Weltmeister-Trainer Heiner Brand sieht vor den entscheidenden Spielen der deutschen Handballer bei der Heim-EM grundlegende Probleme - und sieht auch Verbesserungsbedarf beim deutschen Ausnahmespieler Juri Knorr.
Auch Brand übt Kritik an Knorr
„Das zentrale Problem ist unsere grundsätzliche Ausrichtung im Angriff: keine Dynamik, keine schnellen Pässe, keine Bewegung ohne Ball“, schrieb der 71-Jährige in seiner Kolumne für das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Handball-WM: Heiner Brand „überrascht und enttäuscht“
„Das sind Dinge, die automatisiert sein müssten. Zumindest in der Vorbereitungsphase des Angriffs“, ergänzte Brand: Beim enttäuschenden Remis gegen Österreich (22:22) habe er davon „nichts gesehen“, so Brand, der Deutschland 2007 als Trainer zum WM-Titel geführt hatte.
„Wenn nichts funktioniert, müssen Automatismen greifen, die das Spiel einfacher machen, die Sicherheit geben. Nur die hatten wir nicht“, ergänzte Brand: Die Chancenverwertung sei dabei nicht das eigentliche Problem, eher „Nebensache“.
Kritik an Juri Knorr für Brand „größtenteils gerechtfertigt“
Kritik übt Brand auch am jungen deutschen Spielmacher Juri Knorr, der sich aus seiner Sicht mannschaftsdienlicher verhalten könnte: „Juri ist der Typ, der den Ball für sich beansprucht. Wenn das nicht funktioniert, sieht das nicht gut aus, wird es auch für seine Mitspieler schwer. Er muss zulegen und neben individueller Stärke bereit sein, mehr Bewegung für andere zu machen.“
Der zeitweise angeschlagene Knorr hatte nach einem persönlich durchwachsenen Spiel gegen Island auch von anderen Legenden wie Stefan Kretzschmar und Pascal Hens Kritik eingesteckt und sich nach dem Österreich-Remis dagegen gewehrt: „Ich bin absolut kritikfähig und ich weiß ja auch, dass es nicht mein bestes Spiel war. Aber ich habe jetzt auch häufig genug gesagt, dass ich nicht bei 100 Prozent meiner Kräfte war“. Die Aussagen der „Legenden“ hätten ihn „natürlich“ getroffen: „Ich glaube, man sollte immer das große Ganze sehen, bevor man mit dem Finger auf den anderen zeigt.“
Brand nahm seine Weggefährten in dieser Hinsicht in Schutz: „Die Kritik an ihm ist inhaltlich größtenteils gerechtfertigt“, findet er. „Kretzsche und Co.“ hätten ihre Kritik nur „sicher nicht so hart und krass anbringen“ wollen, wie sie angekommen sei.
Brand glaubt an Siege gegen Ungarn und Kroatien
„Ich glaube noch an das Halbfinale“, betont Brand trotz allem: „Aber was wir gegen Österreich gezeigt haben, das war erschreckend. Ich war überrascht und enttäuscht.“
Am heutigen Montagabend (20.30 Uhr LIVETICKER) muss Deutschland das nächste Hauptrundenspiel gegen Ungarn gewinnen, auch in der folgenden Partie gegen Kroatien am Mittwoch ist ein Sieg Pflicht, um die Chance aufs Halbfinale zu wahren.
Brands Optimismus gründet auch darauf, dass er beide kommenden deutschen Gegner nicht auf Topniveau sieht: „Als ich ihre Abwehrarbeit gesehen habe, konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Es sah aus, als ob beide Mannschaften Wurftraining machen würden. Körperhaltung und Bewegung - da war gar nichts. Von daher ist viel drin für uns.“
Gleichzeitig muss das DHB-Team aber auf Ausrutscher Österreichs hoffen: Der Konkurrent tritt noch gegen Olympiasieger Frankreich und das bereits ausgeschiedene Island an und muss eine Partie verlieren, damit zwei deutsche Siege sicher zum Weiterkommen reichen.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)