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Handball: Der "neue Wolff" plant die Revanche

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Handball: Der "neue Wolff" plant die Revanche

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Der „neue Wolff” plant die Revanche

Ein Jahr liegt die dramatische Niederlage von Kielce im Champions-League-Finale zurück. Andreas Wolff, Kapitän des polnischen Spitzenklubs, hat mit dem Turnier noch eine Rechnung offen. Diese will der 32-Jährige am Wochenende begleichen.
Die Stimmung beim DHB-Team nach dem ersten Sieg in der WM-Hauptrunde ist gut. Torwart Andreas Wolff versucht sich mit Trickwürfen im Training.
Ein Jahr liegt die dramatische Niederlage von Kielce im Champions-League-Finale zurück. Andreas Wolff, Kapitän des polnischen Spitzenklubs, hat mit dem Turnier noch eine Rechnung offen. Diese will der 32-Jährige am Wochenende begleichen.

Exakt 363 Tage sind vergangen, seit Andreas Wolff eine der schmerzhaftesten Niederlagen seiner Handball-Karriere einstecken musste. Während die Spieler des FC Barcelona um ihn herum tanzten, lehnte sich der 32-Jährige tieftraurig an einen Torpfosten der Kölner Lanxess-Arena und vergrub sein Gesicht hinter den Händen.

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Soeben hatte Wolff den polnischen Spitzenklub Kielce mit spektakulären Paraden lange im Spiel gehalten. Beim Stand von 32:32 ging es aber dann in die Lotterie von der Siebenmeterlinie - und der Torwart konnte keinen einzigen Wurf des Gegners mehr entschärfen. Am Ende gewannen die Katalanen ein denkwürdiges Endspiel mit 37:35 und schnappten ihm den ersten Champions-League-Triumph direkt vor der Nase weg.

„Es tut weh, ein solches Finale so knapp verloren zu haben“, erinnerte sich Wolff gegenüber SPORT1. Doch am Wochenende - knapp ein Jahr nach der dramatischen Entscheidung - kreuzt er wieder beim Final Four in der Domstadt auf und will die offene Rechnung begleichen. Einmal mehr fest im Visier: die Krone des europäischen Vereinshandballs.

„In der letzten Saison haben wir gesagt, dass wir wiederkommen wollen, um es besser zu machen. Jetzt haben wir die Chance dazu“, sagte Wolff. Im Halbfinale trifft er mit Kielce auf Paris Saint-Germain (Samstag ab 18 Uhr, LIVE im Ticker auf SPORT1), ehe der SC Magdeburg oder Titelverteidiger Barcelona in einem möglichen Finale warten.

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Kielce wendet Ausverkauf ab

Keine Frage, die unglückliche Final-Niederlage des Vorjahres schmerzte sehr. Gleichzeitig diente der verpasste Coup aber als Ansporn, den erneuten Einzug ins Final Four zu schaffen.

Denn mit Kielce mischt Wolff, der vor der Saison 2019/20 zum polnischen Abomeister gewechselt ist, längst das Konzert der Handball-Großmächte auf. Sportlich sind die Schlagzeilen meistens positiv. Auch in dieser Saison qualifizierte sich die Männer von Star-Trainer Talant Dujshebaev zunächst locker für das Viertelfinale und setzte sich dann gegen Telekom Veszprém aus Ungarn durch.

Nur abseits des Parketts sah das zwischendurch nicht so rosig aus. Vor Kurzem geriet das Millionen-Projekt durch eine wirtschaftliche Schieflage ins Wanken. Zeitweise drohte sogar der Ausverkauf, was sich jedoch nur als kleiner Schock offenbarte. Im April zogen die Verantwortlichen neue Geldgeber an Land und verhinderten den drohenden Zerfall des Teams. Der Klub tritt seither unter dem Namen Barlinek Industria Kielce an.

Weil die Situation so schnell geklärt war, ließ sich Mannschaft von all den Turbulenzen nicht aus der Bahn werfen. „Wir haben während der Saison gezeigt, dass wir von dem ganzen Szenario relativ unbeeindruckt waren. Jetzt haben wir wieder Sicherheit“, betonte der Europameister von 2016 gelassen.

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Dennoch dürfte es im Sinne aller Spieler sein, dass die volle Aufmerksamkeit mittlerweile wieder auf den sportlichen Geschichten liegt. Schließlich sind die Brocken, die beim Final Four aus dem Weg geräumt werden müssen, schwer genug.

Wolff laut CL-Statistiken in Topform

Wie es in diesem Jahr um Kielces Erfolgsaussichten steht?

„Wir haben gute Chancen, zu beziffern wahrscheinlich auf 25 Prozent, so wie die anderen drei Mannschaften bei auch“, witzelte Wolff und merkte selbst, dass seine Prognose in erster Linie das Phrasenschwein füttert: „Letztlich zählt die Tagesform.“

Um Europas Handball-Krone nach Polen zu holen, bedarf es natürlich auch neuerlicher Glanzleistungen von Wolff selbst. Am großen Erfolg seines Teams hat er einen maßgeblichen Anteil, lässt seit Monaten die Konkurrenz verzweifeln.

Bekanntlich heißt es: Wenn es ein Torhüter schafft, in die Köpfe der gegnerischen Werfer einzudringen, wenn die Schützen das Überlegen und Zweifeln beginnen, dann hat er schon gewonnen. Dass Wolff dies zuletzt eindrucksvoll gelungen ist, beweisen die blanken Zahlen.

Der deutsche Nationalkeeper reiht sich in der laufenden Champions-League-Saison mit 162 Paraden lediglich hinter Tobias Thulin (209) von GOG Håndbold ein. 14 gehaltene Siebenmeter stellen sogar den Bestwert dar.

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Wolff: „Zum Haus meiner Eltern sind es 35 Kilometer“

Eine Ursache für die momentane Topform steckt im Sinneswandel des 32-Jährigen, der sich dafür gar professionelle Unterstützung geholt hatte. Schon bei der Weltmeisterschaft im Januar wirkte er ausgeglichener als in der Vergangenheit, weniger verbissen und verkrampft.

Wolff hat erkannt, dass blinder Ehrgeiz nicht zielführend ist. Inzwischen sind die Zeiten, in denen er meinte, in jedem Spiel jeden Ball halten und die Mannschaft im Alleingang zum Sieg führen zu müssen, vorbei. „Ich hoffe, dass ich am Wochenende meine beste Leistung zeigen kann und die Lockerheit, die den ‚neuen Wolff‘ auszeichnet, auch hier wieder an den Tag legen kann“, sagte Kielces gut gelaunter Kapitän vor dem Final Four.

Was dabei helfen könnte: Da der gebürtige Euskirchener in Köln ein echtes Heimspiel hat, darf er auf die Unterstützung seiner Familie und Freunde bauen. „Ich habe auf Google Maps nachgeschaut. Zum Haus meiner Eltern sind es nur 35 Kilometer. Als Kind war ich oft in der Kölner Arena, habe mir die Spiele des VfL (Gummersbach, Anm. d. Red.) angeguckt und davon geträumt, dort irgendwann mal mit der Nationalmannschaft oder solche Events spielen zu können.“

Nun hat Wolff also zum zweiten Mal in Folge eine dieser Möglichkeiten. Der Gewinn der Champions League - es ist der Titel auf der Klubebene, der ihm noch fehlt.