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Skepsis bei Videobeweis in der Handball-Bundesliga: "Das wäre für unsere Sportart nicht gut"

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Skepsis bei Videobeweis in der Handball-Bundesliga: "Das wäre für unsere Sportart nicht gut"

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„Das sollte man im Keim ersticken“

Der Videobeweis kommt auch in der Handball-Bundesliga. Grundsätzlich befürworten die Trainer den Schritt, bei gewissen Aspekten äußern sie sich jedoch skeptisch.
Bei der Handball-WM sorgt Paul Skorupa im Spiel gegen Bahrain für einen Aufreger. Der 23-Jährige wurde mit einer blauen Karte des Feldes verwiesen, weil er seinen Gegenspieler gebissen haben soll.
Der Videobeweis kommt auch in der Handball-Bundesliga. Grundsätzlich befürworten die Trainer den Schritt, bei gewissen Aspekten äußern sie sich jedoch skeptisch.

Es war DER Aufreger der vergangenen Handball-WM.

Von einem „Biss-Eklat“ war die Rede. Tagelang wurde über eine einzelne Szene diskutiert.

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Der US-Nationalspieler Paul Skorupa war nach einem Zweikampf mit Bahrains Husain al-Sayyad mit einer Blauen Karte des Feldes verwiesen worden, nachdem das Opfer der vermeintlichen Beiß-Attacke die Schiedsrichter vehement auf eine blutende Wunde hingewiesen hatte und diese nach Studium der Videobilder zu dem Schluss gekommen waren, dass sich Skorupa tatsächlich ein außergewöhnlich heftiges Vergehen geleistet hatte.

Biss-Attacke? Skorupa wehrte sich

Der Bestrafte gab im Nachhinein zwar zu, dass seine Aktion in den Zeitlupen „unglücklich“ aussehe, beteuerte aber, nicht zugebissen zu haben.

Beinahe zwei Minuten benötigten die Unparteiischen, um anhand des Videomaterials ein Urteil zu fällen. In der Zeit war die Partie unterbrochen.

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Stellt sich die Frage: Was wäre passiert, wenn es den Videobeweis nicht gegeben hätte?

Zugegeben: Die beschriebene Szene ist ein extremes Beispiel, demonstriert aber dennoch, wie die neue Maßnahme eine Sportart verändern kann.

Handball-Bundesliga führt Videobeweis ein

Zur kommenden Saison wird der Videobeweis nun auch in der Handball-Bundesliga eingeführt. Der finale Beschluss sei nur noch Formsache, ließ Liga-Chef Frank Bohmann jüngst verlauten.

Bei SPORT1 befürworten drei HBL-Trainer die Maßnahme, aber auch ein wenig Skepsis schwingt in ihren Aussagen mit.

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„Der Videobeweis gehört zur Zukunft im Handball. Man muss die Sportart immer transparenter machen. Deswegen ist es der richtige Schritt, den Videobeweis einzuführen“, betont Florian Kehrmann, Chefcoach des TBV Lemgo Lippe.

Kehrmann glaubt an mehr Fairness

Der Ex-Nationalspieler prophezeit: „Das Arbeiten mit dem Videobeweis wird ein Herantasten. Es wird sicherlich auch kleinere Probleme geben wie mit jeder Neuerung, das ist ganz normal.“ Kehrmann glaubt, dass der Videobeweis den Handball fairer macht, trotzdem seien Diskussionen nicht zu vermeiden.

„Ich finde es in strittigen Situationen angebracht, wenn man diese technischen Möglichkeiten hat. Man muss aber erst mal sehen, wie das in der Praxis umgesetzt wird. Es muss sich erstmal alles einspielen“, gibt HSVH-Trainer Torsten Jansen bei SPORT1 zu bedenken.

Der 46-Jährige warnt vor einer zu häufigen Anwendung: „Wenn das Spiel zu sehr zerpflückt wird und die Schiedsrichter schauen sich alle fünf Minuten eine Szene an, dann muss man darüber sprechen.“

Baur: „Das wäre für unsere Sportart nicht gut“

Die Gefahr von zu langer Pausen sieht Markus Baur nicht. „Ich denke nicht, dass es lange Unterbrechungen geben wird, denn in der Regel ist es nicht so schwer, eine Szene am Bildschirm zu bewerten und eine Entscheidung zu treffen. Das wäre schade“, sagt der Coach von Frisch Auf! Göppingen.

Dafür spricht der Weltmeister von 2007 eine andere Problematik an. „Was jedoch verhindert werden muss, ist, dass Trainer und Spieler bei strittigen Situationen ständig den Videobeweis fordern. Dass Akteure permanent das Bildschirmzeichen machen, sollte man im Keim ersticken. Das wäre für unsere Sportart nicht gut“, warnt Baur.

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Der frühere Spielmacher kann sich auch vorstellen, dass es eine gewisse Diskrepanz geben wird zwischen dem Empfinden einer durch den Spieler verübten Aktion und der Bewertung der Schiedsrichter nach dem Videobeweis.

„Es kann zum Beispiel passieren, dass Spieler einen Treffer am Kopf des Gegenspielers als gar nicht so schlimm empfinden, wenn dieser zu tief geht, und dann nach Sichtung des Bildmaterials doch vom Feld fliegen“, erläutert Baur.

Challenge kommt vorerst nicht

Was die Bundesliga noch nicht einführt, sondern sich gegebenenfalls für die übernächste Saison vorbehält, ist die Implementierung einer Challenge, also die Möglichkeit für Trainer, die Videoüberprüfung zu einer bestimmten Anzahl an Szenen pro Spiel offiziell einzufordern.

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Kehrmann und Jansen unterstützen diese Vorgehensweise, die Neuerung Schritt für Schritt vorzunehmen. „Wenn sich der Videobeweis bewähren sollte, kann man über die nächste Erweiterung nachdenken“, konstatiert etwa Kehrmann.

Baur ist grundsätzlich auch für eine sukzessive Entwicklung von Regeländerungen, meint aber: „Mir wäre es lieber gewesen, man hätte es in einer Challenge-Form gemacht wie etwa in anderen Sportarten.“

Im Volleyball können beispielsweise die Trainer den Videobeweis beantragen, im Tennis oder Beachvolleyball sind die Spieler selbst dazu berechtigt.

Die Challenge wird zur kommenden Saison in der Champions League eingeführt. Je nach Erfolg und Erfahrungen könnte die HBL dann ein Jahr später nachziehen.