Kroatiens Handballer dürfen bei ihrer Heim-WM dank eines Treffers in letzter Sekunde weiter von einer Medaille träumen. Das Team um den Kieler Bundesliga-Star Domagoj Duvnjak, der seine Wadenverletzung weitgehend auskuriert hat, gewann im Hexenkessel von Zagreb einen Krimi gegen Ungarn 31:30 (16:16). Marin Sipic traf unmittelbar vor Schluss zur Entscheidung.
„Wahnsinn!“ Ekstase in Kroatien

„Ich habe keine Ahnung, wie wir da durchgekommen sind“, gab ein glücklicher Duvnjak nach dem nervenaufreibenden Spiel zu. „Eines der verrücktesten Spiele meiner Karriere. Pesic wehrte drei oder vier Bälle hintereinander ab, und Sipic erzielte das letzte Tor. Wir haben etwas Großartiges geleistet, wir sind ins Halbfinale eingezogen.“

Kroatien-Coach Sigurdsson: „Magische Nacht“
Die kroatische Zeitung Sportske Novosti kommentierte die Geschehnisse in Zagreb mit „totaler Wahnsinn“, auch die Tageszeitung Jutarnji List sprach von einem „explodierten“ Kroatien.
Duvnjak, bei dem wegen einer Wadenverletzung bereits das WM-Aus befürchtet worden war, lief mit seinen Kroaten früh einem Rückstand hinterher. Die Ungarn zeigten sich in der hitzigen Atmosphäre in Zagreb furchtlos. Nachdem sie anfangs zurückgelegen hatten, drehten sie auf und erspielten sich im zweiten Durchgang teilweise einen Vier-Tore-Vorsprung.
Kroatien kämpfte sich immer wieder zurück, angefeuert von den lautstarken Fans drängten sie in den letzten Minuten noch auf den Sieg. Torhüter Ivan Pesic glänzte mit starken Paraden, eine Minute vor Schluss stand es tatsächlich 30:30. Dann trumpfte Sipic nervenstark auf und verwandelte den entscheidenden Treffer in der letzten Sekunde des Spiels.
„Wir haben nicht aufgegeben, das ist eine unglaubliche, magische Nacht“, schilderte Kroatiens Trainer Dagur Sigurdsson nach dem Spiel. „Ich kann mich nicht an ein Spiel wie dieses erinnern, das passiert sehr selten. Fünf Minuten vor Schluss waren wir mit vier Toren hinten, aber wir haben gekämpft und gewonnen. Meine Spieler waren verletzt, sie haben in den vergangenen vier Tagen zwei schwere Spiele gespielt, in denen wir um jeden Ball und jedes Tor kämpfen mussten.“

Frankreich oder Ägypten warten im Halbfinale
Auf die vom früheren deutschen Bundestrainer Sigurdsson betreuten Kroaten wartet nun ein Duell mit Frankreich oder Ägypten: Das aktuelle Team kämpft um den zweiten WM-Titel nach 2003. Zuletzt hatten die Kroaten 2017 in einem WM-Halbfinale gestanden. Die Franzosen, Vizeweltmeister von 2023, sind gegen Ägypten (21.00 Uhr/Sportdeutschland.tv und Eurosport) favorisiert.
Auch das Halbfinale am Donnerstag (20.30 Uhr/Sportdeutschland.tv und Eurosport) steigt in der Halle in Zagreb, erst für das Spiel um Platz drei oder das Finale (beide am Sonntag) geht es weiter nach Oslo.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)