Titelverteidiger entthront: Der SC Magdeburg hat nach einem echten Handball-Krimi als letztes Team das Final Four im DHB-Pokal erreicht.
Sorgen um Handball-Weltmeister
Der deutsche Meister besiegte den THW Kiel in der Neuauflage des Vorjahresfinale mit 35:34 (29:29, 19:14) nach Verlängerung und darf beim Finalturnier am 15./16. April in Köln von seinem dritten Pokal-Triumph nach 1996 und 2016 träumen. (NEWS: Alles Wichtige zum DHB-Pokal)
Allerdings erlebte der SCM einen bitteren Rückschlag: Magnus Saugstrup verletzte sich in der 66. Minute mutmaßlich schwer am Knie und konnte den Rest des Pokal-Krimis unter Tränen nur als Zuschauer verfolgen.
SCM: Weltmeister Saugstrup schwer verletzt
Die Freude von Trainer Bennet Wiegert hielt sich nach dem Schlusspfiff aus diesem Grund in Grenzen.
„Das Weiterkommen haben wir verdammt teuer bezahlt. Mir fehlt die Fantasie, dass Saugi (Magnus Saugstrup, Anm. d. Red.) im best Case nicht zehn bis zwölf Spiele verpasst. Das ist schwer zu verkraften, nach einer Verlängerung, in die wir nicht hätten gehen müssen“, meinte der SCM-Coach bei Sky.
Nach Spielende versammelten sich nicht nur die Magdeburger Spieler um den verletzten Saugstrup - auch die Kontrahenten aus Kiel gratulierten dem dänischen Weltmeister zum Weiterkommen.
Die Kieler selbst mussten die Hoffnungen auf ihren 13. Pokalgewinn begraben. Zwar holten die Zebras in den letzten acht Minuten der regulären Spielzeit einen Sechs-Tore-Rückstand auf, doch am Ende jubelten die Magdeburger dank starker Nerven und Saugstrup-Ersatz Lukas Meister, der die entscheidenden letzten zwei Tore erzielte, in der Overtime.
Kiel-Trainer Jicha über Pokal-Aus enttäuscht
Erstmals seit 2018 findet die Endrunde der besten vier Teams ohne den THW statt. „Es tut extrem weh“, sagte Kiels Trainer Filip Jicha. „Die Gründe dafür liegen in der ersten Halbzeit. Da hat uns die Qualität in der Abwehr und im Angriff gefehlt. Diese Hypothek war zu groß.“
Bester Magdeburger Torschütze vor rund 12.000 Zuschauern in Hamburg war Kay Smits mit acht Treffern, aufseiten der Kieler traf Eric Johannsson am häufigsten (9 Tore).
Bereits am Samstag hatten die SG Flensburg-Handewitt, die Rhein-Neckar Löwen und der TBV Lemgo Lippe ihre Tickets für das Final Four gelöst, das nach vielen Jahren in Hamburg erstmals in der Domstadt ausgetragen wird. Die Auslosung der beiden Halbfinalpaarungen findet am kommenden Mittwoch statt.
Flensburg setzte sich gegen die HSG Wetzlar mit 29:28 (25:25, 16:13) nach Verlängerung durch. Die Löwen, Bundesliga-Tabellendritter, gewannen ihr erstes Pflichtspiel des Jahres bei Hannover-Burgdorf deutlich klarer mit 31:25 (14:10). Lemgo, Pokalsieger von 2020, behauptete sich bei Altmeister VfL Gummersbach mit 33:30 (18:14) und zog zum dritten Mal nacheinander ins Finalturnier der Besten ein.
Kiel und Magdeburg liefern sich Handball-Krimi
Kiel und Magdeburg lieferten sich nur sieben Tage nach der Handball-WM eine heiß umkämpfte Partie. Während Magdeburg auch ohne seinen verletzten Top-Torschützen Omar Ingi Magnusson von Beginn an aufs Tempo drückte und kaum eine Torchance ausließ, wirkte Kiel zunächst ungewohnt schläfrig.
Vorne fabrizierten Topstar Sander Sagosen und seine Mitspieler einige Fahrkarten, hinten bekam der dänische Weltmeister-Torhüter Niklas Landin in der gesamten ersten Halbzeit keinen Ball zu fassen.
Im zweiten Abschnitt kam Kiel, das sein Heimspiel wegen einer langfristig geplanten Motocross-Veranstaltung von der Ostsee in die Hamburger Barclays Arena verlegt hatte, zwar schnell auf 19:21 heran (37.), doch Magdeburg blieb erst einmal cool und zog auch dank guter Aktionen von Nationalspieler Philipp Weber mit drei Treffern in Serie wieder auf 24:19 davon.
Als Matthias Musche acht Minuten vor dem Ende auf 29:23 für Magdeburg erhöhte, schien eine Vorentscheidung gefallen. Doch plötzlich kam der THW-Express ins Rollen. Magnus Landin traf mit der Schlusssekunde per verwandeltem Siebenmeter zum Ausgleich.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)