Auch die Magdeburger Meister-Helden applaudierten einem zu Tränen gerührten Uwe Gensheimer, als der Mann mit dem magischen Handgelenk die große Handball-Bühne für immer verließ. Knapp eine Minute lang klatschte die SAP Arena in Mannheim für den Star der Rhein-Neckar Löwen, ehe die Schlusssirene ertönte. Die Magdeburger waren deutscher Meister - und doch ging es nur um einen Mann.
Tränenreicher Abschied einer Legende
„Es war ein tolles Spiel für uns. Es tut mir leid für den Rahmen der Verabschiedung. Wenn so ein Großer die Bühne verlässt, wünscht man ihm auch ein gutes Spiel. Aber wir vertreten die Interessen des SC Magdeburg, und für uns ging es auch um etwas“, sagte Trainer Bennet Wiegert, nachdem seine Mannschaft mit 34:21 (19:11) bei den Löwen gewonnen hatte.
Der Schwede Daniel Pettersson war mit sechs Toren bester Werfer der Magdeburger, die in diesem Jahr beste Chancen auf das historische Triple haben. Den DHB-Pokal hat der SCM bereits gewonnen - und in der Champions League qualifizierte sich der Titelverteidiger erneut für das Final Four am 8. und 9. Juni in Köln.
Gensheimer feiert emotionalen Abschied
Bei den Löwen endete unterdessen eine Ära: Kapitän Uwe Gensheimer lief nach 20 Profijahren ein letztes Mal auf und beendete seine glanzvolle Karriere. Der 37-Jährige, der dem Klub abgesehen von einem kurzen Intermezzo in Paris (2016 bis 2019) immer treu geblieben war, fungiert künftig als Sportchef der Mannheimer.
Beflügelt von den Sprechchören der heimischen Fans, trug sich Gensheimer gegen den SCM vier Mal in die Torschützenliste ein. Seinen letzten Treffer erzielte der langjährige DHB-Kapitän in der abschließenden Spielminute, als die Magdeburger ihn ohne Gegenwehr durchspazieren ließen.
Anschließend liefen die restlichen Sekunden von der Uhr, während sich Gensheimer von jedem Mitspieler persönlich verabschiedete. Begleitet vom tosenden Applaus des Publikums, konnte der Linksaußen seine Tränen nicht zurückhalten.
„Es ist ein bisschen zu viel für mich“
„Es ist ein bisschen zu viel für mich. Es ist eine riesen Wertschätzung“, erklärte Gensheimer nach dem Spiel am Dyn-Mikrofon. „Ich konnte leider nicht so viel reinhauen, für viel hat es nicht mehr gereicht.“
Der 37-Jährige habe nochmal alles aufsaugen wollen. „Der gesamte Tag war bei mir Gänsehaut-Feeling pur. Öfter als einmal kam der Gedanke, dass ich das in dieser Form nicht wieder erleben werde“, verriet Gensheimer.
SCM-Trainer Wiegert betrachtete den Abschied des Handball-Stars differenziert. „Als Gegner wird er mir gar nicht fehlen“, sagte der Coach mit einem Lachen.
Er ergänzte aber: „Bei aller Konkurrenz war es eine Augenweide, ihm zuzusehen. Da wo sich andere das Handgelenk gebrochen hätten, hat er verdammt viel draus gemacht.“ Wiegert bezeichnete Gensheimer als „einen der größten Handballer, die Deutschland und die Welt hatte“.