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Der "Mann mit dem Gummiarm" - Handball-Legende Gensheimer tritt ab

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Der "Mann mit dem Gummiarm" - Handball-Legende Gensheimer tritt ab

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Ein ganz Großer tritt ab

Für Uwe Gensheimer endet am Donnerstag eine ruhmreiche Karriere. Der Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen hat eine Ära geprägt, entsprechend groß sind die Huldigungen.
Der deutsche Handball-Rekordmeister THW Kiel hat am Donnerstagabend zu Hause sein Nachholspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen mit 26:30 verloren. Die Norddeutschen scheiterten immer wieder am überragenden Gäste-Torwart Mikael Appelgren.
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Für Uwe Gensheimer endet am Donnerstag eine ruhmreiche Karriere. Der Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen hat eine Ära geprägt, entsprechend groß sind die Huldigungen.

Die Rituale sind wie immer, doch normal ist für Uwe Gensheimer an diesem Abend nichts. Ein letztes Mal streift der langjährige Nationalmannschaftskapitän sein Trikot über, ein letztes Mal wird er als Spieler in die heimische Handball-Arena einlaufen. Und mit etwas Glück wird Gensheimer, der wohl beste deutsche Linksaußen in der Geschichte, auch ein letztes Mal einen seiner legendären Trickwürfe aus dem Hut zaubern, sollte seine hartnäckige Verletzung einen sportlichen Abschied zulassen.

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Natürlich habe er sich Gedanken gemacht, wer zu seinem letzten Heimspiel mit den Rhein-Neckar Löwen am Donnerstagabend (ab 20.30 Uhr im LIVETICKER) alles kommen wird. „Aber im Endeffekt kann man sich auf so etwas nicht vorbereiten. Ich werde also versuchen, den Augenblick so zu genießen, wie er ist“, sagte Gensheimer im Interview mit dem Mannheimer Morgen.

Bevor der 37-Jährige im Sommer die Seiten wechselt und als Sportchef bei den Löwen übernimmt, wird es jetzt noch einmal hochemotional für ihn, wenngleich das offizielle Abschiedsspiel Gensheimers erst am 4. Februar 2025 stattfinden wird.

Handball-Welt huldigt Gensheimer

Doch der letzte Auftritt des Linksaußen auf der Bundesliga-Bühne, die er am 6. März 2004 im zarten Alter von 17 Jahren erstmals betrat, dürfte an diesem Donnerstag sogar die Meistersause des SC Magdeburg, dem in Mannheim ein Punkt zum vorzeitigen Gewinn der Schale reicht, in den Schatten stellen.

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Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann nannte den scheidenden Handball-Star, der in dieser Saison aufgrund einer Knieverletzung noch kein einziges Spiel absolviert hat, „ein ikonisches Gesicht der Bundesliga“. Andreas Wolff meint gar: „Ich sehe ihn als einen der Größten im deutschen Sport und als einen der besten Linksaußen der Welt.“

Wohl wahr, Gensheimer war über Jahre DIE Galionsfigur des deutschen Handballs, ein Wegbereiter, ein Vorbild und eine Ikone. Auch wenn die Hoffnung auf die ganz großen Titel mit der Nationalmannschaft unerfüllt blieb, war es der gebürtige Mannheimer, der seine Sportart im vergangenen Jahrzehnt wie kaum ein anderer nach vorne gebracht hat. „Es ist viel wichtiger, wie sehr er Menschen begeistert und wie viele Kinder Uwe inspiriert hat“, sagt Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar.

Dabei imponiert vor allem sein immenses Wurfrepertoire. „Bei seinen Würfen hat man sich so oft gefragt: Wie macht er das bloß?“, erinnert sich Rune Dahmke im Mannheimer Morgen. Für Ex-Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm ist Gensheimer der „Mann mit dem Gummiarm“.

Er hat viele, selbst Weltklasse-Torhüter vor große Probleme gestellt. „Ich habe nie so gern gegen Uwe gespielt, denn bei seinem Gummihandgelenk wusste ich nie, was für ein Wurf kommt – er hatte immer alle Möglichkeiten“, gesteht Wolff.

