Bemerkenswerte Worte vom gegnerischen Trainer! Vor dem direkten Aufeinandertreffen zwischen der Schweiz und Deutschland (Freitag, 20.30 Uhr im SPORT1-Liveticker) hat Nati-Coach Andy Schmid Einblicke in das Seelenleben von DHB-Superstar Juri Knorr gegeben – und dessen Qualitäten in den höchsten Tönen gelobt.
„Ihr tut ihm keinen großen Gefallen“
„Manchmal erkenne ich mich selber wieder in Juri, weil ich mir auch extrem viele Gedanken mache. Ich habe das Gefühl, er macht das auch. Juri ist sehr sensibel“, sagte der ehemalige Weltklasse-Spielmacher und Teamkollege von Knorr bei den Rhein-Neckar-Löwen bei einer Pressekonferenz. Von 2010 bis 2022 lief der 41-Jährige für die Kurpfälzer auf, 2021 kam Knorr zum Klub.
Knorr? „Er hat eine extreme Last zu tragen“
In diesem Zusammenhang übte Schmid auch leichte Medienkritik: „Ihr tut ihm vielleicht keinen großen Gefallen, wenn ihr ihn immer so ins Scheinwerferlicht stellt und alles als Hopp oder Top beurteilt.“ Knorr sei erst 24 Jahre alt. „Er hat eine extreme Last zu tragen. Es tut ihm nicht gut, wenn er immer so krass im Scheinwerferlicht steht. Er sucht das nicht. Ich verstehe es manchmal nicht, warum man ihn da so reindrückt.“
Schmidt stellte klar, von Knorrs Qualitäten „extrem überzeugt“ zu sein. Beim Deutschen spiele das „Selbstvertrauen und die Sicherheit“ eine große Rolle, um Top-Leistungen abzurufen. Dass er sich zur neuen Saison dem dänischen Klub Aalborg anschließe, kommt für Schmid „nicht von ungefähr. Das hat er sich gut überlegt. Er möchte ein bisschen rauskommen.“
Gleichzeitig zeigte Schmid allerdings auch sein Verständnis, dass der Handball Superstars brauche, welche die Zuschauermassen anziehen. „Superstars und Flops - in Deutschland gibt es nichts dazwischen.“ Knorr müsse „diese Rolle annehmen“, stellte Schmid klar. Aber: „Juri gefällt diese Situation nicht. So schätze ich ihn ein und kenne ihn.“
Handball-WM: Sorgen nach Knorr-Verletzung
Ähnlich hätte sich zuletzt DHB-Legende Christian Schwarzer im SPORT1-Interview geäußert und mehr Sensibilität im Umgang mit den deutschen Stars wie Knorr oder Renars Uscins eingefordert. „Es sind nur Menschen, die da herumlaufen und keine Maschinen, die ich ein- und ausschalte und sage, jetzt musst du funktionieren. Bei Juri hat man es gesehen, dass seine Spielweise und seine Leistung ein bisschen darunter gelitten hatten.“
Beim Auftaktmatch der WM gegen Polen verletzte sich Knorr am Knie. Teammanager Benjamin Chatton konnte allerdings am Tag darauf zumindest leichte Entwarnung geben. Es sei keine strukturelle Verletzung, für einen Einsatz gegen die Schweiz sehe es gut aus.
Für Schmid spielt dies in der Gegnervorbereitung keine Rolle, wie er aufgrund der Qualitäten von Deutschland scherzhaft erläuterte: „Man fühlt sich wie früher vor einer Prüfung, bei der man zehn Themen hat und man hat nicht genügend Zeit, alle Themen zu lernen. Und dann lernt man nur sieben und hofft, dass die anderen drei nicht drankommen.“ Deshalb wolle er sich mehr auf die eigenen Stärken konzentrieren.