Niklas Landin, Sander Sagosen, Magnus Rod, Goran Sogard, Simon Hald - die Liste der Spieler, die die Handball-Bundesliga in den kommenden anderthalb Jahren verlassen werden, ist lang.
HBL-Hammer! Superstar will weg
Bald könnte mit Jim Gottfridsson der nächste Topstar der HBL den Rücken kehren. In einem Interview mit der schwedischen Zeitung Aftonbladet hat er nun klar gemacht, dass er die SG Flensburg-Handewitt gerne vor dem Ablauf seines Vertrags 2025 verlassen will.
„Ich habe drei aktive Anfragen von anderen Klubs. Ich habe aber keine Klauseln im Vertrag“, beantwortete der 29-Jährige die Frage danach, ob er seinen Verein bereits vorzeitig verlassen will.
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Gottfridsson betonte, dass es ihm ins Flensburg „sehr gut gefällt“, aber: „Es gibt Vereine, die bereit sind, mich früher rauszukaufen. Ich habe den Verein gebeten, eine feste Summe zu nennen, was ich koste - jetzt im Sommer, 2023 und 2024.“
Gottfridsson: „Macht keinen Spaß ...“
Als Grunde nannte der Schwede, dass er endlich die Champions League gewinnen will. „Es macht keinen Spaß, nach Paris zu reisen, gegen PSG zu spielen und zu wissen, dass dies heute nicht unser Schwerpunkt ist, sondern das Ligaspiel am Wochenende“, sagte er.
Er fuhr fort: „Es sind die Spiele gegen Veszprem, Barcelona, PSG und Kielce, in denen man viel spielen und der Beste sein will. Aber gerade in diesen Spielen kann man sich 20 Minuten ausruhen, weil man ein paar Tage später ein wichtigeres Spiel gegen Leipzig hat.“
Auch hier schlagen bei ihm zwei Herzen in der Brust: „Ich liebe es, in der Bundesliga zu spielen. Es ist die härteste Liga der Welt, volle Tribünen - und man weiß, dass Minden auswärts fast so schwierig ist wie Kiel auswärts. Aber in Flensburg geht es immer nur darum, die Gruppenphase der Champions League zu überstehen.“
Gottfridsson gewann in seiner ersten Saison in Flensburg 2014 die Champions League. Seitdem hat das Team nicht einmal mehr das Halbfinale erreicht. In dieser Saison stehen sie aktuell allerdings bereits im Viertelfinale.
Gottfridsson kritisiert Flensburg
Dort trifft Flensburg ausgerechnet auf den FC Barcelona, der laut Aftonbladet großes Interesse an Gottfridsson zeigt. Der Schwede lobte den Klub in dem Interview, wenngleich er nicht konkreter auf mögliche Anfragen eingehen wollte.
Interesse sollen laut dem Bericht neben den Katalanen, die mit Hampus Wanne und Jonathan Carlsbogard wohl zwei weitere Schweden verpflichten, auch Paris Saint-Germain und Kolstad, das bereits zahlreiche Top-Spieler geholt hat, haben.
Dass die Flensburger auf seinen Wunsch nicht reagieren, eine Ablösesumme zu nennen, nervt Gottfridsson: „Der Verein pfeift auf meinen Anfrage. Wenn ich eine Frage stelle, senken sie den Blick und hoffen, dass es im Sand verläuft und das Interesse abkühlt.“
Er wisse nur eines: „Ich werde den Verein in diesem Sommer nicht verlassen, das weiß ich. Aber wir wissen, dass der Markt im Jahr 2023 den Spielern gehört.“ Damit spielt der 29-Jährige darauf an, dass 2023 die Verträge zahlreicher Weltstars auslaufen.
Das fehlt Flensburg für einen CL-Titel
Gottfridsson will bei „diesem Tanz“ gerne dabei sein, denn „Flensburg ist bekannt dafür, dass es nicht die besten wirtschaftlichen Voraussetzungen der Welt hat. Wenn man lange Zeit sehr guten Handball gespielt hat, kommen attraktive Angebote.“
Er schaue zwar nicht nur auf den Gehaltszettel, sondern auch auf die Familienperspektive: „Aber gleichzeitig kann sich ein Verein nicht einfach hinstellen und sagen, dass es deine Kinder in der Schule doch sehr gut haben. Darauf läuft es nicht immer hinaus.“
Für ihn ist die Belastung in der Bundesliga zu groß, um noch lange in der Nationalmannschaft zu spielen, wie zahlreiche andere Spieler zeigen, die ihre Karriere in der Nationalmannschaft relativ früh beendet haben. Das möchte er aber nicht.
„Ich bin seit 2016 erste Wahl auf meiner Position in einem Bundesliga-Spitzenteam, das ist eine sehr lange Zeit. Es ist eine Rolle, die ich liebe - aber ich weiß nicht, wie lange sie wirklich gesund ist“, sagte Gottfridsson.
Gottfridsson mit klarer Ansage an Flensburg
Für ihn wird 2023 ein ganz entscheidendes Jahr für Flensburg, welches die weitere Richtung des Klubs vorgeben werde.
„2023 wird ein Stichjahr werden. Viele verlassen den Verein. Entweder schwärmen wir aus und zeigen, dass wir noch viele weitere Jahre an der Spitze stehen wollen - oder es ist ein guter Zeitpunkt für den Verein, um einen anderen Spieler für die Rückraum Mitte (u.a. seine Position, Anm. d. Red.) zu holen.“
Gottfridsson kann sich auch vorstellen, zu einem der aufstrebenden skandinavischen Vereine zu wechseln. Seine Karriere möchte er auf alle Fälle in Schweden beenden.
Der bisher sehr vereinstreue Spieler spielte in seiner Karriere lediglich bei IFK Ystad (bis 2011), Ystads IF (bis 2013) und eben Flensburg. Die Frage lautet nur, wie lange noch?