Nach Zauberschlag und Siegputt zeigte Bryson DeChambeau die Muskeln, der Golf-Professor schrie seine Freude auf dem 18. Grün laut heraus: Bei DeChambeau entlud sich nach dem zweiten US-Open-Triumph all der Frust, der sich zwei Jahre lang aufgestaut hatte. Auch beim unterlegenen Rory McIlroy, der den Sieg auf der Schlussrunde noch aus der Hand gab, hatte die Niederlage Spuren hinterlassen.
Star flieht nach „Schlag des Lebens“
Der glückliche Sieger bilanzierte mit einem breiten Lächeln: „Ich war in einem tiefen Loch, mein Schwung war weg, meine Schläge waren schrecklich. Aber ich habe mich aus meinem Loch wieder ausgegraben.“
Der Erfolg, sein zweiter bei einem Major, rundete auch eine persönliche Wandlung ab. „Ich habe realisiert, dass es eine Menge andere Dinge im Leben gibt als Golf“, sagte DeChambeau, „ich bin nicht perfekt, aber die Krise hat mir aufgezeigt, wer ich bin, was ich tun kann, was ich mit meinem Leben will.“
Golf-Star McIlroy versagten die Nerven
Auf einer Runde mit Höhen und Tiefen hatte DeChambeau im packenden Duell mit Rory McIlroy das bessere Ende für sich - auch wenn es zwischenzeitlich nicht danach aussah. Der Kalifornier war mit einem Vorsprung von drei Schlägen auf den Nordiren in den Schlusstag gegangen, lag nach 15 Löchern aber einen Schlag zurück.
Doch während dem viermaligen Major-Champion McIlroy mit Bogeys an der 16 und 18 die Nerven versagten, sicherte sich DeChambeau am Schlussloch mit einem tollen Bunkerschlag den mit 4,3 Millionen Dollar versüßten Triumph. „Oh man, ich wollte nicht wieder Zweiter werden. Das war der Schlag meines Lebens“, jubelte der Sieger.
McIlroy dagegen hatte es nach seinem späten Einbruch die Sprache verschlagen. Wortlos verschwand er ins Klubhaus, zu groß war der Frust nach der verpassten Chance, nach zehn Jahren wieder ein Major zu gewinnen. Er schwänzte die obligatorischen Pressetermine und verschwand eilig. Ein Video auf Twitter zeigt, wie er nur Minuten nach seiner Niederlage mit durchdrehenden Reifen davonfährt.
Dabei war die Welt für den 35-Jährigen aus Hollywood nahe Belfast zuvor noch komplett in Ordnung gewesen. Auch wieder privat.
DeChambeau entwickelt Schläger selbst
Wie McIlroy und seine Frau Erica Stoll, selbst eine viermalige Major-Gewinnerin, mitteilten, wurde die geplante Scheidung wieder abgesagt. „Wir haben unsere Probleme gelöst“, erklärte der Brite, Vater einer kleinen Tochter. Eine Hilfe war das private Glück im entscheidenden Moment dann aber doch nicht.
Zur Freude von DeChambeau, einem der besonderen Typen im Golf. Wie zahlreiche andere prominente Kollegen, darunter auch Martin Kaymer, war er von der US-Tour in die von Saudi-Arabien lukrativ finanzierte LIV-Serie gewechselt.
Mit seinen selbst entwickelten Schlägern, die alle die gleiche Schaftlänge aufweisen, ist der 1,85 m große und 110 kg schwere Tüftler auf der Tour der Weitenjäger Nummer eins. Selbst bei der WM der Longhitter konnte DeChambeau mithalten, landete bei den Spezialisten auf Rang acht.
Kaymer konnte nicht überzeugen
Mit der Entscheidung hatte das deutsche Duo nichts zu tun. Der Münchner Stephan Jäger spielte am Schlusstag eine 72 und landete mit 285 Schlägen auf dem 21. Platz. Der zweimalige Major-Champion Kaymer (Mettmann), der 2014 mit dem US-Open-Triumph in Pinehurst seinen bislang letzten Turniersieg gefeiert hatte, absolvierte die letzten 18 Löcher mit 73 Schlägen und landete auf Rang 64.