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Trotz Trauerfall: Gensheimer reiste zur WM

Wer Uwe Gensheimer verstehen will, dem seien die Ereignisse rund um die Weltmeisterschaft 2017 ans Herz gelegt. Mitten in der Vorbereitung auf die WM 2017 in Frankreich erreichte den viermaligen Handballer des Jahres (2011, 2012, 2013, 2014) die Nachricht, dass sein Vater verstorben ist. „Ich bin auf einem Sessel an der Rezeption in der Sportschule Kaiserau zusammengesackt, ich war apathisch“, erinnert sich Gensheimer.

Als Kapitän habe er sich „verantwortlich für die Nationalmannschaft gefühlt“. Und so berief Gensheimer den Familienrat ein. „Dein Papa hätte gewollt, dass du spielst“, wurde ihm gesagt. Gensheimer spielte. „Ich weiß bis heute nicht zu 100 Prozent, ob es richtig oder falsch war, diese WM zu spielen. Habe ich gespielt, weil es eine Ablenkung war? Oder habe ich gespielt, um das alles zu verdrängen? Ich habe darauf keine Antwort.“

Doch der große Triumph gelang damals nicht. Nach einer überzeugenden Vorrunde mit fünf Siegen in fünf Spielen kassierte die als Europameister angereiste Nationalmannschaft im Achtelfinale eine bittere 20:21-Niederlage gegen Katar.

Kapitän Uwe Gensheimer hat nach dem enttäuschenden Abschneiden bei den Olympischen Sommerspielen seinen Rücktritt aus der deutschen Handball-Nationalmannschaft erklärt.
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Uwe Gensheimer tritt aus deutscher Handball-Nationalmannschaft zurück

So steht für Gensheimer, der seine Karriere im DHB-Dress 2021 beendet hatte, lediglich eine Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen zu Buche. Beim EM-Triumph seiner Landsmänner konnte der deutsche WM-Rekordschütze wegen einer Verletzung nur zuschauen. „Ich mache meine Karriere nicht nur an Titeln fest, sondern auch an gemeinsamen Erlebnissen“, schildert der Linksaußen und ergänzt: „Ich weiß nur für mich, dass mich diese ganzen Erlebnisse mit vielen Spielern wie etwa Steffen Weinhold oder Martin Strobel für immer verbinden werden. Und das ist ein Wert an sich.“

„Tut immer noch weh“: Gensheimer offenbart größte Niederlage

Trophäen gewann Gensheimer aber mit den Löwen. Im Trikot der Mannheimer, für die er bis auf eine dreijährige Unterbrechung bei Paris St. Germain (2016 bis 2019) immer auflief, gelangen dem Rechtshänder in 434 Partien unglaubliche 2434 Tore. Er führte den Klub als Kapitän zum ersten Titel der Klubgeschichte (EHF-Pokal 2013) und zur ersten deutschen Meisterschaft (2016).

„Die Meisterschaft mit den Löwen 2016 hat den höchsten Wert für mich. Diesen Titel würde ich gegen nichts eintauschen“, macht er klar. Da ist es auch nicht so schlimm, dass er nie die Champions League gewonnen hat.

2017 war er mit PSG nah am Erfolg. In letzter Sekunde verlor der Klub aber noch gegen Vardar Skopje - und das entscheidende Tor fiel ausgerechnet über die Seite von Gensheimer. „Das tut immer noch weh. Dieser Schmerz wird mich vermutlich den Rest meines Lebens begleiten“, gesteht er.

Im vergangenen Jahr konnte er aber immerhin seinen Frieden mit dem DHB-Pokal machen. Nach drei Final-Niederlagen feiert er mit seinen Teamkollegen einen dramatischen 36:34-Sieg nach Siebenmeterwerfen. Es war Gensheimers letztes großes Spiel mit den Löwen. Bis jetzt.

Denn am Donnerstag dürfte es noch einmal ganz besonders werden. Trotz aller Rituale.

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Mit Sport Informations-Dienst (SID)