In der Fabel wird der Dachs als Grimbart bezeichnet. Bei den deutschen Handballern heißt der Dachs Grgic.
Der deutsche Senkrechtstarter
„Ich habe ihn schon liebevoll Frechdachs getauft, weil er trotz seiner Jugend schon sehr viel Abgezocktheit und sehr viel Spielwitz offenbart“: So schwärmte DHB-Keeper Andreas Wolff zuletzt von Marko Grgic, dem 20 Jahre jungen Shootingstar, der überraschend von Bundestrainer Alfred Gislason für die Olympischen Spiele in Paris nominiert wurde.
Erst im Mai hatte der gebürtige Eisenacher sein Debüt für die Nationalmannschaft gefeiert, beim Spiel gegen Schweden in Växjö. Beim Test am 13. Juli gegen Europameister Frankreich (35:30) erzielte der erste Nationalspieler vom THSV Eisenach seit 25 Jahren zuletzt auch sein erstes Länderspieltor, am Ende waren es vier Treffer in der Dortmunder Westfalenhalle.
Gislason schwärmt von Grgic
DHB-Trainer Gislason hält große Stücke auf dem Rückraumspieler. „Marko macht einen sehr bodenständigen Eindruck und sich nicht allzu viel Stress wegen der Situation. Er hat sich von Anfang an so verhalten, als würde er schon jahrelang bei uns rumlaufen. Das ist außergewöhnlich“, sagte Gislason zu SPORT1 bei einem Mediengespräch vor den Olympia-Härtetests in Stuttgart gegen Ungarn (Freitag, ab 17:15 live auf SPORT1) und zwei Tage später gegen Japan (ab 17:30 Uhr live im TV auf SPORT1).
Grgic sei „für sein junges Alter sehr reif, weil ihm sein Coach in Eisenach voll vertraut und er dort sehr gute Rolle gespielt hat“, sagte Gislason weiter über seinen neuen Schützling und beschrieb dessen Fähigkeiten: „Gerade im Angriff kann Marko extrem variabel agieren - also gut in Mann-gegen-Mann-Duelle gehen, starke Würfe auspacken und trotzdem immer die Übersicht behalten.“
Die natürliche Sicherheit, mit der sich Grgic bewegt, ist wohl auch durch seine Gene zu erklären: Vater Danijel Grgic spielte von 2003 bis 2005 beim ThSV Eisenach. Über den Umweg Kroatien, wo Danijel eine Saison in Zagreb spielte, ging es dann für Familie Grgic nach Saarlouis, wo Sohn Marko das Handballspiel lernte.
Mit seinem Wechsel zum ThSV im Jahr 2022 schloss sich dann ein Kreis. Und der junge Grgic fühlt sich wohl in Eisenach. „Die Mentalität der Menschen in Eisenach gefällt mir“, verriet Grgic bei handball-world.com einst. Auch seine kulinarischen Interessen gab Grgic preis: „Roulade, Klöße und Rotkraut habe ich schon probiert. Ansonsten esse ich alles, was mir schmeckt.“
Grgic: „Das gibt mir Selbstsicherheit“
Und sein Erfolgsrezept im Handball? „Ich habe es einfach im Blut, komme aus einer Handballerfamilie. Dadurch bin ich vielleicht etwas ruhiger als andere, das gibt mir Selbstsicherheit“, erklärte Grgic nach dem Test gegen Frankreich. aber auch noch einen kleinen Seitenhieb von Keeper Wolff erhielt: „Wenn er jetzt noch anfängt, Abwehr zu spielen, kann es ein ganz Großer werden.“
Bei Olympia wartet auf das deutsche Team nach dem Auftaktspiel gegen Südkorea (25. Juli) drei Tage später das Duell mit Schweden. Jenes Team also, gegen das Grgics DHB-Märchen begann.