Die deutsche Lebensversicherung war einmal mehr ein Wolff. Und die deutschen Handballer wussten denn auch nur allzu gut, bei wem sie sich zu bedanken hatten nach diesem nervenaufreibenden 35:34 (30:30, 17:14) bei der WM gegen Ägypten.
„Wolff of WALLstreet“: Keeper gefeiert
Torhüter Andreas Wolff sah sich inmitten einer Jubeltraube, als das Ensemble des Deutschen Handball-Bunds (DHB) den unnötigen Verlängerungskrimi im Duell mit dem Olympiavierten soeben glücklich für sich entschieden hatte und seine Teamkameraden anschließend auf ihn zustürmten.
Handball-WM: Torwart Wolff als DHB-Lebensversicherung
20 Paraden lieferte der 31-Jährige, der beim polnischen Rekordmeister KS Kielce unter Vertrag steht, insgesamt ab.
Mit elf Großtaten und 53 Prozent gehaltener Bälle bereits in der ersten Halbzeit erwies sich die deutsche Nummer eins wie bereits zuvor bei der Viertelfinal-Niederlage gegen Frankreich (28:35) erneut in außergewöhnlicher Bestform.
Wolff: Matador mit Maximal-Macht
Viel besser geht nicht - Wolff als Matador mit mehr oder weniger maximaler Macht zwischen den Pfosten beim Dusel-Erfolg, der nun das „Endspiel“ um Platz fünf ermöglicht gegen Norwegen oder Ungarn.
„Wir haben irgendwie unser Ziel erreicht. Aber mit dem Spielverlauf kann man nicht zufrieden sein“, meine Johannes Golla bei der ARD dazu - und lobte seinen hinterher auch zum „Man of the Match“ geadelten Schlussmann. „Wir kommen gut rein, werden aber auch von Andi im Spiel gehalten. Was der da macht, ist Weltklasse.“
„Booooom“, schrie Wolff durch die fast menschenleere Tele2-Fußballarena, nachdem der Keeper beim Stand von 10:6 nach einer Viertelstunde bereits den sechsten ägyptischen Wurf pariert hatte.
Wolff war es auch, der in den Schlusssekunden der Verlängerung den letzten Wurf der Nordafrikaner entschärfte. Und etwas Glück gehört eben auch dazu: Dass es überhaupt zur Overtime kam, lag am Fehlwurf von Ali Zein, der den Ball über den deutschen Keeper hinweg an die Latte krachen ließ.
Gislason sauer über verspielten Acht-Tore-Vorsprung
Dabei hatte Deutschland zwischenzeitlich das spätere Zittern illusorisch erscheinen lassen angesichts eines komfortablen Acht-Tore-Vorsprungs (27:19 / 42.) rund 20 Minuten vor Abpfiff. (NEWS: Alles zum Handball)
Dann indes kam der Einbruch und eine zehnminütige Phase ohne eigenen Treffer, in der Deutschland völlig den Faden verlor.
„Wir müssen viel clever spielen und mehr Gefahr aus dem Rückraum generieren. In der Phase verlieren wir Zweikämpfe in der Mitte. Daher verspielen wir so eine klare Führung“, haderte Bundestrainer Alfred Gislason.
Netz und Kretzschmar feiern Wolff als lebende Abwehr-Wand
Golla sah es ähnlich: „Es kann sein, dass sich einige zu sicher waren. Das ist gegen so eine Mannschaft nicht selbstverständlich, aber das darf nicht passieren.“
Nur gut, dass Wolff bis zum Schluss überragend blieb - und im Netz dafür gebührend gefeiert wurde als lebende Abwehr-Wand.
„Wolff of WALLstreet“, twitterte dazu auch Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar.