Pikante Gedankenspiele von Deutschlands einst bekanntestem Handball-Ass: Stefan Kretzschmar forciert die Diskussion um eine mögliche Ablösung von Bundestrainer Alfred Gislason und bringt Bennet Wiegert als Alternative ins Spiel.
Kretzschmar mit pikanten Aussagen
Der Sportvorstand der Füchse Berlin und frühere Nationalspieler rät dem Deutschen Handballbund (DHB) dazu, parallel zu den Gesprächen mit Gislason über dessen Vertragsverlängerung auch mit dem Meistercoach vom SC Magdeburg über ein mögliches Engagement zu sprechen.
Der DHB hatte eben erst offiziell bekundet, Gislasons im Sommer auslaufenden Vertrag bis zur Heim-WM 2027 verlängern zu wollen - unter der Voraussetzung, dass das deutsche Team die Olympia-Qualifikation Mitte März übersteht. Kretzschmar stellt das Vorgehen nun in Frage.
Kretzschmar bringt Wiegert ins Spiel
„Ich bin jetzt kein Verantwortlicher vom DHB, aber wenn ich einer wäre, dann würde ich anders rangehen an die Sache“, sagte Kretzschmar in der aktuellen Ausgabe des Handballtalks „Harzblut“ bei Dyn: „Ich würde natürlich die Auswertung mit Alfred machen und würde mir von ihm die Vision 2027 erzählen lassen. Und dann würde ich mich mit Benno treffen. Und dann würde ich fragen: ‚Benno, wie sieht‘s aus. Könntest Du Dir das überhaupt vorstellen? Und wie wäre deine Idee, deine Vision DHB 2027?‘ Dann würde ich mir beide Seiten anhören und danach entscheiden.“
Der 64 Jahre alte Gislason habe „durchaus die Legitimation weiterzumachen. Es gibt Gründe, die dafür sprechen“, so Kretzschmar. Doch den 42-jährigen Wiegert hält er für denjenigen, „der es radikal verändern könnte. Der auch meiner Meinung nach andere Ansätze und nochmal eine andere Qualität hätte.“
WM-Titel 2027 muss für Kretzschmar der Anspruch sein
Kretzschmar findet, dass die Trainerfrage um eine zentrale Frage kreisen sollte: „Wer ist der richtige Mann, um 2027 Weltmeister zu werden. Denn nichts anderes kann unser Ziel sein. In den nächsten drei Jahren muss die Losung sein: Wir wollen nicht ins Halbfinale, sondern wir wollen Weltmeister werden 2027. Punkt aus.“
Die Frage, „die wir uns stellen müssen“, ist laut Kretzschmar: „Welchen Handball wollen wir bis 2027 spielen? Was passt zu unserer Nationalmannschaft? Was passt zu den Jungs, die da jetzt nachkommen? Welches Spielermaterial haben wir wofür?“ Er selbst sieht für die Zukunft „nicht den Fernwurfhandball, sondern ich sehe dann schon eher die Perspektive Eins-gegen-Eins, SC-Magdeburg-Handball mit kleinen, schnellen, wendigeren Spielern, die dann aber aufs Tempo drücken“.
Kretzschmar sieht aktuell mit Blick auf die Offensive Veränderungsbedarf im Team: „Wenn wir uns kritisch mit der EM auseinandersetzen, dann müssen wir sagen: Unser Angriff war zu schlecht. Er war zu uninspiriert, er war nicht strukturiert genug. Er war oft statisch und ohne Bewegung. Das ist unsere Achillesferse bei dieser EM gewesen.“ Öffentliche Kritik an Gislasons Arbeit hatte zuletzt auch der frühere DHB-Vize Bob Hanning geübt, der als Geschäftsführer der Füchse mit Kretzschmar zusammenarbeitet.
Kraus nennt weitere Alternativen zu Gislason
In der Harzblut-Sendung warf auch 2007-Weltmeister Michael Kraus Alternativen zu Gislason in die Diskussion, er nannte die Namen Florian Kehrmann (TBV Lemgo) und Maik Machulla (vereinslos). „Mit denen kannst du auch sprechen“, sagte Kraus. Er halte sie ebenfalls „für gute Kandidaten“.
Kraus‘ damaliger Teamkollege Pascal Hens schloss sich derweil Kretzschmars Kritik an der Spielweise des deutschen Teams bei der EM an: „Wir waren zu schwammig. Wir waren nicht konstant auf dem Level, das wir uns alle gewünscht haben. Das ist Fakt. Wir brauchen definitiv mehr Tempo, dieses statische Handballspielen, damit werden wir keinen Erfolg haben.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)