WM-Gastgeber Dänemark hat eine überraschende Niederlage kassiert und den deutschen Handballerinnen zwei Matchbälle für den Einzug ins Viertelfinale beschert.
Dänemark-Patzer hilft DHB-Frauen
Der Mitfavorit unterlag zum Start in die Hauptrunde am Donnerstag in Herning völlig unverhofft mit 26:27 (12:12) gegen Japan - und das zum ersten Mal in der Geschichte. Linksaußen Hikaru Matsumoto erzielte fünf Sekunden vor der Schlusssirene per Kempa-Trick den entscheidenden Treffer in einer engen Partie. Sogar der internationale Handball-Verband (IHF) sprach auf der eigenen Website von einem „großen Schock“.
Auf der Plattform X war zudem zu lesen: „Das Wort ‚unmöglich‘ sollte aus allen Wörterbüchern gestrichen werden.“
Handball-WM: Deutschland profitiert
Das deutsche Team von Trainer Markus Gaugisch, das zuvor 24:22 gegen Rumänien gewonnen hatte, besitzt nun zwei Matchbälle: Schon ein Sieg in den verbleibenden Spielen der Hauptrundengruppe III am Samstag (18.00 Uhr) gegen Serbien (0:6 Punkte) oder am Montag (20.30 Uhr) gegen die Däninnen (4:2) reicht sicher, um die anvisierte K.o.-Runde zu erreichen.
Ebenfalls Hoffnungen machen dürfen sich in der deutschen Gruppe die Polinnen (4:2), die beim Start in die zweite Turnierphase Serbien 22:21 bezwangen und am Samstag (20.30 Uhr) auf Dänemark treffen.
Wut und Frust bei Dänemark: Letzter Treffer irregulär?
Katzenjammer über die eigene Unzulänglichkeit, Frust und Wut aber auch darüber, dass der letzte Niederlagen bringende Treffer der Japanerinnen nicht hätte zählen dürfte, herrschte dagegen im Lager Dänemarks.
Echauffiert wurde sich darüber, dass neben Matchwinnerin Matsumoto eine Mitspielerin im Kreis gestanden habe, der Treffer insofern irregulär zustande gekommen war - was sich aber selbst nach mehrfacher Betrachtung der Szene in der Zeitlupe nicht eindeutig sagen ließ.
Dänemarks Kreisläuferin Kathrine Heindahl haderte: „Ich weiß nicht, ob wir gestresst waren. Wir müssen einfach tougher sein. Wir haben schon oft gezeigt, dass wir cool sind, aber in den Schlussmomenten gegen Japan hat uns das gefehlt.“
Die dänische Zeitung B.T. schrieb denn auch: „Dänemark wird nach dem Fiasko an seiner Kaltblütigkeit arbeiten müssen! (...) Stirnrunzelnd über den Abschwung in Dänemark.“
Das Blatt zitierte Spielerin Sarah Iversen: „Wir reden über Coolness in der Umkleidekabine, aber ich finde auch, dass es etwas dünn ist. Viele von uns waren schon einmal in solchen Situationen, in Spielen dieser Art, in schwierigeren Spielen auch in der Champions League, es gibt also wirklich keine Entschuldigung.“
Auch Presse und Experten fassungslos
Nationaltrainer Jesper Jensen wiederum meinte: „Wir hatten darüber gesprochen, im Angriff etwas zu ändern, aber das hätte wahrscheinlich keinen großen Unterschied gemacht, weil wir viele freie Chancen hatten. Die japanische Torfrau hat uns besiegt.“
Ein wesentlich härteres Urteil fällten viele Experten, die der Mannschaft nahestehen: „Das ist wahrscheinlich eines der wildesten Dinge, die ich seit langem gesehen habe. Es ist eine Bombe. Ein Schock“, sagte unmittelbar nach Abpfiff der norwegische Handballexperte Ole Erevik gegenüber Viaplay laut Dagbladet.
Und fügte mit indirekten Arroganz-Vorwürfen bissig hinzu: „Ich denke, in der dänischen Umkleidekabine ist derzeit viel los. Es ist ein kombiniertes dänisches Pressekorps, das ihnen schon fast Gold beschert hat. Sie sagen, sie seien besser als alle anderen. Nichts deutet heute darauf hin, dass dies der Fall ist. Heute Abend gehen Erschütterungen durch Dänemark.“
Die schwedische Nationalspielerin Tyra Axnér sagte dem Aftonbladet: „Ich bin schockiert, das zu sehen. Aber gegen Japan ist es schwer, zu spielen. Sie spielen eine andere Art von Handball, die wir hier in Skandinavien nicht gewohnt sind.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)