmal genug Profis im Kader, um das Spiel am Freitag gegen Sanse in der dritthöchsten spanischen Spielklasse zu absolvieren. Wenn das Spiel am Freitag nicht stattfindet, dann wird der Klub aus der Liga ausgeschlossen.
Es wäre wohl endgültig das Ende des Favoritenschrecks Extremadura.