Es ist der 16. November 2003. Im Estadio do Dragao in Porto treffen der FC Porto und der FC Barcelona zu einem Freundschaftsspiel aufeinander. Es ist ein typischer, portugiesischer Herbstabend. Nicht sonderlich kalt, aber nass.
Megastar Messi: Wie alles begann
Die Ränge sind gut gefüllt, die Emotionen unter den Zuschauern euphorisch, schließlich führt ihr FC Porto gegen den katalanischen Super-Klub mit 2:0, gut 15 Minuten zu spielen.
Als die Stadionuhr die 75. Minute anzeigt, hebt der vierte Offizielle die Auswechseltafel. Ein kleines, unscheinbares Bürschchen steht neben ihm und wartet auf seinen Einsatz. Das Trikot wirkt irgendwie zu groß, die Hose zu lang. Nichts deutet darauf hin, dass die Menge gleich Zeuge eines fußballhistorischen Moments werden wird.
Ein kleiner Argentinier betritt das Feld
Lionel Messi heißt der Jungspund, der da am Spielfeldrand auf seinen Einsatz wartet. Der No-Name-Argentinier mit dem Milchgesicht klatscht mit Fernando Navarro ab und betritt zum ersten Mal den Rasen, den er in der Folgezeit zu seiner großen Bühne machen soll.
Nur 40 Sekunden später hat Messi bereits seine erste Aktion, die andeutet, wohin sein Weg führen mag. Der nur 1,70 Meter große Teenager bewegt sich in den freien Raum zwischen drei Gegenspielern, nimmt den Ball an, orientiert sich sofort Richtung Strafraum. Mit den für ihn jetzt charakteristisch kurzen Schritten rennt er los und kann nur mit einem Foul gestoppt werden.
Bei seinem Debüt für Barcas Profimannschaft trägt sich "La Pulga", der Floh, kurz darauf fast noch in der Torschützenliste ein, als er an der portugiesischen Torwartlegende Vitor Baia scheitert.
Messi wird zum Synonym für Spektakel
19 Jahre später ist der Name Lionel Messi nicht mehr nur einfach der Name eines Fußballers. Er ist eine Marke - und ein Versprechen für spektakuläre Aktionen, Tempo-Dribblings und Traumtore. Sobald Messi auf dem Feld steht, scheint im Fußball alles möglich zu sein.
Bei seinen Toren wie am Fließband degradiert Messi internationale Topverteidiger zur Staffage. Jérôme Boateng kann nach dem Champions-League-Halbfinale 2015, als Barca die Bayern ausschaltete, ein Lied davon singen.
Titel und Rekorde wie am Fließband
In 778 Pflichtspielen für die Katalanen schoss Messi 672 Tore. Dazu bereitete er auch noch 303 Tore vor, gewann unter anderem viermal die Königsklasse und dreimal den Weltpokal. Zehnmal wurde der 35-Jährige zudem spanischer Meister, gewann siebenmal die Copa del Rey.
Auch seit seinem Wechsel im Sommer 2021 zu Paris Saint-Germain konnte er in der vergangenen Saison den Meistertitel in der Ligue 1 feiern. In 53 Pflichtspielen für die Pariser steuerte er bislang 23 Tore und 29 Assists bei.
Dazu kommen viele persönliche Auszeichnungen. Sechsmal wurde er zum Weltfußballer des Jahres gekürt, 2011 wurde er von der Gazzetta dello Sport zum Weltsportler des Jahres gewählt.
Messi ist seine eigene Klasse
„Er ist besser als jeder andere mit rechts, mit links und mit dem Kopf. Er verteidigt besser und attackiert besser. Er ist besser im Dribbling und im Passspiel“, sagte sein langjähriger Mannschaftskollege Xavi, inzwischen Trainer der Katalanen, während der gemeinsamen Zeit in Barcelona über ihn.
Auf die Nachfrage, ob das auch für das Torwartspiel zutreffen würde, erwiderte Xavi damals nur: „Wir haben ihn bisher noch nicht ins Tor gestellt. Aber passt genau auf, wenn er es mal probieren sollte.“ Ob er nun das Torwartspiel auch noch revolutionieren würde, sei mal dahingestellt.
Davor war Fußball eine andere Sportart
Samuel Eto’o, seines Zeichens ebenfalls ein Ausnahmestürmer seiner Zeit, beschrieb das Phänomen Messi in der Dokumentation Take The Ball, Pass The Ball einmal so: "Es scheint, dass jeder Spieler, der vor Messi auf dem Feld stand, eine andere Sportart ausgeübt hat."
Ob Messi nun eine andere Sportart ausübt oder den Fußball neu erfunden hat - er ist auf jeden Fall einer jener Spieler, die später mal zu den Legenden des Fußballs gehören werden. Vielleicht werden sich in einigen Jahren viele auch wünschen, dass sie ihn einmal hätten live spielen sehen können.
Die Zuschauer im Estadio do Dragao vor 19 Jahren hatten dieses Privileg. Auch wenn ihnen damals wohl kaum bewusst gewesen sein dürfte, dass dieser Lionel Messi fortan die Fußball-Welt erobern würde.