Niko Kovac bezeichnet sich selbst als Kosmopolit.
Wohin Kovacs Weg führen könnte
"Ich bin Europäer. Ich bin in Europa zu Hause!", machte er im Sommer 2018 deutlich, als Sport-Deutschland über die Rassismus-Klage von Mesut Özil debattierte. "Wenn man versucht, andere Menschen besser zu verstehen, kann man gemeinsam viel mehr erreichen."
Derzeit wohnt Kovac mit seiner Frau Kristina und Tochter Laura in Salzburg. Doch spätestens im Sommer dürfte sich sein Lebensmittelpunkt wieder an einen anderen Ort verlagern.
Niko Kovac will zurück auf die große Bühne
Am Montagabend sprach der 48-Jährige erstmals seit seinem Aus beim FC Bayern über seine Zukunft – und kündigte ein Comeback zur kommenden Saison an.
"Ich spüre langsam den Drang, die Freude, den Willen, als Trainer wieder etwas zu machen. Ich fühle jetzt wieder die Spannung", sagte er bei Servus TV.
Doch welche Perspektiven sieht ein Trainer, der beim FC Bayern, einem der größten und erfolgreichsten Klubs Europas an der Seitenlinie stand, überhaupt für sich?
Nach SPORT1-Informationen will Kovac nach seiner Bayern-Zeit keine großen Abstriche machen. Am liebsten will er um Titel spielen.
Sollte sich aber die Gelegenheit ergeben, etwas Großes zu entwickeln, würde er auch einen vermeintlichen Schritt zurück machen.
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Bundesliga-Zukunft fraglich
Die Hertha aus Berlin ist so ein Großprojekt, könnte sich aber analog zum Flughafen zur Dauerbaustelle entwickeln.
Da als titelfähige Mannschaften sonst wohl nur Leipzig und der BVB in Frage kommen, könnte es durchaus sein, dass das Kapitel Bundesliga erst einmal geschlossen werden wird.
Ein erneutes Engagement als Nationaltrainer (Kovac war von 2013 bis 2015 für die kroatische Auswahl verantwortlich) schloss er zudem aus, da die tägliche Arbeit mit einem Team deutlich mehr Spaß mache.
Zieht es Kovac nach Spanien?
Kovac selbst nannte am Montag stattdessen unter anderem Spanien als mögliches Ziel. Ihm gefällt die Herangehensweise der Iberer.
"Javi kommt aus Spanien, dort lebt der Fußball von Enthusiasmus", lobte er vor gut einem Jahr Bayerns Mittelfeldmann Javi Martínez.
Leidenschaft und bedingungsloser Wille. Werte, für die Kovac sowohl als Spieler als auch als Trainer oberste Priorität genießen.
"Herz ist wichtiger als Taktik", ließ er einst als kroatischer Nationalspieler verlauten. Worte, die ohne Frage auch von Diego Simeone hätten stammen können.
Atlético Madrid als idealer Kovac-Klub?
Als Eintracht-Legende Charly Körbel während Kovacs Amtszeit vom Magazin 11Freunde gefragt wurde, mit welchem Klub er die Frankfurter vergleichen würde, antwortete er daher beinahe folgerichtig: "Mit Atlético Madrid, die sind auch so!"
"Schon eine fiese Truppe. Aber es stimmt, da sind viele Parallelen", ergänzte Sportvorstand Fredi Bobic.
Nun präsentiert sich Atlético in dieser Saison aber vor allem vor dem gegnerischen Tor alles andere als giftig. Erstmals in seiner nun schon über acht Jahre dauernden Amtszeit ist Simeone nicht mehr unumstritten.
Klingt nach einer möglichen Chance für Kovac, doch Atléti-Präsident Enrique Cerezo will von einem Simeone-Aus nichts wissen. "Er wird noch lange bei uns bleiben. Er ist ein großartiger Trainer."
Kovac-Fußball passt in die Premier League
Kovacs Spur könnte aber ohnehin eher nach England führen. Seiner Idee vom Fußball, die bei Frankfurt vor allem auf Pressing im Mittelfeld und Umschaltspiel ausgelegt war, konnte er bei Bayern weitere Facetten hinzufügen.
An seiner grundsätzlichen Idee des körperbetonten Powerfußballs mit Herz, dürfte er aber auch weiter festhalten wollen.
Eine Spielweise, die nicht unbedingt zur technisch geprägten spanischen Liga passt, aber wie gemacht scheint für die Premier League, die Kovac am Montag daher auch wenig überraschend als mögliche Option nannte.
Bereits im Dezember war der ehemalige Mittelfeldspieler einige Tage auf der Insel unterwegs, wurde unter anderem bei einem Spiel des FC Everton gesichtet.
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FC Everton wollte Kovac
Zwar befand sich Kovac damals lediglich in England, um sich gemeinsam mit Bruder Robert und seinem Agenten Alen Augustincic einige Spiele wie das der Toffees oder das Topspiel zwischen Manchester City und Manchester United anzuschauen.
Wie SPORT1 erfuhr, hatte Kovac aber tatsächlich ein Angebot des FC Everton vorliegen. Nicht die einzige Offerte, die er sofort hätte annehmen können.
Ein Engagement kam damals allerdings zu früh, nach seiner kräftezehrenden Zeit in München wollte der Kroate erst einmal Kraft tanken.
Kovac auf der Suche nach Loyalität
Bei den Bayern kämpfte Kovac von Beginn an gegen Windmühlen, sah sich Kritik von außen und wenig interner Rückendeckung ausgesetzt.
FCB-Boss Karl-Heinz Rummenigge zog öffentlich immer wieder die Daumenschrauben an.
Daher verwundert es nicht, dass er bei seinem neuen Klub vor allem auf der Suche nach Wertschätzung ist, wie er betonte.
Wo landet Kovac am Ende?
Noch ist schwer abzusehen, welcher Klub es sein könnte, der Kovac all dies bieten kann. Vereine, die einen Trainer für die neue Saison suchen, tun das aus taktischen Gründen noch nicht kund.
Andere Klubs wissen aktuell noch gar nicht, dass sie im Sommer einen neuen Coach brauchen, beziehungsweise hoffen vielleicht, dass der aktuelle noch die Kurve bekommt.
Kovac ist dennoch überzeugt, in wenigen Monaten - wo auch immer - wieder bei einem attraktiven Klub an der Seitenlinie zu stehen.
Denn, so hielt er 2016 einmal fest: "Selbstzweifel darf man im Fußball, oder auch im Leben, nicht haben."