Einen Monat ist es her, da gab Borussia Dortmund die Verpflichtung von Peter Bosz als Nachfolger von Trainer Thomas Tuchel bekannt. Doch bei Bosz' Ex-Klub Ajax Amsterdam hat man die Art und Weise des fliegenden Wechsels noch nicht verwunden.
Ajax tritt gegen Bosz nach
"Ich weiß, dass es Peters Ziel war, irgendwann in der Bundesliga zu arbeiten", sagt Dennis Bergkamp bei Voetbal International. "Da ist es logisch, dass du zuschlägst, wenn sich einer der größten dortigen Klubs meldet. Aber für die Gründe des Vereinswechsels, die ich gelesen habe, habe ich kein Verständnis."
Der frühere Weltstar, heute Teil des technischen Stabs des niederländischen Rekordmeisters, stört sich besonders an der Darstellung, Ajax und Bosz hätten komplett andere Vorstellungen über die fußballerische Zukunft gehabt.
Bergkamp sieht Bosz‘ Problem nicht
"Wenn du mit deiner Mannschaft gerade ein Europapokalfinale gespielt und kein einziges Anzeichen gegeben hast, dass du im Sommer vielleicht gehen möchtest: Wo ist dann auf einmal das große Problem?", fragt der 48-Jährige.
"An dem Morgen, als der Abschied von Bosz bekannt wurde, habe ich in den Zeitungen von einem knallharten Konflikt gelesen, und davon, er sei bei Ajax verjagt worden. Ach, komm schon! Ich kann versichern, dass diese Version der Geschichte nicht von der Klubführung kommt."
Er sei zu lange im Geschäft, um das Vorgehen von Bosz' nicht zu durchschauen.
"Ein bisschen viel Zufall"
"Am einen Tag ziehst du in den Verhandlungen mit Ajax die Zügel an, am nächsten kommt das Interesse eines europäischen Spitzenvereins um die Ecke", schildert Bergkamp. "Das ist für mich ein bisschen viel Zufall auf einmal. Die beiden Dinge kann man nicht losgelöst voneinander betrachten. Da werden Spielchen gespielt."
Dass er mit Bosz über dessen Arbeit und Fußball im Allgemeinen gesprochen habe, bestreitet der langjährige Arsenal-Star nicht. Aber die Diskussionen seien nicht heftig gewesen:
"Da ging es zum Beispiel über Intensität, Dauer und Vielfalt seines Trainings. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es länger und intensiver sein können. Peter dachte anders darüber, alles okay."
Bergkamp: "Ich bin kein Ja-Sager"
Ein kritischer Gedankenaustausch gehöre für ihn zur Leistungskultur bei Ajax. "Ich bin kein Ja-Sager und erwarte das auch nicht von den Menschen um mich herum. Du musst immer die Wahrheit sagen können", erklärt Bergkamp.
"Wenn jetzt inhaltliche Diskussionen im Nachhinein als unüberbrückbare Differenzen dargestellt werden, dann macht mich das wütend. Auch weil mir das nie auf diese Art gesagt worden ist."
Von dem Gewicht, das Bosz' Version auf einmal beigemessen wurde, sei die Ajax-Führung überrascht worden. "Als ob eine Bombe explodiert wäre, der pure Wahnsinn", findet Bergkamp. "Ich bin inzwischen wieder ruhig und habe meine Emotionen im Griff. Aber es ist so ungerecht, wie das gelaufen ist, so schade."