Es gibt Fußballer, die ihren Job lieben. Fußballer, die sich ohne zu murren an die Regeln ihrer Trainer halten und hart trainieren, weil sie jedes Wochenende zum Einsatz kommen wollen.
Der seltsame Fall des Hatem Ben Arfa
Und dann gibt es Fußballer, für die ihre Arbeit eine verzichtbare Nebensache ist, solange das Geld stimmt. Fußballer, die sogar eine Party schmeißen, wenn sie ein Jahr lang als sündhaft teurer Tribünengast durchgehalten haben. Fußballer wie Hatem Ben Arfa.
Am 5. April posierte der ehemalige französische Nationalspieler breit grinsend und mit beiden Daumen nach oben gestreckt auf seiner Couch, vor ihm stand ein Törtchen mit einer brennenden Eins als Kerze.
"Herzlichen Glückwunsch an mich selbst. Ein Jahr ohne Einsatz muss gefeiert werden", schrieb er unter das Foto, das er via Instagram in die Welt schickte.
Mit dieser einfallsreichen Darstellung der Selbstbelustigung sorgte Ben Arfa für weltweites Gelächter. Er steigerte nach einem Jahr zum Vergessen bei Paris Saint-Germain aber nicht unbedingt seine Chancen auf einen neuen reizvollen Job.
"Der Beste, aber auch der Dämlichste"
"Hatem war der beste Spieler, den ich je habe spielen sehen", sagte einmal ein ehemaliger Nationalmannschaftskollege, der anonym bleiben wollte, in dem Magazin So Foot über ihn. "Aber er war gleichzeitig auch der dämlichste. Denn mit einem Talent wie seinem muss man wirklich unglaublich dämlich sein, um nicht der beste Spieler der Welt zu werden."
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Man könnte meinen, dieser Ben Arfa stehe gerade erst am Beginn seiner Karriere und müsse sich von seinem jugendlichen Leichtsinn befreien.
Der Sohn tunesischer Einwanderer ist tatsächlich aber schon 31. Seit Juli hat er keinen Verein mehr. Und es sieht nicht so aus, als würde sich das in den nächsten Wochen ändern.
Der spanische Erstliga-Aufsteiger Rayo Vallecano brach zu Beginn der Woche Gespräche mit Ben Arfa ab. Die Gehaltsvorstellungen des Spielers gingen "weit über die Möglichkeiten des Vereins" hinaus, berichtete Eurosport.
Auch Dortmund lehnte Ben Arfa ab
Zuvor hatten sich schon AS Saint-Etienne, Stade Rennes, Girondins Bordeaux, der FC Sevilla und West Ham United aus ähnlichen Gründen von einer Verpflichtung verabschiedet.
Auch mit Borussia Dortmund war Ben Arfa zwischenzeitlich in Verbindung gebracht worden.
Neu-Coach Lucien Favre soll ihn bei der Führungsetage des BVB angepriesen haben. Ben Arfa stürmte in der Saison 2015/16 für Favres Ex-Verein OGC Nizza, erzielte 18 Tore.
Das Risiko, einen egoistischen Großverdiener aus Frankreich unter Vertrag zu nehmen, war Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc nach den Erfahrungen mit Ousmane Dembele und Pierre-Emerick Aubameyang aber offensichtlich zu hoch.
"Jeder Trainer hatte Angst vor mir"
"Ich habe furchtbare Dinge getan, wo auch immer ich aufgetaucht bin. Ich bin von der Schule geflogen, ich habe mich mit Lehrern angelegt und selbst in der Kantine dafür gesorgt, dass der Laden nicht lief. Ich war schon als Kind extrem impulsiv und habe mich ständig geschlagen. Jeder Trainer, auch später bei den Profis, hatte Angst vor mir", sagte das "Enfant terrible" einmal in einem Interview mit der französischen Sportzeitung L'Equipe über sich selbst.
Bei PSG verdiente Ben Arfa in zwei Jahren zwölf Millionen Euro netto. Für die Hälfte davon arbeitete er nicht einmal. Nach einer durchwachsenen Debüt-Saison mit nur vier Toren in 32 Einsätzen setzte ihm der Klub Stars wie Neymar oder Kylian Mbappe vor die Nase.
Anstatt zu wechseln schmorte er freiwillig weiter auf der Tribüne. Auf sein Gehalt wollte er nicht verzichten. Mal trainierte er mit den Profis, mal mit der Reserve. Mehr als ein Jahr lang. Seine Karriere schien Ben Arfa ziemlich egal zu sein. Vielmehr wollte er den Verantwortlichen von PSG, vor allem seinem damaligen Trainer Unai Emery, eins auswischen.
Ben Arfa rebellierte schon bei Newcastle
Wird ihm das jetzt zum Verhängnis? Mit seinem eigenwilligen Verhalten hat Ben Arfa, 2004 immerhin U17-Europameister mit Frankreich, einige Klubs abgeschreckt. Zumal er nicht nur bei PSG negativ auffiel. 2015 verließ er auch Newcastle United im Streit. Sein Coach Alan Pardew hatte ihn zuvor degradiert.
"Es war die Hölle in Newcastle. Ich musste wochenlang mit der Reserve trainieren. Es geschahen viele ungerechte Dinge", berichtete der Offensivmann. Pardew entgegnete: "Es ist mir noch nicht oft passiert, dass ich Rebellen nicht in den Griff bekommen habe. Aber im Fall von Ben Arfa war es irgendwann unmöglich."
Der Rebell muss jetzt hoffen, dass er noch eine Chance bekommt. Ein Angebot liegt ihm zumindest vor. Ein nicht ganz so ernst zu nehmendes.
Der unterklassige Klub US Castetis-Gouze lockt ihn in L'Equipe mit einem "astronomischen Bruttogehalt von 800 Euro", einer Bleibe im Gemeindehaus und einem Fahrzeug, das nicht sicher anspringt, aber zumindest bergab rollen kann.
Besser als gar nichts - zumindest für jemanden, der Fußball liebt.
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