„Ich bin ein verrückter Junge, hahahaha!“
Die Skandal-Akte Aubameyang
Unter anderem mit diesen geschriebenen Worten hatte sich Pierre-Emerick Aubameyang im Januar 2018 von den Fans von Borussia Dortmund verabschiedet. „Ich habe Fehler gemacht, aber nie in böser Absicht“, fügte er damals in seinem Abschieds-Gruß, der irgendwie mehr Entschuldigung als Gruß war, hinzu. Er schloss damit das Kapitel BVB und begann damit, ein neues beim FC Arsenal zu schreiben.
Mittlerweile sind viele Geschichten hinzugekommen und es scheint klar: Ein verrückter Junge ist der 32-Jährige zumindest zu Teilen wohl noch immer. Nun ist der Ausnahme-Fußballer seine Kapitänsbinde los und wurde von Arsenal-Coach Mikel Arteta für wichtige Spiele suspendiert. Das erinnert dann doch sehr an seine schwarz-gelbe Zeit in Dortmund. SPORT1 öffnet die Skandal-Akte des Kickers.
Aubameyang auch außerhalb des Platzes schnell unterwegs
Im Sommer 2013 war Aubameyang für 13 Millionen Euro von AS St. Etienne zum BVB gewechselt. Die neue Umgebung wollte er wohl in wahrsten Sinne des Wortes schnell erkunden. Nur Wochen nach seinem Wechsel wurde er mit 77 km/h in der 30er Zone fotografiert - und zwar nicht von einem Fan, sondern von einem Blitzer. Einen Monat lang musste er das Auto daraufhin stehenlassen.
Auch in der Folge zeigte er mit seinen Autos immer wieder, dass er auch neben dem Platz zu den schnellsten Fußballern gehört. Im April 2014 stellte er seinen Lamborghini Aventador in Düsseldorf im absoluten Halteverbot ab, kam dabei mit einem Bußgeld davon. Im April 2015 leistete er sich dann schon einen deutlich heftigeren Aussetzer hinter dem Steuer.
Der Gabuner, der auch einen französischen Pass besitzt, soll versucht haben, eine PR-Beraterin anzufahren, die er zuvor nicht bezahlt hatte. Diese erstattete Anzeige. Bei der Dame soll es sich aber um eine Stalkerin gehandelt haben, die letztlich darauf verzichtete, den Fall vor Gericht zu bringen.
Im September 2018 kam bei dem extrovertierten Stürmer dann ein Strafzettel in Höhe von 1400 Euro hinzu. Er wurde auf der Autobahn M1 mit 160 km/h geblitzt. Erlaubt waren 110 km/h. Damals verdiente Aubameyang sein Geld bereits in London.
Maskenjubel und Suspendierungen
Im Jahr 2015 hatte der Offensiv-Star außerdem für den ersten Teil einer Mini-Saga gesorgt, die unter dem Namen „Maskenjubel“ bekannt ist. Als er im Februar das 1:0 im Revierderby gegen den FC Schalke 04 erzielte, da schlüpfte er kurzerhand in eine Batman-Maske. Marco Reus durfte sich als Kollege Robin versuchen. Beide sahen die Gelbe Karte.
Der zweite Teil der Saga folgte im April 2017. Wieder war das Opfer der FC Schalke, und in diesem Fall handelte sich Aubameyang, der eine Maske trug, die über das ganze Gesicht ging, eine satte Strafe von 100.000 Euro ein. Der Grund: Der Akt mit der Maske war von dessen privatem Sponsor Nike initiiert worden. Das ließen sich die BVB-Bosse nicht gefallen.
Sponsoren-Ärger brockte sich der Angreifer auch im März 2017 ein. Er trug bei einem Spiel ein pinkes Logo der „Hypervenom“-Serie von Nike - und zwar eingearbeitet in seine Frisur. Die Verantwortlichen des BVB waren erneut not amused - vor allem, weil der Klub von Puma gesponsert wird.
Suspendierung von drei BVB-Coaches
Im November 2016 handelte sich „Auba“ seine erste Suspendierung in Dortmund ein. Er fehlte in der Champions League gegen Sporting Lissabon im Aufgebot des damaligen Trainers Thomas Tuchel wegen einer unerlaubten Reise nach Mailand in einem Privatjet, die wenige Tage zuvor stattgefunden hatte. Bekannt wurde das auch, weil Aubameyang am nächsten Tag zu spät zum Training kam.
Ziemlich genau ein Jahr später traf er rund 20 Minuten zu spät zum Abschlusstraining vor einem Spiel gegen den VfB Stuttgart ein. Peter Bosz strich ihn aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader.
Im Januar 2018 war Bosz als BVB-Coach schon wieder Geschichte. Die Disziplinlosigkeiten von Aubameyang hörten aber nicht auf. Er verpasste die Abschlusssitzung vor einem Spiel und wurde von Bosz-Nachfolger Peter Stöger suspendiert. Das Kunststück war vollbracht: Aubameyang hatte es geschafft, von drei verschiedenen BVB-Coaches suspendiert zu werden.
Kurz nach dem neuerlichen Eklat folgte die Trennung. Aber nicht, bevor sich Aubameyang in einer Soccerhalle mit Familie und Freunden ablichten ließ, während seine Teamkollegen bei der Hertha in Berlin spielten. Er trug dabei ein Trikot mit dem Namenszug von Ousmane Dembélé - dem Spieler, der sich auf unschöne Weise vom BVB zum FC Barcelona gestreikt hatte. Der Schlussstrich in Dortmund, aber nicht bei der Skandalakte Aubameyang.
Lachgas und verbaler Angriff gegen Watzke
Im Oktober 2019 stichelte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke in Richtung Ex-Spieler Aubameyang, da dieser erneut nicht in der Champions League spielte. Dieser antwortete via Twitter mit einem deftigen Konter: „Es ist besser für dich, dass ich nicht darüber spreche, warum ich Dortmund verlassen habe, Herr Watzke, du bist so ein Clown.“
Als Spieler der Gunners stieg Aubameyang unterdessen mit starken Leistungen zum unverzichtbaren Starspieler und schließlich zum Kapitän auf. Er leistete sich aber weiter die eine oder andere Disziplinlosigkeit. Im Dezember 2018 sorgte eine Lachgas-Party mit unter anderem Mesut Özil für einen größeren Skandal auf der Insel.
Nun war es wohl ein unentschuldigtes Fernbleiben vom Training, das die eine Disziplinlosigkeit zu viel war. „Die Entscheidung ist wirklich hart. Aber es gab viel zu verdauen, und wir brauchen ein wenig Zeit. Es hat wirklich weh getan“, sagte sein Coach Arteta. Es gibt mindestens drei Berufskollegen, die ihn verstehen werden.
Bei Aubameyangs Talent scheint es, als hätten die ständigen Eskapaden und Eklats eine noch erfolgreichere Karriere des Stürmers verhindert. An guten Tagen könnte er wohl jedem Team der Welt helfen. An schlechten ist er aber nicht einmal im Mannschaftsbus.