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Handball-EM 2022: Warum Christian Schwarzer Deutschland alles zutraut

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Handball-EM 2022: Warum Christian Schwarzer Deutschland alles zutraut

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EM-Coup? Ein elementares Detail stimmt

Handball-Ikone Christian Schwarzer blickt aus deutscher Sicht optimistisch auf die EM. In seiner SPORT1-Kolumne analysiert er Kader und Chancen des DHB-Teams und hebt die fehlenden Nebengeräusche positiv hervor.
Starker Auftritt der deutschen Handball-Nationalmannschaft im letzten Härtetest vor der Europameisterschaft: Gegen Rekord-Weltmeister Frankreich trumpft das DHB-Team in den Schlusssekunden auf.
Handball-Ikone Christian Schwarzer blickt aus deutscher Sicht optimistisch auf die EM. In seiner SPORT1-Kolumne analysiert er Kader und Chancen des DHB-Teams und hebt die fehlenden Nebengeräusche positiv hervor.

Hallo Handball-Fans,

die Europameisterschaft beginnt, morgen auch für Deutschland - und ich sehe ihr positiv entgegen!

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Die junge deutsche Mannschaft hat in den Testspielen gegen die Schweiz und Frankreich Spaß gemacht. Natürlich hat der Sieg gegen den Olympiasieger wegen der üblichen Umstände eines Vorbereitungsspiels erstmal nur begrenzte Aussagekraft, aber für das Selbstvertrauen war er sehr gut.

Dabei sei an das letzte Testspiel vor den Olympischen Spielen im Sommer erinnert, das Deutschland gegen Ägypten gewonnen hat. Was dann in Tokio passiert ist, wissen wir noch alle.

Das gute Gefühl, dass es die junge deutsche Mannschaft auch mit Top-Teams aufnehmen kann und sich vor keinem verstecken muss: Es ist da! (Die Handball-EM im LIVETICKER)

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Die Voraussetzungen stimmen mich optimistisch, dass dem DHB-Team bei der EM alles zuzutrauen ist. Die Mannschaft kann durchaus für eine Überraschung sorgen und sogar um die Medaillen mitspielen.

Deutschland in Gruppe D gegen Belarus, Österreich und Polen

Die Vorrundengruppe des deutschen Teams gleicht einem Überraschungspaket. Die Polen haben zuletzt gezeigt, dass sie wieder ganz gut unterwegs sind. Belarus ist ebenfalls in der Lage, große Mannschaften zu ärgern. Österreich war in den vergangenen beiden Duellen in der EM-Qualifikation keine große Hürde, da ist Deutschland sehr dominant aufgetreten und hat klar gewonnen. (DATEN Tabellen der Handball-EM)

Aber genau darin liegt auch die Gefahr, die Österreicher dürfen ebenso wenig unterschätzt werden wie die anderen beiden Nationen, auch wenn das deutsche Team auf dem Papier die beste Mannschaft der Gruppe ist. Die Truppe von Alfred Gislason ist auf jeden Fall auf der Hut, alles andere wäre grob fahrlässig.

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Deutsche Mannschaften sind bekannt dafür, dass sie einen besonderen Spirit entwickeln können. Wenn man die Jungs auf dem Feld, auf der Bank und auch abseits davon beobachtet, sieht man, dass es stimmt in der Truppe und alle zusammen Spaß haben. Ich will nicht sagen, dass sie das vorher nicht hatten. Aber jetzt wird das ganz besonders deutlich. Da scheint sich bereits ein guter Teamgeist entwickelt zu haben. Das ist eine elementare Grundlage für einen möglichen sportlichen Erfolg.

Gute Mischung im DHB-Kader

Im finalen Kader befinden sich acht EM-Debütanten, die darauf brennen, sich bei ihrem ersten großen Turnier zu präsentieren. Insgesamt kann Gislason auf eine sehr gute Mischung aus Erfahrung und jugendlicher Unbekümmertheit bauen.

Schwachstellen mache ich im Kader keine aus. Das sind alle Jungs, die in der Bundesliga, der stärksten Liga der Welt, Woche für Woche demonstrieren, was sie im Stande sind zu leisten. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Handball-EM)

Jede Position ist meiner Meinung nach erstklassig besetzt. Überall gibt es einen gestandenen Spieler und hinten dran eine hungrige, junge Alternative, die man jederzeit guten Gewissens reinwerfen kann.

