Martin Schwalb lachte laut los. Die Frage nach seinem Herzen hatte der neue Löwen-Dompteur kommen sehen.
Schwalb vor Comeback: "Bin topfit"
"Ich bin topfit, rauche nicht mehr, trinke zwar ab und zu ein Gläschen Wein, aber ihr braucht euch keine Sorgen machen", sagte Schwalb. Und grinste.
Fast sechs Jahre nach seinem Herzinfarkt übernimmt Schwalb wieder ein Traineramt und ist heiß auf seine neue Aufgabe - das war bei seiner Vorstellung als neuer starker Mann bei den Rhein-Neckar Löwen am Mittwoch nicht zu übersehen. Schon am gleichen Abend wartet seine erste Herausforderung als Löwen-Trainer im Europacup-Spiel gegen den spanischen Klub Liberbank Cuenca. (EHF-Cup: Rhein-Neckar Löwen – Liberbank Cuenca, ab 19.30 Uhr im LIVETICKER)
Roggisch über Schwalb: "Er brennt"
"Der junge Mann neben mir brennt", sagte Sportchef Oliver Roggisch. Und auch Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann freute sich diebisch über den spektakulären Coup. Schwalb, der zunächst einen Vertrag bis 2021 unterschrieb, sei die "optimalste Lösung" und nicht bloß ein Feuerwehrmann, "der Brände löscht. Wir wollen mit ihm die Rhein-Neckar Löwen weiterentwickeln."
Schwalbs Marschroute, wie er den kriselnden Meister von 2016 und 2017 wieder an die Spitze führen will? "Man braucht Emotionen und Begeisterung", sagte der Ex-Nationalspieler. Wenn man das ausleben könne, "dann sind das die schönsten Tage im Leben". Er sei "im Herzen immer Trainer" gewesen und "voll drin im Geschehen. Ich habe richtig Bock auf die Aufgabe. Das ist bei mir drin in der DNA."
Schwalb-Rückkehr nach 2104 Tagen
Schwalb ist exakt 2104 Tage nach seinem bis dato letzten Spiel als Trainer zurück in seinem Element. Weg von der Tribüne, an die er zuletzt als Vizepräsident des Zweitligisten HSV Hamburg gefesselt war. Wieder mitten rein ins Getümmel, das er schon damals so geliebt hat, als er mit den Norddeutschen zwischen 2005 und 2014 sämtliche großen Titel gewann.
"Handball-Trainer, das war mein Leben, das ist mein Leben, und das wird immer mein Leben sein. Das habe ich gelernt. Das ist mein Beruf, meine pure Leidenschaft. Da konnte ich bei diesem Angebot nicht Nein sagen", sagte Schwalb dem Hamburger Abendblatt über seine Beweggründe für das Comeback.
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Bundesliga freut sich über Schwalb-Comeback
Profitieren dürften die Mannheimer nicht bloß von Schwalbs unbestrittener sportlicher Expertise. Die Prominenz und Strahlkraft des gebürtigen Stuttgarters tut dem Verein, der in Sachen Außenwahrnehmung seit jeher im Schatten der ganz großen Klubs wie Kiel und Flensburg steht, gut. "Er ist der Mann, der uns bestmöglich helfen wird", sagte Geschäftsführerin Kettemann.
Die Bundesliga empfängt ihren prominenten Rückkehrer derweil mit offenen Armen. "Die Liga freut sich über das Comeback eines Großen unseres Sports", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann dem SID: "Mich freut es für ihn, dass er es nach seinen gesundheitlichen Problemen noch einmal wissen will. Dass er es kann, hat er ja schon mehrfach bewiesen."
Dies will er nun auch bei den Löwen tun.