Härtetest bestanden, Gruppensieg gesichert: Die deutschen Handballer mit dem überragenden Torhüter Andreas Wolff streben schier unaufhaltsam ihrer ersten WM-Medaille seit zehn Jahren entgegen. (Spielplan der Handball-WM)
Bad Boys dank Defensiv-Gala Erster
Die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson besiegte Angstgegner Kroatien nach ihrer besten Leistung im bisherigen Turnierverlauf souverän mit 28:21 (13:9) und trifft nach dem fünften Sieg im fünften Spiel im Achtelfinale am Sonntag in Paris auf Katar (ab 18 Uhr im LIVETICKER und im Livestream auf handball.dkb.de).
"Das war ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz. Die Abwehr hat einen unglaublichen Job gemacht und Andi Wolff hat phasenweise herausragend gehalten. Auch wenn im Angriff noch nicht alles geklappt hat, sind wir für die K.o.-Phase bestens gerüstet", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning.
Wolff pflichtete Hanning bei: "Das war ein großes Statement. Diesen Sieg wird jeder andere Gegner vernommen haben."
Offene Rechnung mit Katar
Mit dem Vize-Weltmeister hat die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) noch eine WM-Rechnung offen. Bei der Endrunde vor zwei Jahren scheiterte das deutsche Team nach einigen umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen im Viertelfinale am katarischen Gastgeber. Im Viertelfinale der Olympischen Spielen in Rio siegte allerdings Deutschland.
"Vor zwei Jahren waren wir eigentlich gar nicht für die WM qualifiziert und heute sind wir Gruppensieger", ergänzte Hanning.
Bester Werfer des Europameisters beim ersten WM-Sieg gegen den zuvor verlustpunktfreien EM-Dritten war Kreisläufer Patrick Wiencek mit sechs Toren. Mit dem Erfolg feierten auch die Joker Holger Glandorf und Hendrik Pekeler einen gelungenen WM-Einstand. Der Ex-Weltmeister und der Europameister waren erst am Donnerstag von Sigurdsson nachnominiert worden.
"Einen besseren Einstand kann man sich nicht wünschen", freute Pekeler. In der Startformation vor 5582 Zuschauern in der ausverkauften Kindarena in Rouen stand das Duo allerdings nicht.
Keeper Wolff überragt
Dafür glänzten auf ihren Positionen andere Spieler. In der Abwehr war der Mittelblock um Finn Lemke und Wiencek kaum zu überwinden, im rechten Rückraum war Häfner in der Anfangsphase eine Klasse für sich. Dem Hannoveraner gelangen die ersten vier Treffer seiner Mannschaft.
"Wir haben einen super Kampf abgeliefert. Die Abwehr war sehr stark und Wolff war super. Das hat uns viel Sicherheit gegeben", sagte Sigurdsson.
Im Duell der ehemaligen Weltmeister verzweifelten die Kroaten um den Kieler Spielmacher Domagoj Duvnjak an der deutschen 6:0-Deckung und dem bärenstarken Wolff, der schon in der ersten Halbzeit 44 Prozent aller kroatischen Würfe parierte. Die Bad Boys ließen von der 5. bis 17. Minute keinen Treffer des zweimaligen Olympiasiegers zu und verwandelten in dieser starken Phase einen 1:3-Rückstand in eine 7:3-Führung.
Sigurdsson ballte an der Seitenlinie die Faust, sein kroatischer Gegenüber Zeljko Babic nahm eine Auszeit. Doch der Olympia-Dritte ließ sich nicht aus dem Konzept bringen, auch wenn es Kroatien immer wieder mit dem siebten Feldspieler als taktisches Mittel versuchte.
Kroatiens Aufholjagd missglückt
Kreisläufer Pekeler durfte erstmals in der 18. Minute aufs Feld. Mit seinem Tor zum 9:4 (19.) fügte er sich glänzend ein. Glandorf ersetzte in der 23. Minute Häfner. Trotz einiger Fehlwürfe des Flensburgers ging die DHB-Auswahl mit einer Vier-Tore-Führung in die Pause.
Nach dem Wechsel verkleinerte sich der Vorsprung zwar zunächst auf zwei Treffer (14:12/35.), doch auf Wolff und die Abwehr war weiter Verlass. Daher waren auch einige Fehlwürfe und technische Fehler im Angriff zu verschmerzen. Als Wolff Kapitän Uwe Gensheimer mit einem Traumpass das 18:13 vorbereitete (44.), schien die Begegnung entschieden.
Kroatien kämpfte sich aber noch einmal auf 20:22 (52.) heran. Das deutsche Team behielt in der Schlussphase aber die Nerven.
Am Samstagvormittag reist die DHB-Auswahl per Bus in die französische Hauptstadt, dort wartet tags darauf (ab 18 Uhr im LIVETICKER und auf handball.dkb.de) das erste K.o.-Duell gegen Katar.
Deutschland - Kroatien 28:21 (13:9)
Deutschland: Wolff (Kiel), Heinevetter (Berlin) - Wiencek (Kiel/6), Häfner (Hannover/5), Gensheimer (Paris/4/1), Groetzki (Rhein-Neckar Löwen/3), Fäth (Berlin/3), Pekeler (Rhein-Neckar Löwen/3), Kühn (Gummersbach/2), Drux (Berlin/1), Reichmann (Kielce/1), Pieczkowski (Leipzig), Glandorf (Flensburg), Kohlbacher (Wetzlar), Ernst (Gummersbach), Lemke (Magdeburg)
Kroatien: Ivic, Stevanovic - Stepancic (5), Strlek (5), Kontrec (4), Horvat (3/1), Mamic (2), Mandalinic (1), Cindric (1)
Schiedsrichter: Sondors/Licis (Litauen)
Zeitstrafen: 3:3
Siebenmeter: 1/1:1/1
Zuschauer in Rouen: 5582