Zerfällt das Großprojekt des norwegischen Handballs bereits, bevor es sportlich überhaupt Fahrt aufnehmen konnte?
Star-Abgang droht! Zerfällt Großprojekt?
Die finanziellen Sorgen des ambitionierten Teams Kolstad IL führen bereits zum Trainingsauftakt zu Problemen. Der norwegische Fernsehsender TV2 hatte zuvor berichtet, dass die Spieler in der anstehenden Saison auf 30 Prozent und in dem darauffolgenden Jahr auf 20 Prozent ihres Gehalts verzichten sollen.
Inzwischen hat der Verein die Notwendigkeit finanzieller Kürzungen auch bestätigt. Die Spieler um Superstar Sander Sagosen müssen sich daher entscheiden, ob sie dem zustimmen oder sich lieber einem anderen Klub anschließen.
Auf Nachfrage von TV2 äußerte sich Sagosen nun dazu: „Natürlich ist es ein anstrengender Prozess - für alle Beteiligten. (...) Aber ich hoffe, dass wir bald Licht am Ende des Tunnels sehen können.“
Sagosen spricht weiter von einem „fantastischem Projekt“
Der Norweger wollte sich aber „nicht äußern“, wie es mit ihm weitergeht und sagte nur so viel: „Wir arbeiten an einem gemeinsamen Plan, und wenn er fertig ist, werden Sie es wahrscheinlich wie alle anderen auch erfahren.“
Dennoch scheint Sagosen weiterhin an Bord und sprach von einem „fantastischen Projekt, das in Kürze realisiert werden soll“. Er freue sich schon darauf, wenn dieser Prozess abgeschlossen sei.
Cheftrainer Christian Berge verriet sogar, dass er bereits einer Gehaltskürzung zugestimmt hat: „Ich habe akzeptiert. Ich will weitermachen.“ Zwar habe ihm die Situation im Verein zu denken gegeben - aber er habe nun beschlossen, nach vorne zu schauen.
Er wolle sich auf das rein Sportliche fokussieren, zeigte aber auch Verständnis, falls jemand den Verein doch verlassen wolle: „Wenn sich jemand dafür entscheidet, konzentrieren wir uns auf die, die bleiben, und auf die sportliche Leistung. Es geht darum, die Spieler und die Mannschaft so gut wie möglich zu machen.“
Kolstad droht Abgang - zieht es Smarason nach Deutschland?
Ein möglicher Abgang ist laut TV2 Starspieler Janus Smarason. Demnach soll der deutsche Champions-League-Sieger Magdeburg großes Interesse an dem Isländer zeigen, der nicht zum Medizincheck am Montagmorgen erschienen war.
Stian Gomo Nilsen, der zum Trainerteam von Kolstad gehört, sagte über den Trainingsstart: „Es ist ein Prozess zwischen Janus (Smarason) und dem Verein. Wir sitzen hier und sind ein bisschen aufgeregt, wer kommt. Bis jetzt ist die Beteiligung gut.“
Geschäftsführer Jostein Sivertsen und Smarason wollten sich auf Nachfrage von TV2 nicht zu der Angelegenheit äußern.
Nationalspieler fühlt sich ein wenig an Flensburg erinnert
Norwegens Nationalspieler Göran Johannessen erklärte, er sei von der Nachricht über die finanziellen Probleme von Kolstad komplett überrascht worden: „Es kam so kurz vor Beginn des Vertrags. Es war ein wenig überraschend, dass es so spät kam. Es wäre schön gewesen, wenn wir früher informiert worden wären.“
Der 29-Jährige führte aber weiter aus, dass es bei seinem Ex-Verein SG Flensburg-Handewitt eine ähnlich schwierige Phase gegeben hatte - allerdings während der Corona-Zeit.
„Es war einfacher, in dieser Situation zu sein, als in der, in der wir jetzt sind. Hier war der Verein etwas überambitioniert und hat Spieler verpflichtet - sicherlich mit der Absicht, die Mittel aufzubringen - um einfach Spieler auf diesem Niveau zu haben“, sagte der norwegische Nationalspieler.
Aalborg-Boss enttäuscht von Kolstad: „Schade und ärgerlich“
Jan Larsen, Geschäftsführer von Aalborg Handball, ärgert sich über die Situation.
„Ob einige dieser Spieler in Aalborg, bei anderen dänischen Vereinen oder in Deutschland hätten spielen sollen, ist fast irrelevant. Die Tatsache, dass man die Verpflichtungen, die man hat, und was man Spielern versprochen hat, nicht einhalten kann, ist schade und ärgerlich“, sagte Larsen.
Er fügte zudem an, dass er die Situation weiter beobachte. So wird es wohl auch vielen anderen Klubs gehen, falls das Projekt in Kolstad doch noch in sich zusammenfällt.