Millionenschwere Preis- und Antrittsgelder sind im Golfsport keine neue Entwicklung.
Droht der Golf-Welt der Kollaps?
Doch die aktuellen Summen, die im Zusammenhang mit der LIV Golf Series genannt werden, sind ein anderes Kaliber. So soll US-Superstar Tiger Woods angeblich 100 Millionen Dollar für seine Teilnahme an dem neu geschaffenen Turnierformat angeboten bekommen haben. (NEWS: Alles zum Golf)
Und das ist kein Einzelfall. Die LIV wird von den Machthabern in Saudi-Arabien finanziert und lockt die Topstars der Golfszene mit üppigen Geldern.
Im Fall von Woods blieb der Anwerbeversuch allerdings ohne Erfolg: Der 46-Jährige lehnte das unmoralische Angebot ab und erklärte, dass er weiter auf der amerikanischen PGA Tour spielen wolle.
Saudi-Tour lockt Stars mit Mega-Summen
Allerdings stießen Summen dieser Größenordnung nicht überall auf taube Ohren. Eine ganze Reihe von Profi-Golfern, die sonst bei der US-Tour an den Start gehen, hatten ihre Teilnahme am LIV-Format zugesagt.
Im Golfsport ist aus der Diskussion um die Gelder aus Saudi-Arabien längst ein großer Streit entstanden. Dabei fürchtet die PGA Tour in erster Linie um ihren Status als bedeutsamste Golfserie der Welt.
Aber auch zahlreiche Spieler selbst äußern ihr Bedenken, hinsichtlich der Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien. Konkret steht der Vorwurf des „Sportswashing“ im Raum. Damit ist gemeint, dass das saudische Regime die aus einem Staats-Fond bereitgestellten Gelder für die LIV Series nutzt, um von den zahlreichen Verfehlungen im eigenen Land abzulenken.
PGA sperrt teils namhafte Stars
Die PGA Tour hatte jedenfalls bereits Anfang Juni genug: Die Verantwortlichen der US-Serie machten ihre Drohung wahr und sperrten alle Spieler, die der LIV zugesagt hatten, für ihre Turniere. Darunter auch den besten deutschen Golfer Martin Kaymer und US-Topstar Phil Mickelson.
In der Folge gingen elf von dem Ausschluss betroffenen Akteure rechtlich gegen die Entscheidung vor. Sie reichten auf 106 Seiten eine Klage ein, mit dem Zweck, wieder bei der PGA Tour antreten zu können.
Zu der Gruppe der Spieler gehören auch Talor Gooch, Matt Jones und Hudson Swafford, die sogar eine einstweilige Verfügung beantragten, um trotz ihrer Sperre an den FedEx-Cup-Playoffs teilnehmen zu können.
Gericht lehnt Klage gegen PGA-Ausschluss ab
Sie begründeten ihren Antrag damit, dass ihnen durch die „beispiellose“ Strafe „irreparable Schäden“ entstehen würden. Ein US-Bundesgericht lehnte das Ersuchen der drei Kläger jedoch Mitte August ab.
Die Begründung: Die Spieler hätten von den potenziellen Folgen ihrer Teilnahme an der LIV-Serie gewusst und seien dafür mit Antrittsgeldern entschädigt worden.
Die Schäden für die ausgeschlossenen Golfer seien rein finanzieller Natur. Das allein reiche nicht aus, um die Definition von „irreparablen Schäden“ zu erfüllen, erklärte Richterin Beth Labso Freeman beim Urteilsspruch.
Mittlerweile zogen die LIV-Golfer Pat Perez und Carlos Ortiz ihre Beteiligung an der Klage gegen die PGA Tour zurück - so sind noch neun Kläger übrig.
Für die PGA Tour ist das Urteil ein erster kleiner Sieg in der Auseinandersetzung gegen die finanzstarke Tour aus Saudi-Arabien. Ein Problem bleibt jedoch bestehen: Trotz ihrer hoch dotierten Preisgelder kann die US-Serie nicht mit denen des Konkurrenten mithalten.
Das LIV-Auftaktturnier in London war mit 25 Millionen Dollar dotiert. So viel Geld gibt es bisher bei keiner PGA-Veranstaltung. Ein Ende des Streits ist damit längst noch nicht in Sicht.
Urteil im Hauptprozess erst 2024
Im Hauptprozess der übrigen neun Kläger kann mit einem monatelangen Verfahren gerechnet werden. Anhörungen und eine Entscheidung über die Zulassung der Klage sind für Juli 2023 angesetzt. Die Hauptverhandlung könnte dann ab Januar 2024 stattfinden - erst dann entscheidet sich die Zukunft des Sports.
Bis dahin wird das reine Wettkampfgeschehen im Golfsport wohl in den Hintergrund rücken.
Auch zwischen den Spielern, die eine Teilnahme an der LIV Golf Series abgesagt haben, und den elf abtrünnigen Klägern ist ein Bruch entstanden, der die ganze Szene spaltet.
Der viermalige Major-Champion Rory McIlroy hatte vor allem jüngere Golfer für ihre Zusage an der Saudi-Tour kritisiert: „Ich habe es nicht verstanden, warum Spieler in meinem Alter dorthin gegangen sind, denn ich denke, dass meine besten Tage noch vor mir liegen, wie es auch bei ihnen der Fall ist. Deswegen fühlt es sich so an, als ob sie einen einfachen Ausweg genommen haben.“
PGA-Tour-Golfer planen Elite-Liga
Eine Gruppe treuer PGA-Tour-Golfer um Tiger Woods traf sich in der vergangenen Woche während der BMW Championship und besprach dort auch den weiteren Umgang mit LIV Golf.
Laut dem Golfjournalist Alan Shipnuck diskutierte die Gruppe eine Art Elite-Liga für die besten 60 Spieler. Konkret soll es 18 Events geben, die jeweils mit 20 Millionen Dollar dotiert sein sollen. Damit erhoffe man sich, weitere Spieler-Abwanderungen zur LIV Tour zu verhindern.
Der Golfsport steht unmissverständlich vor einer Zerreißprobe, die noch einige Zeit anhalten wird.