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Krise in Kiel: Handball-Legende nennt Gründe für die Misere

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Krise in Kiel: Handball-Legende nennt Gründe für die Misere

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„Schockstarre!“ THW in der Krise

Der THW Kiel startet mit großen Ansprüchen in die Spielzeit, erlebt aber einen der schlechtesten Saisonstarts seit langem. Eine Legende macht allerdings Hoffnung.
Der THW Kiel befindet sich in einer schweren Krise
Der THW Kiel befindet sich in einer schweren Krise
© IMAGO/Jan Huebner
smuehlen
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Der THW Kiel startet mit großen Ansprüchen in die Spielzeit, erlebt aber einen der schlechtesten Saisonstarts seit langem. Eine Legende macht allerdings Hoffnung.

„Schockstarre“ - mit diesem Wort beschrieb Hendrik Pekeler seinen Gemütszustand nach dem überraschenden Pokal-Aus des THW Kiels. Mit 31:32 verloren sie in der heimischen Wunderino-Arena gegen die HSG Wetzlar - das Team, das sie vor knapp einem Monat noch mit 33:22 aus der Halle geschossen hatten.

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Es war der Tiefpunkt eines Trends, der sich schon zuvor angedeutet hatte. Bereits die vorangegangen drei Partien verlor die Mannschaft und steht in der Liga auf dem ungewohnten neunten Tabellenplatz.

Bei den Fans werden bereits Erinnerungen an die Saison 2017/2018 wach. Auch dort verlor der Klub drei der sechs Liga-Spiele und wurde am Ende nur Fünfter - die schlechteste Platzierung der Kieler seit 2002/2003.

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„Es ist zwar noch früh in der Saison. Aber ich sehe das nicht gern. Platz neun – da gehören wir nicht hin“, sagte Domagoj Duvnjak nach dem Pokal-Debakel den Kieler Nachrichten.

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Flensburg-Niederlage als Knacks beim THW?

Dabei sah es zunächst überhaupt nicht nach diesem Fehlstart auf. Die Mannschaft von Trainer Filip Jicha startete mit drei deutlichen Siegen in die Saison und wies eine Tordifferenz von +33 auf.

Doch ausgerechnet im Nord-Derby bei der SG Flensburg-Handewitt kam erstmals ein Bruch ins Spiel des THW. In der heißen Schlussphase leistete sich die junge Mannschaft zahlreiche Fehler und nutzte beste Chancen nicht, was auch an einem starken SG-Keeper Benjamin Buric lag.

Umso bitterer: Emil Jakobsen warf quasi mit der Schlusssirene die Flensburger zum Sieg - und schickte den Rivalen damit ins Tal der Tränen.

„Mentale Sache!“ THW-Star spricht über Krise

Diese Niederlage scheint dem Team immer noch in den Knochen zu sitzen, denn das Bild setzte sich in den folgenden Pleiten fort. Eric Johansson, Harald Reinkind und Co. spielten teils schönen Handball, leisteten sich aber immer wieder unglaubliche Aussetzer im Angriff. 25-mal trafen sie gegen Wetzlar nicht ins Tor.

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Kurios: Trotz der vielen Fehwürfen zuletzt ist ihre Wurfquote im Vergleich zum Vorjahr auf einem ähnlichen Niveau. Allerdings stehen sie statt Platz vier in der Vorsaison derzeit nur auf Rang neun.

„Es ist eine mentale Sache“, meinte Kreisläufer Petter Overby nach dem Wetzlar-Niederlage und stimmte damit seinen Kollegen zu, die gar von einer Verunsicherung innerhalb des Teams sprachen.

Handball-Legende macht THW Kiel Hoffnung

„Ich sehe es nicht so dramatisch“, meint hingegen die Kreisläufer-Legende Christian Schwarzer gegenüber SPORT1 und ergänzt: „Sie haben zwischendrin auch sehr gute Spiele in der Champions League gemacht.“

In Gruppe A sind die Norddeutschen als einziges Team noch ohne Punktverlust und stehen an der Tabellenspitze. Dabei zeigten sie sich besonders im Heimspiel gegen Pick Szeged enorm abgezockt und behielten in der entscheidenden Phase kühlen Kopf.

Ein solche Leistung rief die Mannschaft, die im Sommer nochmal jünger worden ist, aber im bisherigen Saisonverlauf noch nicht konstant ab.

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Große Verletztenmisere beim THW

Schwarzer sieht vor allem zwei Gründe für die aktuellen Sorgen beim THW. „Sie haben aufgrund von der Verletztenmisere auf unterschiedlichen Positionen nochmal Spieler nachverpflichten müssen“, schildert er.

So kam kurz vor Saisonbeginn Eduardo Gurbindo für die halbrechte Position, da der THW wegen der schweren Verletzungen von Steffen Weinhold, Sven Ehrig und Youngster Harri Pabst plötzlich sehr dünn auf der Linkshänder-Position besetzt war. Als wirkliche Verstärkung hat sich der Spanier angesichts von zwei mageren Liga-Toren noch nicht entpuppt.

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Eine Notsituation entstand auch im Tor. Der als Nachfolger von Niklas Landin geholte Vincent Gerard verletzte sich in der Vorbereitung.

Zunächst ging der Verein von einer schnellen Heilung aus, doch sein Pflichtspiel-Debüt hat der Franzose immer noch nicht gegeben. Auf SPORT1-Nachfrage bestätigte der Verein, dass die Rückkehr von Gerard weiter ungewiss ist und der Routinier noch monatelang ausfallen wird.

