Viele Fernsehzuschauer werden sich am Mittwochabend die Augen reiben: Ist er das wirklich? Spielt der immer noch? Ja, Nikola Karabatic spielt. Und wie.
Das Monster des Welthandballs
Mit fast 39 Jahren gehört der frühere Kieler noch immer zum Stamm der unersättlichen Franzosen - doch der Olympiasieger ist inzwischen so viel mehr als Karabatic.
„Die haben quer durch die Bank Weltklassespieler“, sagte Deutschlands Torhüter Andreas Wolff voller Hochachtung: „Spieler wie Dika Mem können alles im Alleingang zerlegen. Wir müssen gucken, dass den jungen Spielern während des Spiels nicht der Kopf irgendwo steht.“ Und Rückraumspieler Luca Witzke warnte vor einer „sehr starken Mannschaft, mit starken Individualisten“. (STIMMEN: Knorr: „Es nervt uns alle“)
Wohl wahr. Mit sechs Siegen in den bisherigen sechs Spielen pflügte der Olympiasieger bislang regelrecht durchs Turnier. Jeder Partie drückte dabei ein anderer Spieler seinen Stempel auf.
Mal war es Superstar Dika Mem, mal einer der beiden Linkshänder Nedim Remili oder Melvyn Richardson. Und mal Spielmacher Kentin Mahe.
Handball-WM: Karabatic lehrt Gegner das Fürchten
Und Karabatic? Der führte sein Team in den ersten Spielen noch als Kapitän aufs Feld, saß in den letzten beiden Spielen allerdings draußen. Ob er am Mittwochabend (ab 20.30 Uhr im LIVETICKER) im WM-Viertelfinale gegen Deutschland, seine heimliche Liebe, auflaufen wird, ist offen. „Ich wäre bereit. Mein Fuß tut noch weh, aber es geht ihm gut“, sagte er am Dienstag.
Im Angriff lässt bei dem hoch dekorierten Ausnahmespieler der letzten zwei Jahrzehnte allmählich die Kraft nach. Die Würfe sind nicht mehr ganz so präzise, das Durchsetzungsvermögen nicht mehr ganz so enorm. Doch der Traum von den Olympischen Spielen 2024 in seiner Heimatstadt Paris treibt Karabatic an.
Und in der Abwehr, das bewies er bei seinen bisherigen WM-Auftritten in Polen, ist er noch immer eine Bank. Allein mit seiner Aura flößt er jedem Gegenspieler der Welt Respekt ein.
Frankreich muss auf dem Weg zum Titel an Deutschland vorbei
Die unglaublichen Erfolge der französischen Handballer, die in der Szene ob ihres unnachahmlichen Killerinstinkts gern als gefräßiges Titel-Monster bezeichnet werden, sind eng mit dem Namen Karabatic verknüpft: So absolviert der dreimalige Welthandballer momentan sein 25. (!) großes Turnier. Seit 2003 verpasste er nur bei der vergangenen Weltmeisterschaft in Ägypten wegen eines Kreuzbandrisses ein wichtiges Handball-Event.
Was der dreimalige Olympiasieger bei seiner Rückkehr auf die WM-Bühne anpeilt? Nicht weniger als den fünften Stern.
Dafür muss aber erstmals Deutschland besiegt werden.