Dem Corona-Hoffnungsschimmer folgte der Dämpfer gegen den Titelverteidiger: Deutschlands Handballer haben im Hauptrunden-Kracher gegen Spanien ihre erste EM-Niederlage kassiert.
„Lehrstunde“ für deutsche Handballer
Das corona-geschwächte Team von Bundestrainer Alfred Gislason unterlag dem Europameister mit 23:29 (12:14) und steht im Kampf um das Halbfinale nun bei 2:2 Punkten. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Handball-EM)
„Wir haben unglaublich viele technische Fehler und Fehlwürfe gehabt“, sagte Gislason in der ARD. Auch Nationalspieler Christoph Steinert, kurzfristig wieder in den Kader gerutscht, sah „definitiv unser schlechtestes Spiel bisher. Es kam einfach zu viel zusammen, um gegen eine der besten Mannschaften bestehen zu können.“
Youngster Julian Köster sprach von einer „Lehrstunde in der zweiten Halbzeit“.
Gegen den abgezockten EM-Champion der Jahre 2018 und 2020 war das DHB-Team in Bratislava trotz eines zu Beginn beherzten Auftritts letztlich klar unterlegen.
Schwächephase kostet Anschluss gegen Spanien
Eine Schwächephase mit insgesamt 15 Minuten (!) ohne eigenes Tor war der Knackpunkt in einem zunächst vielversprechenden Spiel. Ein 0:7-Lauf war vorentscheidend, beim Stand von 12:19 (39.) war die Partie praktisch gelaufen.
Kapitän Johannes Golla und Linksaußen Patrick Zieker waren beim Start in die nächste Turnierphase mit je vier Treffern die besten Werfer für die deutsche Mannschaft. Bereits am Freitag (20.30 Uhr) wartet mit dem Duell gegen Norwegen um den Kieler Starspieler Sander Sagosen die nächste schwere Aufgabe auf das DHB-Team. Wenn der Medaillentraum weiterleben soll, muss dann die Fehlerquote vor allem im Angriff deutlich geringer werden.
Die weiteren Hauptrunden-Gegner sind Vizeweltmeister Schweden am Sonntag (18.00 Uhr) sowie Russland am Dienstag (18.00 Uhr). Die besten beiden Mannschaften der Sechsergruppe ziehen ins Halbfinale in Budapest ein. (DATEN Tabellen der Handball-EM)
Steinert kann kurzfristig spielen
Erfreuliche Nachrichten hatte der Deutsche Handballbund (DHB) wenige Stunden vor dem Anwurf mitgeteilt: Die am Mittwochabend abgenommenen PCR-Tests fielen durchweg negativ aus, erstmals seit Sonntag gab es in der deutschen Mannschaft somit keinen neuen Coronafall.
Kurz vor dem Anpfiff wurde es sogar noch besser: Christoph Steinert konnte zur Partie gegen Spanien auflaufen - und das, obwohl er am Mittwoch als zwölfter Spieler des DHB-Teams einen positiven Befund erhalten hatte.
Sein PCR-Test hatte laut DHB einen „schwach positiven Befund“, nach ausschließlich negativen weiteren Tests war er überraschend kurzfristig doch spielberechtigt. (Die Handball-EM im LIVETICKER)
Spanien abgezockt gegen Deutschland
Doch selbst Steinerts Einwechslung zur zweiten Halbzeit half nichts. Die ausgebufften Spanier spielten phasenweise weltklasse. Die deutschen Angreifer fanden kaum ein Mittel gegen die bewegliche 6:0-Deckung des Top-Teams - und wenn sie dann doch durchbrachen, scheiterten sie am glänzenden Perez de Vargas zwischen den Pfosten.
„Einigen steckt es vermutlich schon in den Knochen, dass sie seit gestern nur auf dem Zimmer sitzen mussten“, analysierte Gislason.
Da half es nichts, dass Deutschland zu Beginn sofort in der Partie fand. Köster, beim Vorrundenfinale gegen Polen (30:23) der überragende deutsche Spieler, war in der Offensive gleich wieder Dreh- und Angelpunkt.
Hinten fand der reaktivierte 2007er-Weltmeister Johannes Bitter prächtig in die Partie - beim 8:7 (14.) durch Rechtsaußen Lukas Zerbe erkämpfte sich das Gislason-Team erstmals eine Führung. (NEWS: Alles Wichtige zum Handball)
Gislason hadert in der zweiten Halbzeit
„Jungs, richtig gut, ihr spielt das sehr gut“, lobte Gislason in seiner ersten Auszeit. Kurz darauf häufte sich jedoch die Anzahl der technischen Fehler des DHB-Teams im Angriff, die anfangs gute Defensive ließ zudem etwas nach und offenbarte wie in den ersten Spielen gegen Belarus (33:29) und Österreich (34:20) Schwächen in der Verteidigung der Kreisläufer.
Die Spanier erkämpften sich mit Gegenstoßtoren eine Zwei-Tore-Führung - und bauten diese unmittelbar nach Wiederanpfiff weiter aus. „Wir lassen uns erschießen“, klagte Gislason.
Während Isländer vor der Pause noch euphorisch Beifall klatschte, pustete er nach dem Seitenwechsel kräftig durch, als der Rückstand weiter anwuchs.
„Wir haben wieder eine neue Truppe auf der Platte gehabt. Die Jungs, die dazugekommen sind, haben uns wieder geholfen. Es ist einfach eine verrückte Situation, aber wir nehmen das so an und wollen in den nächsten Spielen besseren Handball zeigen“, resümierte Kapitän Johannes Golla in der ARD.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)