Landin-Abgang hinterlässt Spuren

Dementsprechend wurde Samir Bellahcene vom französischen Team US Dunkerque HBGL bis zum Saisonende geholt, um Tomas Mrkva, die eigentliche Nummer zwei im Tor, zu entlasten.

Die beiden Spieler sind nun gefordert, die großen Fußstapfen von Landin zu füllen. Das gelang bisher noch nicht, denn die Fangquote der Kieler-Keeper ist zurückgegangen.

Während Mrkva/Landin in der vergangenen Spielzeit 35,9 Prozent der Würfe pariert haben, kommen Bellahcene/Mrkva derzeit nur auf 29,7 Prozent.

Dabei zeigten beide schon gute Ansätze. Mrkva erlaubte im Ligaspiel gegen Wetzlar nur vier (!) Tore in einer Halbzeit und sein französischer Kollege, der in diesem Jahr zum ersten Mal für die Nationalmannschaft nominiert wurde, hielt sein Team im Pokal-Krimi gegen die Hessen lange im Rennen.

Die schwierige Suche nach dem Sagosen-Nachfolger

Doch die Torwart-Position ist beileibe nicht das einzige Problem. „Die Mannschaft ist noch dabei sich zu finden. Sie haben mit Niklas Landin einen alles überragenden Torhüter und mit Sander Sagosen einen sehr starken Spieler im Rückraum verloren“, nennt Schwarzer einen weiteren entscheidenden Grund.

Diese Findungsphase ist vor allem auf der Position des Regisseurs zu beobachten, denn auch Miha Zarabec verließ das Team. In der Crunchtime im Pokal sollte Duvnjak das Spiel leiten wie zu seinen besten Zeiten. Der Kroate leistete sich aber teils haarsträubende Fehler und sorgte für wenig Ruhe im Kieler Angriffsspiel.

Nur auf der Bank saß zu diesem Zeitpunkt Nikola Bilyk, den eigentlichen Thronfolger von Sagosen. Der 26-Jährige wurde geschont, denn er laboriert bereits seit drei Wochen an Rückenproblemen. „Einen Spieler eins zu eins zu ersetzen, ist schwer. Duvnjak als auch Bilyk haben beide ihre Qualitäten und sind viel mehr wichtige Bausteine für den THW denn Nachfolger von Sagosen“, meint derweil Schwarzer.

Und dennoch muss Bilyk, dessen Wurfquote um zehn Prozentpunkte im Vergleich zur Vorsaison gesunken ist, dringend Gas geben. Sein Arbeitspapier läuft im kommenden Sommer aus und mit Eric Johansson, Karl Wallinius und Elias Ellefsen a Skipagotu hat er drei hochkarätige Talente im Team, die ihm sein Posten streitig machen.

Muss Jicha in Kiel gehen? „Steht überhaupt nicht zur Debatte“

Doch genau dieser Verjüngungsprozess macht den Kielern zu schaffen. „Die jungen Spieler müssen sich erstmal ans Niveau der Bundesliga gewöhnen. Die HBL ist eine ganz andere Liga, denn im Vergleich zu anderen europäischen Ligen kann hier der Letzte den Ersten schlagen“, erklärt Schwarzer, der selbst zwei Jahre lang in Spanien gespielt hat.

Das Problem: Viel Zeit haben die Spieler nicht, um sich einzugewöhnen. Schließlich kann im engen Rennen um die Meisterschaft jeder Punkt wichtig sein.

Entsprechend groß ist auch der Druck auf Jicha. Einige Fans fordern bereits die Entlassung des Tschechen, der 2019 das Amt übernommen und seither einige Titel gewonnen hat.

„Er steht für mich überhaupt nicht zur Debatte und ich kann mir nicht vorstellen, dass der THW Kiel sich darüber Gedanken macht“, kontert der Weltmeister von 2007 und ergänzt, „er hat einen ganz großen Erfahrungsschatz und wird die Jungs mit Sicherheit zurück auf den Weg bringen.“

Handball-Legende glaubt an Kieler Siegesserie

Dabei helfen dürfte den Kielern der Spielplan. Mit Hamburg, Leipzig, Lemgo und Göppingen warten in der Liga nun vier machbare Gegner, in der Champions League wird es mit Duellen gegen Kielce, Kolstad und PSG hingegen deutlich schwieriger.

In einer Krisensitzung am Mittwoch sprachen Trainer und Spieler über die Dinge, die dringend besser werden müssen. „Wir sind nicht in der Lage, kleinere Rückschläge im Spiel zu verarbeiten. Wir starten mit einer guten Körpersprache, zeigen absoluten Willen. Aber dann passieren ein paar Rückschläge, ein paar falsche Entscheidungen, ein paar schlechte Würfe – und alle sind verunsichert und verkrampft“, moniert THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi bei der BILD.

Schwarzer machte dem amtierenden deutschen Meister bei SPORT1 aber Hoffnung: „Der THW Kiel ist immer im Stande, 10, 15, 20 Spiele in Folge zu gewinnen. Dann kann es alles wieder ganz schnell ganz anders aussehen.“

Möglich sei aufgrund der engen Konstellation in der Tabelle, „dass auch eine zweistellige Minuspunktanzahl zum Titel reichen könnte“. Zum Vergleich: Bei der Meisterfeier im Juni hatten die „Zebras“ neun Minuspunkte auf dem Konto.

Wenn das Team im kommenden Sommer wieder einen Titelgewinn feiern will, muss es sich jedoch dringend steigern. Sonst könnte nicht nur der Titel passe sein, sondern auch der Einzug in die Königsklasse in weite Ferne rücken.