Wenige Tage vor der Handball-EM im eigenen Land hat ein Europameister von 2016 seinen endgültigen Rücktritt erklärt. Die Rede ist von Kreisläufer Henrik Pekeler, der bereits vor einigen Monaten eine Teilnahme am kommenden Turnier abgesagt hatte.
Pekeler: DHB gibt neue Rätsel auf
„Die EM war ein Ziel, das ich noch hatte. Aber dafür hätte ich den Oktober-Lehrgang mitmachen müssen. Und als klar war, dass ich das nicht schaffe, wollte ich einen klaren Schlussstrich ziehen“, erklärte der 32-Jährige den Kieler Nachrichten und fügte an: „Ich wollte nicht, dass mein Name immer wieder in den Medien ins Spiel gebracht wird und dass Alfred (Bundestrainer Alfred Gislason; Anm. d. Red.) sich Hoffnungen macht. Er konnte das auch nachvollziehen.“
Pekeler, der in der Bundesliga für den THW Kiel aufläuft, absolvierte seit seinem Debüt 2012 122 A-Länderspiele und 210 Tore für das DHB-Team, war dabei stets ein wichtiger Bestandteil der Abwehrreihe. Im Rahmen des letzten EM-Tests gegen Portugal (Samstag, ab 18 Uhr) soll eine offizielle Verabschiedung folgen.
Gislason irritiert von Pekeler-Rücktritt
Während auf den ersten Blick alles klar scheint, hat sich der Bundestrainer nun irritiert gezeigt. „Davon weiß ich gar nichts, das ist an mir vorbei gegangen“, zeigte er sich auf der Pressekonferenz nach dem knappen 34:33-Sieg gegen Portugal überrascht von der Nachricht.
Zwar wies der DHB-Pressesprecher im Anschluss nochmal auf die anstehende Verabschiedung hin, woraufhin Gislason lediglich meinte: „Tja, wir haben das anders besprochen, muss ich sagen. Aber ist halt so.“
Der Verband veröffentlichte im Anschluss daher nochmal ein Statement „aus aktuellem Anlass“, das für mehr Klarheit sorgen sollte, aber letztlich eher neue Rätsel aufgab.
„Wir müssen da mal etwas klären: Hendrik Pekeler ist einer unseren herausragenden Nationalspieler - und das aus viel mehr Gründen als dem EM-Titel 2016″, heißt es darin: „Seine Verabschiedung am kommenden Samstag in Kiel haben wir gemeinsam schon länger geplant. Wir sind froh, das in seinem Kieler Handball-Wohnzimmer umsetzen zu können.“
In Bezug auf die (scheinbaren?) Misstöne mit Gislason ergänzt er: „Da unser Bundestrainer Alfred Gislason immer etwas mehr weiß als unsere Fans, hat er das Ereignis nicht als Verabschiedung verbucht - sage also niemals nie.“ Es folgt ein Zwinker-Smiley, das weiteren Raum für Interpretationen lässt, was nun eigentlich Sache ist.
Qualität am Kreis bleibt bestehen
Es ist nicht das erste Mal, dass der THW-Profi für Wirbel sorgt. Bereit seine Absage vor der Weltmeisterschaft 2021 war nicht sonderlich gut angekommen. „Dass sie dieses Jahr das Turnier fahren lassen, nachdem sie selbst permanent in der Champions League aktiv waren, stört mich“, hatte Torhüter Andreas Wolff zum damaligen Zeitpunkt die Entscheidung vereinzelter Spieler kritisiert, die zur Corona-Hochzeiten ein weiteres Risiko vermeiden wollten. Und Wolff war nicht der einzige, der sich damals echauffiert hatte.
Sorgen um die Qualität seiner Nachfolger muss sich der DHB nun allerdings nicht machen, befand der langjährige DHB-Star. „Wir haben auf der Position mit Spielern wie Johannes Golla, Jannik Kohlbacher und inzwischen auch Justus Fischer genug Alternativen. Da braucht es nicht immer wieder meinen Namen.“ Pekeler erklärt, „immer gerne für Deutschland gespielt“ zu haben.
In den vergangenen Jahren plagten den Kreisläufer immer wieder Verletzungsprobleme. Mittlerweile habe er realisiert: „Ich bin ein Spieler, der auf seinen Körper hört und dementsprechend reagiert hat.“
Am 10.01. (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) startet die deutsche Nationalmannschaft gegen die Schweiz in die Europameisterschaft. Über 50.000 Zuschauer sollen in Düsseldorf eine Rekord-Kulisse bilden.
Um ein erfolgreiches Turnier zu spielen, müsse die Mannschaft laut Pekeler versuchen „ein gutes Gleichgewicht zu finden, nicht zu überpacen und die Sachen durchzuspielen“, dann sei ihr einiges zuzutrauen.