Anfang Mai verkündete der SC Magdeburg offiziell: Im Dopingverdachtsfall ihres Torhüters Nikola Portner hat die Analyse der B-Probe das Ergebnis der A-Probe bestätigt. Zuvor war der Schweizer im Rahmen einer Wettkampfprobe positiv auf Methamphetamine, besser bekannt als Crystal Meth, getestet worden.
Doping-Experte: „Total abwegig“
Dennoch berief sich der Verein sich auf seinen Rechtsanwalt, demzufolge die Staatsanwaltschaft Magdeburg keine Anhaltspunkte dafür vorliegen, „dass der Beschuldigte gegen das Anti-Doping-Gesetz oder das Betäubungsmittelgesetz verstoßen“ habe. So bleibt es erst mal ein sehr undurchsichtiger Fall, der in erster Linie reichlich Fragen aufwirft - und gleichzeitig Raum für Spekulationen bietet.
„Zufällig kann das also nicht passiert sein“
Doping-Experte Fritz Sörgel bekräftigte im Gespräch mit SPORT1 jedoch, dass die wissenschaftliche Betrachtung nun viel stärker in den Vordergrund gerückt werden müsse. Sonst hätten viele Gerüchte gar keine Grundlage. „In der Verteidigungslinie ist die mögliche Aufnahme über die Haut als Argument aufgetaucht. Das ist für mich total abwegig“, nannte er ein Beispiel, was ihm in den bisher geführten Diskussionen stets zu kurz kam.
Grundsätzlich könne man Drogen zwar über die Haut aufnehmen, dann müsste man diese aber pharmazeutisch wie „eine Salbe, ein Gel oder hochkompliziertes Pflaster“ vorbereiten, machte Sörgel deutlich und ergänzte: „Zufällig kann das also nicht passiert sein. Bei einem Stoff dieser Art, der einfach mal so auf die Haut kommt, findet keine nennenswerte Aufnahme des Stoffes durch die Haut statt. Wer sowas ernsthaft diskutiert, versucht, einen Rettungsanker zu finden, mehr nicht.“
Zudem müsse in den Untersuchungen berücksichtigt werden, dass der Abbau von Medikamenten von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sei. Dementsprechend sehe Sörgel Portner in der Pflicht, einen Beweis zu erbringen, „wie lange er braucht, um die Dosis auszuscheiden und klarzustellen, dass er das nicht vor dem Spiel genommen hat“, so der Experte. „Vielleicht gehört er wirklich zu den Menschen, die das sehr schnell ausscheiden. Nicht nur die Leber, auch die Niere spielt beim Metamphetamin eine wichtige Rolle - aber das muss er klären.“
Würde eine Haar-Probe den Beweis liefern?
Weiter sprach Sörgel auch über das Magdeburger Statement. Der Verein behauptete, es sei ausgeschlossen, dass in den Wochen und Monaten vor dem relevanten Dopingtest jemals eine ‚normale‘ Konsummenge von Methamphetamin in Portners Körper gelangt sei. „Wenn das tatsächlich so ist, müssten sie eine Haar-Probe entnehmen, um das beweisen könnten“, stellte er klar.
Sörgel schilderte: „Damit kann man Woche für Woche zurück analysieren, ob die Substanz zu dem Zeitpunkt im Körper war. Das Haar wächst durchschnittlich einen Zentimeter pro Monat, bei fünf Zentimeter langen Haaren kann man das also für die letzten fünf Monate verfolgen, wann eine Drogenaufnahme stattgefunden hat. Ich habe mir Bilder von ihm angeschaut. Seine Haare müssten lang genug sein, um das mindestens ein bis zwei Monate zurückverfolgen zu können.“
Portner droht mehrjährige Sperre
Ferner berichtete der SCM nach der Öffnung der B-Probe von einer niedrigen Konzentration in Portners Urin. „Laien sollten sich nicht ohne ausreichende Kenntnisse des Stoffwechsels einer Substanz dazu äußern, was im menschlichen Körper eine niedrige Konzentration sei“, meinte Sörgel dazu. „Man wird den Wert ja irgendwann erfahren, dann wird man die Fachwelt fragen, ob die Konzentration niedrig war und was das für den Fall Portner bedeutet.“
Fakt ist also bisher nur: Methamphetamin spielt im Handball durchaus eine Rolle - vor allem für Torhüter. Es habe schließlich einen aufputschenden, euphorisierenden Effekt. Portner, der seit 2022 den Magdeburger Kasten hütet, wurde nach der positiven Probe von seinem Klub vom Trainings- sowie Spielbetrieb freigestellt. Ihm droht eine mehrjährige Sperre.