Nach dem Beschluss der Super-League-Gründung der zwölf europäischen Top-Klubs gehen die Fans des FC Liverpool auf die Barrikaden.
Klopp: "Leute sind nicht glücklich"
Der Grund: Zu den zwölf Gründungsklubs der neuen Eliteliga zählen unter anderem die Reds. Die Fangruppe Spion Kop 1906 stellt deshalb ab sofort jeglichen Support ein - und kündigt Gegenwehr an.
"Wir haben heute mit dem Verein Kontakt aufgenommen, um klarzustellen, dass wir alle Banner und Fahnen so schnell wie möglich abnehmen wollen. Wir nehmen unsere Unterstützung ab sofort vom Tisch", sagte ein Sprecher von Spion Kop 1906 bei The Athletic.
Demnach wird die ikonische Stehplatztribüne, die während der gesamten Zeit der Pandemie geschmückt war, am Samstag im Premier-League-Heimspiel gegen Newcastle United leer sein. Es ist ein kleines Zeichen des Protests. Weitere Aktionen sollen folgen.
"Wir haben das Gefühl, dass wir einem Verein, der finanzielle Gier über die Integrität des Spiels stellt, nicht länger unsere Unterstützung geben können. Es ist eine Schande, wir wissen nicht, wie es so weit kommen konnte, ohne dass die Fans konsultiert wurden. Sie haben ihre Seele verkauft", äußerte sich ein Vertreter der Fangruppierung.
Jürgen Klopp: "Ich bin nicht involviert"
Damit aber nicht genug: Es wird gefordert, dass sich die Manager und Stars gegen die Pläne stellen und die Fans bei den Protesten unterstützen.
Am Abend vor dem Premier-League-Spiel gegen Leeds United, bei dem die Reds nur ein 1:1 erreichten, äußerte sich auch Trainer Jürgen Klopp zu den Plänen der Super League.
Im kicker hatte er im Jahr 2019 erklärt: "Ich hoffe, diese Super League wird es nie geben." Diese Meinung bestätigte Klopp am Abend. "Ich habe die gleiche Meinung über die Super League", sagte er bei Sky Sports. Er ergänzte: "Es ist eine schwierige Sache, die Leute sind nicht glücklich. Wir waren nicht in den Prozess involviert, nicht die Spieler, nicht ich, wir wussten nichts davon. Wir werden abwarten müssen, wie sich das entwickelt."
Er habe "gestern das erste Mal davon gehört, was nicht gerade hilfreich für die Vorbereitung eines schwierigen Spiels war".
Fans hielten vor dem Stadion Plakate hoch mit der Aufschrift "Ruhe in Frieden, LFC".
Klopp: Es geht um mehr Geld
Der LFC sei mehr als ein paar Entscheidungen, erklärte Klopp. "Mein Ziel war es immer, an der Champions League teilzunehmen. Ich mag die Idee, dass West Ham in der Champions League spielen kann. Denken Sie daran: Der wichtigste Teil des Vereins sind die Fans und das Team. Und wir sollten sicherstellen, dass dem nichts in die Quere kommt."
Er könne den Ärger der Fans nachvollziehen. "Ich weiß nicht genau, warum die zwölf Vereine das gemacht haben. Es heißt immer 'mehr Spiele, mehr Spiele'. Es geht um mehr Geld, um nichts anderes", stellte er klar.
Befreundete Fangruppen wie zum Beispiel Spirit of Shankly unterstützen derweil den Plan, alle Flaggen und Banner aus dem Stadion zu entfernen.
"Als Fanvertreter sind wir entsetzt und lehnen diese Entscheidung komplett ab. FSG hat die Fans in ihrem unerbittlichen und gierigen Streben nach Geld ignoriert. Der Fußball gehört uns, nicht ihnen. Unser Fußballverein gehört uns, nicht ihnen", twitterte Spirit of Shankly.
Liverpool-Fans mit Protestaktionen
Die Liverpooler Fans haben nach den Worten bereits Taten folgen lassen und befestigen zwei große schwarze Banner an den Toren von Anfield.
Zu den zwölf europäischen Vereinen, die am Sonntagabend bekannt gegeben haben, einen eigenständigen Wettbewerb zu gründen, gehören neben dem FC Liverpool auch der AC Mailand, Arsenal, Atlético Madrid, Chelsea, Barcelona, Inter Mailand, Juventus, Manchester City, Manchester United, Real Madrid und Tottenham Hotspur.
Zu den Gründungsvereinen sollen fünf weitere Teams hinzukommen, die sich jede Saison qualifizieren können. Die Klubs teilten ebenfalls mit, dass auch eine Frauenliga "so bald wie möglich" nach dem Start des Männerwettbewerbs eingeführt werden soll, nannten aber keine weiteren Details.
Die Fan-Wut bekam Liverpool auch vor dem Spiel in Leeds zu spüren. (Spielplan und Ergebnisse der Premier League)
Anhänger versuchten, den Teambus der Reds auf den Weg ins Stadion in der Elland Road zu stoppen.