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Bob Hanning exklusiv: "Das ist im Handball eine Katastrophe"

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„Noch nie erlebt“: Hanning erstaunt

Bob Hanning ist seit Anfang des Jahres Handball-Nationaltrainer von Italien. Im Interview mit SPORT1 spricht der 57-Jährige auch über seine Funktion bei den Füchsen Berlin und einen Vertragscoup.
01:34 | "Würde das gerne mit unseren Handballzeiten füllen"
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Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse Berlin, begründet, warum der Handball auf möglichst viele Spiele angewiesen ist und wie der Überfluss an Fußball im TV "seiner" Sportart schadet.
Heiko Oldörp
Alexander Kortan
Bob Hanning ist seit Anfang des Jahres Handball-Nationaltrainer von Italien. Im Interview mit SPORT1 spricht der 57-Jährige auch über seine Funktion bei den Füchsen Berlin und einen Vertragscoup.

Im Januar wurde Bob Hanning als neuer Nationaltrainer der italienischen Handball-Nationalmannschaft vorgestellt. Seit dem Ende der Weltmeisterschaft hat der Deutsche die Zügel bei den Italienern in der Hand. Die ersten beiden Spiele in der EM-Qualifikation gewann sein Team prompt.

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Zusätzlich ist Hanning Geschäftsführer der Füchse Berlin und sorgte erst kürzlich dafür, dass Welthandballer Mathias Gidsel in der Hauptstadt seinen Vertrag verlängerte. Im SPORT1-Interview spricht Hanning nun über seinen Start bei den Italienern, die aktuelle Lage bei den Füchsen und den Spagat zwischen den beiden Jobs.

Bob Hanning schwärmt von Welthandballer Mathias Gidsel
Bob Hanning schwärmt von Welthandballer Mathias Gidsel

SPORT1: Herr Hanning, wie war Ihr Debüt als Nationalcoach von Italien?

Bob Hanning: Es hat Riesenspaß gemacht. Wenn man ohne die Sprache zu sprechen, ohne alle Spieler wirklich zu kennen, in ein fremdes Land geht, mit einer wichtigen Aufgabe Richtung Qualifikation, dann war das schon sehr spannend. Die Eindrücke, die man gewinnen konnte, dann schnell zu verarbeiten und umzusetzen, das war dann die spannende Aufgabe.

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SPORT1: Können Sie die italienische Hymne schon mitsingen oder brauchen Sie noch Nachhilfe?

Hanning: Da brauche ich in der Tat noch Nachhilfe, weil es natürlich unfassbar viel ist, was auf einen einprasselt. Ich habe mir eine Sprach-App heruntergeladen, aber nur bedingt gelernt. Da habe ich noch eine Menge Nachholbedarf.

„Wollen ein fester Bestandteil in Europa werden“

SPORT1: Was sind Ihre langfristigen Ziele mit dem Nationalteam?

Hanning: Wir haben uns im letzten Jahr - noch ohne mich - zum ersten Mal nach 28 Jahren für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Jetzt geht es darum, dass wir das kontinuierlich schaffen, dass wir ein fester Bestandteil in Europa werden und uns dann Schritt für Schritt weiterentwickeln. Dann können wir irgendwann auch davon träumen, ein Viertelfinale zu erreichen. Aber das ist ein weiter Weg, den wir als Mannschaft zu gehen haben. Wir müssen viele junge Spieler weiterentwickeln, müssen schauen, dass wir im Verband die Strukturen ein Stück weit verändern, die Strukturen in der Liga ein Stück weit verändern. Das bedarf viel Arbeit und der nötigen Geduld.

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Nationaltrainer Italiens? Hanning: "Habe mir eine Sprachapp runtergeladen"
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Bob Hanning arbeitet in einer Doppelfunktion als Nationaltrainer Italiens und Geschäftsführer der Füchse Berlin. Im Interview spricht er über die Herausforderungen der Doppelfunktion.
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Nationaltrainer Italiens? Hanning: "Habe mir eine Sprachapp runtergeladen"

SPORT1: Keeper Domenico Ebner hat zuletzt im SPORT1-Interview gesagt, dass Disziplin für Sie ein ganz wichtiger Faktor ist. Mussten Sie zu Beginn spezielle Maßnahmen ergreifen?

Hanning: Das ist interessant, welcher Ruf einem da vorauseilt. In der Tat gibt es viele kleine Prozesse, die man verändern muss. Bei Italien ist es wie eine große Klassenfahrt. Du hast als Trainer die Aufgabe, dass du es nicht veränderst, also die Situation einfach so zu lassen, wie sie ist, damit sich die Spieler wohl und vertraut fühlen. Auf der anderen Seite sind es aber schon kleine Stellschrauben, die es zu drehen gilt, um das ein oder andere dann fokussierter in die Wege zu leiten. Das war in der ersten Woche meine Aufgabe. Ich habe eine ganz tolle, hungrige Mannschaft vorgefunden, mit der es unglaublich viel Spaß gemacht hat, zu arbeiten.

