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Wende in Dopingfall um Handball-Keeper: Experte übt scharfe Kritik

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Wende in Dopingfall um Handball-Keeper: Experte übt scharfe Kritik

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Kritik an Freispruch: „Lächerlich“

Die Suspendierung des Magdeburger Torwarts Nikola Portner wird von der HBL aufgehoben. Doping-Experte Fritz Sörgel kritisiert die Argumentation bei SPORT1 - und sieht eine Lücke im System.
Im Dopingverfahren gegen Nikola Portner gab es eine große Wende
Im Dopingverfahren gegen Nikola Portner gab es eine große Wende
© IMAGO/Christian Schroedter
Die Suspendierung des Magdeburger Torwarts Nikola Portner wird von der HBL aufgehoben. Doping-Experte Fritz Sörgel kritisiert die Argumentation bei SPORT1 - und sieht eine Lücke im System.

Es ist ein Vorgang, der nicht nur Handball-Deutschland bewegt: Nikola Portner, Torhüter des SC Magdeburg, war am 10. März nach einem Spiel gegen die Füchse Berlin positiv auf Methamphetamine, im allgemeinen Sprachgebrauch besser als Crystal Meth bekannt, getestet und suspendiert worden.

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Nun aber die Überraschung: Portner hat im „Ergebnis-Management“-Verfahren glaubhaft gemacht, dass keine beabsichtigte Leistungssteigerung vorlag. Der Doping-Bann des Schweizers wurde von der HBL aufgehoben.

Ende gut, alles gut? Doping-Experte Fritz Sörgel sieht es im Gespräch SPORT1 nicht so - und benennt offene Fragen in dem Fall und dem Doping-Sanktionssystem.

Sörgel findet Freispruch für Portner falsch

„Wenn die Einnahme zum Wettbewerb hin nun mal verboten ist und trotzdem Restmengen gefunden werden, dann ist der Sportler positiv“, sagt Sörgel: „Und wer positiv getestet wurde, muss auch sanktioniert werden. Sonst macht das ganze Dopingsystem keinen Sinn.“

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Der Professor für Pharmakologie hinterfragt die Argumentation hinter dem Freispruch: „Dass so eine niedrige Konzentration keine Wirkung mehr hat, dem ist zuzustimmen. Den Fall auf den Tisch zu legen, von niedrigen Konzentrationen zu sprechen, um schließlich Freispruch zu erzielen, finde ich aber lächerlich. Das klingt mehr nach Stammtisch-Diskussion.“

Das über den Fall Portner hinausgehende Problem, das Sörgel sieht: Die globale Anti-Dopingagentur WADA habe keinen Grenzwert für Crystal Meth bestimmt hat, wie es bei anderen Substanzen üblich ist - was Raum für Willkür öffne.

„Beim Cannabis gibt es folgende Faustregel: Man hat einen maximalen Konzentrationswert festgelegt und sofern die Obergrenze nicht überschritten ist, gibt es auch keine Sanktion. So einen Wert gibt es meines Wissens in der WADA-Liste für Crystal Meth nicht, dabei müsste es ihn geben. Nur dann kann man jemanden auch freisprechen“, findet der Toxikologe und Pharmazeut Sörgel.

Der Umgang im Zusammenhang mit Methamphetaminen sei kurios, findet Sörgel: „Außerhalb des Wettbewerbs sind die Substanzen ‚erlaubt‘“, man könne jedoch auch lange im Nachgang noch Reste in Urin-Proben nachweisen: „Bei Portner ist es ein niedriger Wert, jedenfalls ein Wert, bei dem sich sagen lässt, er hat es nicht zwei Stunden vor dem Wettbewerb eingenommen. Sonst wäre der Wert sehr viel höher gewesen.“

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„Nanogramm klingt nach wenig, aber“

Sörgel warnt trotzdem davor, die Angelegenheit zu sehr herunterzuspielen: „Nanogramm klingt nach wenig, die Leute kennen Nanotechnologie und sehen das als was unendlich Kleines an“, so Sörgel. Auch Portners Anwalt, Tarek Cherkeh hätte von vorneherein argumentiert, dass die Konzentration gering gewesen sei. Für den Laien klinge das plausibel, so Sörgel, „aber für den Analytiker im Labor ist es sogar recht viel“. Mit der Argumentation „Niedrige Konzentration gleich keine Wirkung“ würden es sich alle Beteiligten zu einfach machen.

Unabhängig davon, ob Portner schuldig ist oder nicht, sieht Sörgel eine Lücke im System - und sieht die zuständigen Institutionen in der Pflicht, sie zu schließen: „Die WADA hat nie wirklich geliefert. Es wurde situativ entschieden und Athleten bei einer niedrigen Dosis willkürlich freigesprochen. Auch das CAS (Europäischer Sport-Gerichtshof; Anm. d. Red.) hat in der Vergangenheit nicht sehr glückliche Urteile zu solchen Fällen gefällt.“

Sörgel fordert, die WADA müsse „klare Vorgaben machen, um zukünftig bei Präzedenzfällen die Entscheidungsfindung auch begründen zu können. Denn, das ist im Fall Portner kaum möglich.“