Landon Donovan war tief erschüttert. Der frühere Profi des FC Bayern München rang auch gut drei Stunden nach dem Skandalspiel im Torero Stadium um Fassung. "Das war einfach nur niederschmetternd für mich", sagte der Teammanager der San Diego Loyal mit belegter Stimme über den Auslöser des Eklats.
Homophobie-Skandal in den USA
Weil sein Profi Collin Martin homophob beleidigt worden sein soll, hatte sich Donovan beim Zweitliga-Duell mit Phoenix Rising zum letzten Mittel gezwungen gesehen: Spielabbruch!
Donovan: Wir hatten keine Wahl
Als der Schiedsrichter beim Stand von 3:1 für San Diego zur zweiten Halbzeit anpfiff, ging Donovans Mannschaft geschlossen vom Platz. Die erhoffte Playoff-Teilnahme war damit futsch - Donovan aber trotzdem "unglaublich stolz auf diese Mannschaft und diesen Klub".
Er könne verstehen, sagte der 38-Jährige, "dass die meisten Leute, die von außen draufschauen, das nicht nachvollziehen können". Seine Spieler und er aber sahen sich "gezwungen zu handeln", als der offen homosexuelle Martin kurz vor der Pause nach einer Roten Karte gegen ihn von Phoenix-Angreifer Junior Flemmings beleidigt worden sei: "Wir hatten keine andere Wahl."
Dies liegt zum einen in der Klub-DNA begründet - der Namenszusatz "loyal" kommt nicht von ungefähr. Zum anderen hatte der Skandal eine Vorgeschichte: In der vergangenen Woche wurde San Diegos Elijah Martin im Duell mit LA Galaxy II (1:1) von Gegenspieler Omar Ontiveros rassistisch beleidigt (N-Wort).
Ontiveros wurde mit einer Geldstrafe und einer Sperre für sechs Spiele belegt, Galaxy warf ihn raus - und San Diego um Mitgründer und Vize Donovan "schwor", fortan noch stärker für seine Werte einzustehen.
Schiedsrichter und Trainer handelten nicht
"Wir haben in der vergangenen Woche viel durchgemacht", berichtete Donovan. Im Vorfeld des Treffens mit Phoenix sei daher vereinbart worden, das Spiel in der 71. Minute zu unterbrechen - zu dem Zeitpunkt, an dem Elijah Martin gegen LA beleidigt worden war. Beide Teams sollten gemeinsam ein Banner mit der Botschaft "I will act, I will speak" (Ich werde handeln, meine Stimme erheben) präsentieren. Doch dazu kam es dann gar nicht mehr.
Als er von der homophoben Beleidigung gehört habe, "bin ich ausgerastet", sagte Donovan aufgebracht. Zumal sich der Schiedsrichter machtlos gegeben habe. Er habe das verunglimpfende Wort zwar gehört, den Sinn aber nicht verstanden, soll er zu Protokoll gegeben haben. Donovan forderte daraufhin seinen Trainerkollegen Rick Schantz auf, den vermeintlichen Übeltäter Flemmings auszuwechseln. Vergeblich.
Die Liga leitete eine Untersuchung ein. Flemmings beteuerte seine Unschuld, für die Anschuldigung gäbe es "keinerlei Beweise". Auch habe der Unparteiische nichts gehört. Im Übrigen stehe er "in Solidarität" an der Seite der Bewegung LGBTQ+, die sich unter anderem für die Rechte Homosexueller einsetzt.