Die allerwenigsten Sorgen braucht man sich am Kreis zu machen. Mit Patrick Wiencek und Johannes Golla hat Deutschland mit das beste Duo, das auch in der Champions League Maßstäbe setzt. Sie sind vorne wie hinten eine Bank. Ich hoffe noch auf Jannik Kohlbacher als weitere Alternative, weiß aber nicht wie die aktuelle Verletzungssituation ist.

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Gislason vertraut auf Wolff

Im Tor könnte es sich herauskristallisiert haben, dass Gislason Andreas Wolff als Nummer eins auserkoren hat und ihn gleichzeitig als Mentor für die jungen Torhüter sieht. Ich bin eigentlich der Ansicht, dass es auf der Position keine klare Reihenfolge geben muss. Da entscheidet der Trainer oft nach Gegner und Bauchgefühl.

Wolff ist bei den vergangenen Turnieren nie mehr an seine überragende Form vom EM-Triumph 2016 herangekommen. Ich hoffe, dass er nun gereift ist, aus der Vergangenheit gelernt hat und sich gegenüber den Medien zurückhält, um sich auf die sportliche Leistung zu konzentrieren. (Mit diesen Aussagen hatte Andreas Wolff vor der WM für Wirbel gesorgt)

Auch in der Abwehr hat man gute Varianten, beispielsweise erinnert Julian Köster, wie er an vorderster Front in der 5-1-/3-2-1-Abwehr die Räume abdeckt und Bälle antizipiert, an Topstar Domagoj Duvnjak. Die 6-0-Formation ist ohnehin immer eine gute Waffe.

Gislason muss Erfolge vorweisen

Bei Coach Gislason wird es darauf ankommen, dass er eine optimale Abwechslung von Anspannung und Entspannung findet. Es ist ganz wichtig bei so einem Turnier, auch mal abschalten zu dürfen.

Der DHB hat Gislason engagiert, um eine erfolgreiche Nationalmannschaft zu haben. Die deutsche Mannschaft wird auch an Platzierungen gemessen. Zwar stehen in naher Zukunft Heimturniere an, auf die man mit einem personellen Umbruch hinarbeitet, nichtsdestotrotz müssen auch kurzfristig Erfolge her, um das Publikum und potenziellen Nachwuchs für den Handball zu begeistern - insbesondere jetzt in dieser schwierigen Phase. Diesem Anspruch muss Gislason auch schon bei der anstehenden Europameisterschaft gerecht werden.

„Solche Aussagen sollte man sich sparen“

Positiv hervorheben möchte ich die Ruhe, die die Nationalmannschaft aktuell umgibt, die vor den vergangenen Turnieren nicht immer gegeben war. Zwar hat DHB-Sportvorstand Axel Kromer im Vorfeld sein Unverständnis für die vielen Absagen ausgedrückt. Solche Aussagen sollte man sich sparen und Absagen akzeptieren. So eine Aussage darf aus meiner Sicht nur jemand tätigen, der selbst einmal erlebt hat, was für eine hohe Belastung es sein kann, neben dem Liga-Alltag auch noch in der Nationalmannschaft zu spielen. Jemand, der das selbst noch nie mitgemacht hat, darf sich meiner Meinung nach darüber kein Urteil erlauben. (Bob Hanning im SPORT1-Interview: Darum sieht auch er Kromers Aussage kritisch)

Aber zumindest gab es keine Aussagen zu ambitionierten Zielvorgaben von DHB-Verantwortlichen, die in der Vergangenheit allem Anschein nach eher geschadet anstatt geholfen haben. Die Mannschaft definiert selbst intern ihre sportlichen Ziele.

Dieser Umstand macht mir Hoffnung auf eine erfolgreiche EM der deutschen Nationalmannschaft.

Euer Christian Schwarzer

Christian „Blacky“ Schwarzer, geboren am 23. Oktober 1969, hat 318 Länderspiele für Deutschland absolviert und erzielte dabei 965 Tore. Mit dem TBV Lemgo gewann der Kreisläufer den DHB-Pokal (2002) und die Deutsche Meisterschaft (2003). 2006 fügte er mit Lemgo noch den EHF-Cup seiner Titelsammlung hinzu. Bereits zuvor holte er mit dem FC Barcelona in Spanien das Triple aus Meisterschaft und Pokal sowie der Champions League (2000). Mit der Nationalmannschaft holte er 2004 Silber bei den Olympischen Spielen in Athen und wurde im gleichen Jahr Europameister. Beim Wintermärchen 2007 gewann er mit dem DHB-Team den WM-Titel im eigenen Land.

Alles zur Handball-EM 2022 auf SPORT1: