Vor 13 Jahren spielte Mikael Silvestre noch zusammen mit Cristiano Ronaldo bei Manchester United. Nun ist Silvestre seit sieben Jahren im verdienten Fußball-Ruhestand - und Ronaldo zurück bei den Red Devils.
“Vielleicht hat Ronaldo deutsches Blut“
Im Interview mit SPORT1, das von wettfreunde.net organisiert wurde, spricht Silvestre über Ronaldo als Teamkollegen, das Meisterrennen in England und seine Ex-Klubs FC Arsenal und Werder Bremen. Er wirft dabei die These in den Raum, ob Ronaldo nicht sogar deutsches Blut haben könnte.
SPORT1: In diesem Sommer gab es einen Blockbuster-Transfer für Manchester United: Cristiano Ronaldo ist zurück. Sie sind seit sieben Jahren aus dem Fußballgeschäft raus, aber Sie haben fünf Jahre lang zusammen mit Ronaldo für United gespielt. Wie sind Ihre Erinnerungen?
Mikael Silvestre: Ich habe großartige Erinnerungen daran, wie er auf dem Trainingsplatz arbeitete. Er ist bei United sehr gewachsen, während ich da war. Er wurde Spieler der Saison und hat einen Ballon d‘Or gewonnen. Ich denke gerne an die Zeit zurück, als ich sein Teamkollege war.
SPORT1: Hätten Sie damals gedacht, dass er einer der besten Spieler der Geschichte werden kann?
Silvestre: Ich weiß nicht genau, wann ich es wusste, aber er hatte nach zwei Jahren immerhin den Ballon d‘Or gewonnen. Ich konnte sein Talent schnell sehen und er hörte nie auf, sich zu verbessern. Man sah fast schon von einem Tag auf den anderen eine Veränderung. Es wurde immer schwerer für mich, ihn zu stoppen.
„Vielleicht hat Ronaldo deutsches Blut“
SPORT1: Wie hat er sich als Teamkollege verhalten?
Silvestre: Er war immer ein freundlicher und lustiger Zeitgenosse. Er war immer positiv und ein großartiger Charakter in der Kabine. Ich denke, dass das jeder eines Klubs so sieht, bei dem er je war. Außerdem ist er ein verdammt harter Arbeiter. Vielleicht hat Ronaldo ja deutsches Blut. (lacht)
SPORT1: Da müssen wir wohl mal seinen Stammbaum durchgehen. Unabhängig davon: Was kann Ronaldo United heute noch geben?
Silvestre: Er hat viel zu geben. Seine wichtigste Eigenschaft wird die des Torschützen sein. Seine Erfahrung, seine Führungsstärke und letztlich seine Präsenz wird viele junge Spieler inspirieren. Auch die Spieler aus der Akademie werden zu ihm aufsehen. Allein schon wegen all der Auszeichnungen und Titel, die er gewonnen hat. United kann wirklich froh sein.
SPORT1: Ronaldo war nicht der einzige spektakuläre Transfer von Manchester United. Wie bewerten Sie den Transfersommer der Red Devils? (Alle Entwicklungen rund um den Transfermarkt im SPORT1-Transferticker)
Silvestre: Es war keine große Überraschung, dass Jadon Sancho kam, da United ihn mindestens seit einem Jahr holen wollte. Ich kann es kaum erwarten, ihn im Old Trafford und mit seiner vollen Geschwindigkeit zu sehen. Raphael Varane war auch eine sehr wichtige Verpflichtung. Ihn zu der soliden Verteidigung hinzuzufügen, hebt die Defensive auf ein neues Level. Das könnte dem Team helfen, im Meisterrennen mitzumischen.
SPORT1: Sie haben große Erwartungen an Jadon Sancho in Manchester. Glauben Sie, dass er ein Franchise-Spieler - wie man es in den USA nennt - und ein Gesicht des Erfolgs in den nächsten Jahren werden kann?
Silvestre: Das wird sich zeigen. Es sind aber schon viele Erwartungen, die an ihn gerichtet werden. Die Transfersumme hebt die Erwartungen. Er ist jung und muss noch einiges verbessern. Das wird er aber auch tun, er hat die richtige Mentalität. Die Zeit in Deutschland wird ihm auch geholfen haben. Er ist gereist, hat eine andere Sprache und Kultur kennengelernt - und auch einen neuen Fußball. Das wird ihm bei United helfen.
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Das macht Silvestre bei Arsenal Sorgen
SPORT1: Sie haben das Meisterrennen auf der Insel schon angesprochen. Wer ist Ihr Topfavorit und welche Rolle wird United spielen?
Silvestre: Ich hoffe, dass das Rennen so knapp wie möglich ist. Man kann darauf zählen, dass Manchester City dabei sein wird. Auch Liverpool wird zurückschlagen können. Ich hoffe, dass United dann im März und April noch dran ist. Dann ist alles möglich.
SPORT1: Arsenal wird nicht am Titelrennen teilnehmen, derzeit sind die Gunners sogar Tabellenletzter. Sie haben für Arsenal gespielt. Welche Emotionen haben Sie, wenn Sie sehen, was aus dem Verein geworden ist?
Silvestre: Ich mache mir vor allem darüber Sorgen, dass viele Personen Veränderungen wollen. Du kannst nicht mit dem Finger schnipsen und gute Resultate erzeugen. Die Menschen müssen geduldig sein und das Team und den Teammanager unterstützen. Nur so kann sich alles drehen. Jedes Spiel ist eine Möglichkeit, das ist die richtige Einstellung. Es gibt einige Dinge, die überdacht werden müssen, es braucht aber einen großen Zusammenhalt, um durch diese harte Zeit zu kommen.
SPORT1: Sie glauben also, dass Mikel Arteta der richtige Teammanager für Arsenal ist?
Silvestre: Das wird sich zeigen. Für den Moment ist es aber definitiv das Beste, ihm mehr Zeit zu geben, anstatt eine schnelle Veränderung anzustreben.
Silvestre zu Werder: „Irgendwann ist dein Glück aufgebraucht“
SPORT1: Mit Werder Bremen ist ein anderer Ex-Verein von Ihnen sogar in die 2. Bundesliga abgestiegen. Welche Gefühle haben Sie, wenn Sie an den Verein denken?
Silvestre: Der Abstieg hatte sich angedeutet. Werder war seit einigen Jahren im Abstiegskampf und irgendwann ist dein Glück aufgebraucht. Sie hatten dieses Mal nicht das Glück, noch einmal durchzukommen. Ich hoffe, dass sie sich nun neu auf- und ein besseres Team zusammenstellen. Die Jugendakademie macht einen guten Job. Die Herausforderung ist aber auch die finanzielle Situation. Durch die Corona-Pandemie ist alles noch schlimmer geworden. Wenn es eine Saison gab, in der man nicht absteigen sollte, dann war das die letzte. Es ist schwierig für Sponsoren, den Klub noch zu unterstützen. Sie müssen jetzt smart sein und der Jugend eine Chance geben.
SPORT1: Schauen Sie sich noch manchmal Spiele von Werder Bremen an?
Silvestre: Ich gucke mir nur die Ergebnisse an. Es ist nicht so einfach, Spiele der 2. Bundesliga zu sehen.
SPORT1: Glauben Sie denn, dass Werder zeitnah in die Bundesliga zurückkehren kann?
Silvestre: Es gibt mit Schalke und Hamburg noch zwei weitere große Klubs. Es wird schwierig.