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Wieso Deutschlands Top-Klub in die Krise taumelt

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Wieso Deutschlands Top-Klub in die Krise taumelt

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Deutschlands Top-Klub taumelt

Für den SC Magdeburg ging es in den vergangenen Jahren immer nur in eine Richtung: steil bergauf. Doch die Zeit der Titel und Triumphe scheint vorerst vorbei, stattdessen steckt der SCM plötzlich in einer Krise - die in gewisser Weise nicht einmal überraschend kommt.
Die Highlights der Partie MT Melsungen - SC Magdeburg aus der Handball-Bundesliga im Video.
Für den SC Magdeburg ging es in den vergangenen Jahren immer nur in eine Richtung: steil bergauf. Doch die Zeit der Titel und Triumphe scheint vorerst vorbei, stattdessen steckt der SCM plötzlich in einer Krise - die in gewisser Weise nicht einmal überraschend kommt.

Sie wirkten ratlos. Viele Magdeburger starrten nach Spielende mit versteinerter Miene auf den Hallenboden und wussten nicht, wohin mit sich. Wieder dem Gegner beim ausgelassenen Feiern zuschauen, dieses Gefühl lernten die einst so erfolgsverwöhnten Männer von Bennet Wiegert in den letzten Jahren kaum kennen. Schon gar nicht dreimal in Folge - doch in dieser Saison scheint alles anders zu sein.

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Nach dem Pokal-Aus gegen den THW Kiel und der Bundesliga-Pleite gegen Melsungen gelang dem SCM auch in der Champions League nicht der erhoffte Befreiungsschlag. Im Gegenteil!

Magdeburg verliert beim Tabellenletzten

In Zagreb erlebte Magdeburg einen 60-minütigen Alptraum. Einen so schlimmen, dass sich Wiegert sogar dazu veranlasst sah, sich direkt im Anschluss zu entschuldigen. „Sorry an die Fans“, sagte er nach einem indiskutablen 18:22, einer der schwächsten Leistungen der vergangenen Jahre.

„Von der ersten Minute an waren wir nicht auf dem richtigen Niveau, was Intensität und Tempo angeht“, ging Wiegert knallhart in die Fehleranalyse und stellte bei seinem Team eine „maximale Verunsicherung“ fest. Es war die endgültige Bestätigung: Die Bördestädter, die zuletzt von Titel zu Titel geeilt waren, stecken plötzlich in einer sportlichen Krise.

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WM-Held Fritz: „Die Mannschaft leidet“

Was in Magdeburg, einem Verein, der das Verlieren schon fast verlernt hatte, los ist? Das lässt sich wohl mit nur wenigen Worten beschreiben: Die Mannschaft leidet unter der extremen Belastung des Olympia-Jahres.

„Es ist im Moment einfach eine Phase, in der einige Spieler all den Strapazen Tribut zollen. Vor allem die Nationalspieler, die sowohl bei der Europameisterschaft als auch bei den Olympischen Spielen dabei waren“, betont Henning Fritz, Weltmeister von 2007, im Gespräch mit SPORT1. In dem vollgepackten Terminkalender gibt es keine Zeit zum Durchschnaufen. Eine Englische Woche folgt auf die andere.

„In Deutschland und der Bundesliga ist das noch extremer als in anderen Ländern, wo die Konkurrenz viel schwächer ist und man viel mehr rotieren kann“, erklärt Fritz: „Das ist der Unterschied zu anderen Topmannschaften in Europa. Ich nenne nur ein paar Namen: FC Barcelona oder Paris Saint-Germain. Selbst wenn man in Deutschland beim Tabellenletzten antritt, muss man alles geben, um zu gewinnen. Das ist in anderen Ländern nicht so.“

Dementsprechend sei die Belastung für den SCM gerade „maximal groß“, es sei „eine Frage der Zeit gewesen, wann in die Leistungsschwankungen reinkommen und sich Verletzungen reinschleichen“, erklärt der Ex-Keeper, der bis 2001 selbst in Magdeburg spielte und mit dem SCM Meister wurde.

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Gerade die zahlreichen Ausfälle machen sich bei den Magdeburgern, die zudem noch die Spiele des Super Globe, der Klub-Weltmeisterschaft, in den Knochen haben, immer mehr bemerkbar. Besonders schwer wiegt der Ausfall des schwedischen Leistungsträgers Felix Claar. Der Rückraumspieler fällt nach einer Operation an der Achillessehne aus. Aber auch andere Schlüsselfiguren wie Tim Hornke oder der zuletzt wiedererstarkte Philipp Weber fehlen derzeit.

Wirbel um Wiegert und die Bundestrainer-Gerüchte

Zu den Verletzten kam zuletzt auch noch die Unruhe im Umfeld durch ein Gerücht: Magdeburgs Meistertrainer Wiegert wird öffentlich als heißer Nachfolge-Kandidat für Bundestrainer Alfred Gislason nach der WM 2027 gehandelt.

Ex-Weltmeister Michael Kraus berichtete kürzlich im Podcast „Harzblut“ sogar von Gesprächen zwischen dem Verband und Wiegert. „Da gab es schon ein Treffen mit der DHB-Spitze“, sagte der frühere Spielmacher, ohne seine Quelle zu verraten: „Ich leg mich fest: Bennet Wiegert ist ab 2027 Bundestrainer.“

Dass dieses Gerücht ein Grund für die Krise ist, glaubt Fritz aber nicht: „Ich lasse mich da auf keine Spekulationen ein. Ich kann Bennet Wiegert und dem SCM nur ein großes Kompliment machen, wie sie die Mannschaft entwickelt haben.“

Der 50-Jährige lobt: „Sie prägen hier eine Spielform, mit einem sehr variablen, sehr dynamischen Handball, wofür Magdeburg immer gestanden hat. Tempohandball, der auch schön anzusehen ist und eben auch erfolgreich, das haben sie beim SCM die letzten Jahre gezeigt.“

Unter den aktuellen Voraussetzungen müsse man akzeptieren, „dass es dann wiederum auch Phasen mit einem Leistungsknick gibt.“

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Fritz sicher: Um Magdeburg muss man sich „keine Sorgen machen“

Am Feuer innerhalb des Teams mangelt es nach Ansicht von Fritz nicht: „Ich mache mir weder bei der Mannschaft noch beim Trainer große Sorgen, was die Motivation und die Begeisterung angeht. Die Mannschaft brennt und der Trainer brennt, die werden alles Mögliche tun, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen.“

Für Fritz sitzt Wiegert trotz der Krise fest im Sattel: „Das Umfeld ist auch sehr stabil, weshalb sich um die Situation des Trainers keiner Sorgen machen muss.“

„Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen“

Vielleicht muss beim Meister und Pokalsieger 2024 aber die Anspruchshaltung nach der Erfolgssaison etwas nach unten geschraubt werden. „Am Ende ist es ein Ergebnissport“, meint Fritz: „Wenn man auf die Tabelle, wird in der Champions League niemand beim SC Magdeburg zufrieden sein. Aber man kann auch eben nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Die Champions League muss man dann irgendwann vielleicht auch abschreiben und sich auf die nächsten Sachen konzentrieren“, rät Fritz.

Die nächste Chance bietet sich am Samstag in der HBL. Dann gastiert der Meister beim Tabellenzweiten Hannover-Burgdorf. Danach wartet der in der Champions League ungeschlagene FC Barcelona, es folgen Bietigheim sowie Auswärtsspiele in Nantes und bei den Füchsen Berlin. Die Schlagzahl bleibt also hoch.