Gidsel? „Sowas habe ich noch nie in meinem Leben erlebt“

SPORT1: Welthandballer Mathias Gidsel hat im Februar seinen Vertrag bei den Füchsen verlängert. Wie ist Ihnen als Verein der Coup gelungen?

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Hanning: Am Ende des Tages ist es die Entscheidung von Mathias gewesen, bei uns zu bleiben. Das ist ein Spieler, der auch immer in Projekten und Ideen denkt, der sich ganz viele Gedanken macht und der am Ende auch der Go-to-Guy sein möchte, der zum ersten Mal mit einer Mannschaft etwas gewinnt, was sie vorher nicht gewonnen hat. Thema Deutsche Meisterschaft, Thema Europapokal, Thema Champions League. Diesen Ehrgeiz hat er. Er will nicht etwas gewinnen, was schon ein paar Mal gewonnen worden ist. Das ist, glaube ich, der größte Beweggrund gewesen und auch, dass sich der Verein noch weiter entwickeln kann.

SPORT1: Gidsel ist ein Profi, der trotz der enormen Belastung im Handball immer spielen will.

Hanning: Den kriegst du nicht runter von der Platte. Sowas habe ich noch nie in meinem Leben erlebt. Der ist beleidigt, wenn du ihn in der 50. Minute runternimmst und ihn vor sich selbst schützt. In der 58. Minute bei zehn Toren Vorsprung sprintet er noch einem Ball nach. Da sagt man sich: Das müsste er jetzt wirklich nicht auch noch tun. Insgesamt: Wenn man sieht, was Gidsel an Spielen spielen muss, muss man sagen: Das ist vielleicht doch ein bisschen arg viel.

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Anfang des Jahres gab Bob Hanning die Verlängerung von Welthandballer Mathias Gidsel bekannt
Anfang des Jahres gab Bob Hanning die Verlängerung von Welthandballer Mathias Gidsel bekannt

Bob Hanning: „Überfluss an Fußball“

SPORT1: Das Belastungsthema kommt immer wieder auf, zuletzt auch im Fußball.

Hanning: Dieser Überfluss an Fußball mit immer mehr Wettbewerben ist etwas, was unsere Sportart auch einschränkt, weil wir dadurch noch weniger im Fokus sind. Im Fußball ist es in der Grundsituation so, dass sie andere Themenfelder gewohnt sind. Bei Fußball-WMs und EMs hast du viele Tage Pause zwischen den Spielen. Das würden wir uns im Handball wünschen, sind aber aufgrund unserer Wirtschaftlichkeit dazu gezwungen, Spiele zu spielen, wenn wir im Ansatz die Gehälter zahlen wollen. Was im Handball eine Katastrophe ist, ist, dass selbst in Jahren, in denen Olympische Spiele ausgerichtet werden, noch eine EM oder WM gibt. Aber: Wir brauchen viele Spiele, um zu überleben. Wir brauchen auch die Weihnachtsspiele, weil da sind die Hallen voll und da verdienen wir Geld. In der zweiten Runde im DFB-Pokal im Fußball gibt es mehr Geld zu verdienen als in der Handball-Bundesliga im ganzen Jahr.

SPORT1: Für die Füchse gibt es am Wochenende ein echtes Topspiel gegen Magdeburg. Dazu spielt Kiel gegen Flensburg. Was können die Handballfans am Wochenende erwarten?

Hanning: Mehr geht nicht. Das sind zwei absolute Kracher, die völlig offen im Ausgang sind und eine Relevanz haben für das, was dann passiert. Wenn es uns gelingen würde, in Magdeburg seit langer Zeit wieder zu gewinnen, dann würde das auch etwas mit der Mannschaft machen. Man würde nochmal ein Stückchen näher an die Champions-League-Plätze heranrutschen. Man würde den Traum einer Meisterschaft weiterleben lassen.

Torlinientechnik? „Dringend nötig“

SPORT1: Wie stehen Sie zur potenziellen Einführung der Torlinientechnik in der nächsten Saison?

Hanning: Zwingend notwendig. Wir haben das jetzt zweimal hautnah selbst erlebt. Einmal mit einem gravierenden Nachteil daraus entstehend und einmal beim Spiel gegen Leipzig zwei klare Tore, die nicht gesehen worden sind. Wenn wir sagen, ‚wir sind die NBA des Handballs‘, dann müssen wir uns den professionellen Themen auch stellen.

Regelrevolution im Handball? Füchse-Boss reagiert
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Im Handball wird die Torlinientechnik eingeführt. Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning reagiert im Interview darauf.
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Regelrevolution im Handball? Füchse-Boss reagiert

SPORT1: Der Kostenpunkt mit rund einer halben Million Euro ist schon enorm …

Hanning: Für alle Mannschaften ist das natürlich ein Kostenpunkt. Aber wir haben uns Schritt für Schritt weiterentwickelt und die Dinge, die gemacht werden müssen, müssen gemacht werden. Wir haben früher über den Hallenboden und Bandenwerbung gesprochen. Der Sport muss sich weiterentwickeln, mir müssen uns weiterentwickeln und da gehören technische Hilfsmittel, bei der Geschwindigkeit, die mittlerweile im Handball gespielt wird, einfach mit dazu.