"Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Wenn du mal wegen einer Verletzung ausfällst, übernimmt ein anderer deinen Platz."
Der Abstieg von Klopps Musterschüler
Moritz Leitner sagte das im Jahr 2018. Und dieses Zitat könnte auf kaum eine Karriere besser passen als auf die des geborenen Müncheners.
Ausgebildet in der Jugendabteilung von 1860 galt der heute 28-Jährige zwischenzeitlich als eines der größten Talente Deutschlands. Nicht ohne Grund sicherte sich Borussia Dortmund die Dienste des Mittelfeldspielers in der Winterpause der Meistersaison 2010/11. Jürgen Klopp und ganz Fußballdeutschland hatten hohe Erwartungen an den jungen Spieler, der diese leider nie wirklich erfüllen konnte.
Leitner möchte den Druck von außen nicht als Ausrede für seine Karriere gelten lassen. "Es bringt ja nichts, zurück zu schauen. Aber um ehrlich zu sein, nimmst du das in diesem Alter noch gar nicht so wahr, weil du einfach nur kicken willst", sagt er heute zu SPORT1.
Mit dem "einfach nur kicken" wurde es im harten Geschäft Bundesliga für den feinen Techniker nie was.
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Moritz Leitner beim BVB von Jürgen Klopp gefördert
In seinen ersten zwei Jahren beim BVB führte sein Förderer Klopp ihn zwar kontinuierlich an die erste Mannschaft ran, aber über die volle Distanz stand Leitner nur vier Mal auf dem Platz. Da keine Aussicht auf Besserung in Sicht war, ging es per Leihe zum VfB Stuttgart.
Dort avancierte der Rechtsfuß in der Saison 13/14 erstmals in seiner Karriere auf höchstem Niveau zum Stammspieler. Und auch die folgende Spielzeit ging gut los für Leitner. Er sammelte fleißig Spielminuten. Das Problem: Sein Verein steckte tief im Abstiegskampf. Zum Ende der Saison fand sich Leitner auf der Tribüne wieder. Erst am letzten Spieltag rettete sich der VfB Stuttgart auf einen Nichtabstiegsplatz. Die Zeit von Leitner im Schwabenland war aber vorbei.
Mit immer noch erst 22 Jahren ging es zurück zu Borussia Dortmund. Obwohl Leitner in den letzten Monaten bei Stuttgart keine Rolle mehr gespielt hatte, war die Leihe einigermaßen erfolgreich verlaufen. Er hatte Spielpraxis in der Bundesliga gesammelt, die ihm nun beim BVB helfen sollte. Doch bei den Schwarz-Gelben folgte der nächste Rückschlag.
Leitner auch im zweiten Anlauf in Dortmund nicht glücklich
"Erst wenn du negative Erfahrungen machst, spürst du, wie schwierig es sein kann. Daraus lernst du aber am meisten": So reflektiert blickt Leitner heute auf schwierige Zeiten zurück. Damals aber wird es für den ambitionierten Profi höchst frustrierend gewesen sein, dass es bei Dortmund erneut nicht funktionierte. Nach einer Saison mit lediglich neun Kurzeinsätzen im Oberhaus beschlossen beide Parteien, dass es an der Zeit war, getrennte Wege zu gehen.
Ein Grund dafür, dass es bei Dortmund trotz größerer Erfahrung wieder nicht reichte, könnte das Fehlen von Jürgen Klopp gewesen sein, der den Verein im Sommer verlassen hatte. Seinem ehemaligen Unterstützer spricht Leitner große Bewunderung aus: "Er ist ein unfassbar toller Trainer und Mensch, ich freue mich riesig über alles, was er schon erreicht hat und noch erreichen wird."
Es folgten zwei kurze Intermezzi bei Lazio Rom und dem FC Augsburg, die eineinhalb weitere Jahre ohne viel Fußball für Moritz Leitner bedeuteten. Doch dann gab es endlich wieder eine positive Entwicklung in seiner Karriere.
Norwich City: Vom Aufstiegsheld auf die Tribüne
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Sein ehemaliger Trainer in der 2. Mannschaft von Borussia Dortmund, Daniel Farke, lotste ihn in die zweite englische Liga zu Norwich City. Dort baute Farke gerade eine mit vielen ehemaligen Bundesligaprofis gespickte Mannschaft auf, die den Aufstieg in die Premier League anpeilte.
Dieser gelang auch 2019. Diese Spielzeit stellt gleichzeitig die erfolgreichste in Leitners Laufbahn dar. In der Hinrunde war er unangefochtener Stammspieler. In der Rückrunde nahm seine Spielzeit zwar stark ab, aber er hatte gewichtigen Anteil an der Meisterschaft (SPORT1-Interview: So erklärte Daniel Farke das Wunder von Norwich City).
"Ich war in der erfolgreichen Aufstiegssaison gesetzt, habe viel gespielt, einen großen Teil zum Erfolg beigetragen, das war eine extrem schöne Zeit." Diese schöne Zeit gehört aber leider der Vergangenheit an. Mittlerweile spielt Leitner nur noch in der U23 der Canaries. "Das muss man akzeptieren und den Blick nach vorne richten, das mache ich."
Ein Wechsel ist der einzige Ausweg. "Mein Berater ist mit diversen Vereinen und spannenden Aufgaben im Gespräch. Ich brenne und bin bereit, wieder auf dem Platz zu stehen und mit einer Mannschaft Spiele zu gewinnen."
Wohin es geht, steht noch in den Sternen. Aber eine Rückkehr nach Deutschland ist alles andere als ausgeschlossen