Alfred Gislason stellte seinen jungen Wilden ein exzellentes Zeugnis aus.
Muss Wolff jetzt um die EM zittern?
„Ich bin mit allen Neuen zufrieden, die werden sehr viel Druck machen“, sagte der Bundestrainer der deutschen Handballer - und versuchte dabei gar nicht erst, der nun drängendsten Frage rund um das DHB-Team die Brisanz zu nehmen.
Sie lautet: Wer muss weichen, sollten junge Spieler ins Team stoßen?
Die beiden Härtetests gegen Portugal nutzten die insgesamt sieben Neulinge fast ausnahmslos, um auf sich aufmerksam zu machen. Am besten gelang dies zwischen den Pfosten.
Debütant Joel Birlehm (24) von DHfK Leipzig zeigte beim 30:32 (17:17) im Rahmen vom „Tag des Handballs“ in Düsseldorf eine starke Leistung im Tor.
Zusammen mit dem im DHB-Trikot etwas erfahreneren Till Klimpke (23) knüpfte er am Sonntag an den guten Auftritt zwei Tage zuvor beim 30:28-Erfolg an.
Tür für Wolff noch nicht zu
Andreas Wolff dürfte die Leistungen seiner Kollegen, die spätestens seit vergangener Woche Konkurrenten sind, aufmerksam verfolgt haben.
Der Europameister von 2016 in Diensten des polnischen Spitzenklubs Vive Kielce, der spätestens seit der schwachen WM 2021 nicht mehr unumstritten ist, war von Gislason nicht berücksichtigt worden.
„Andi macht derzeit eine schwierige sportliche Phase durch“, begründete der DHB-Coach.
Allerdings bekräftigte der Isländer auch, dass er Wolff dessen Abwesenheit bei der letzten Länderspielmaßnahme des Jahres noch nach dem Viertelfinal-Aus in Tokio angekündigt hatte.
„Die Tür“, ergänzte Gislason, „ist keineswegs zu. Auch nicht für Silvio Heinevetter.“
Doch er sagte laut handball-world auch: „Aber es wird für sie schwierig, wenn beide (Birlehm und Klimpke, Anm. d. Red.) auf diesem Niveau weitermachen.“
Birlehm, der 2023 zu den Rhein-Neckar Löwen wechseln wird, will derweil noch keine Ansprüche anmelden: „Ich möchte keinem den Platz wegnehmen, aber ich gebe weiter Gas. Ich werde alles geben - und dann sehen, ob es am Ende gereicht hat.“
M‘Bengue überrascht Gislason
Es scheint mit Blick auf die EM in Ungarn und der Slowakei (14. bis 30. Januar) vieles denkbar. Das gilt auch für andere Positionen.
So hinterließen gegen Portugal am Sonntag die Außenspieler Lukas Zerbe (25) und Lukas Mertens (25) in der über weite Strecke guten ersten Hälfte einen bleibenden Eindruck, als zeitweise fast ausnahmslos Spieler auf dem Feld standen, die fünf oder weniger Länderspiele absolviert haben.
Auch Djibril M‘Bengue, mit 29 Jahren einer der älteren Neulinge, zeigte im rechten Rückraum sowie in der Defensive dabei gute Ansätze.
„Er hat mich überrascht, muss ich ganz ehrlich sagen. Er hat richtig gut gespielt“, lobte Gislason den Spieler des FC Porto, der kurzfristig für den verletzten Fabian Wiede nachnominiert worden war.
Duo kehrt für EM wohl zurück
Bei all den warmen Worten ist aber auch klar: Bei der EM, bei der Deutschland in der Vorrunde auf Österreich, Belarus und Polen trifft, werden nicht alle Neulinge Platz im Kader finden.
Patrick Wiencek (familiäre Gründe) oder Paul Drux (Knie) fehlten die vergangene Woche etwa und dürften unter normalen Umständen nicht wegzudenken sein.
Gislason ist die neue Situation aber ganz recht. Ihm ist wichtig, aus einem breiteren Kader auswählen zu können.
Nach Möglichkeit will der Trainerfuchs sein Team in diesem Jahr noch einmal für ein oder zwei Tage um sich versammeln, Länderspiele stehen bis zur EM-Nominierung aber nicht mehr an.
Es zählt nun ausschließlich die Leistung in den Klubs - auch für Andreas Wolff.
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