Schwere Krawalle haben den Sieg von Weltmeister Argentinien um Kapitän Lionel Messi im Klassiker-Duell beim Erzrivalen Brasilien überschattet. Kurz vor Anpfiff des WM-Qualifikationsspiels, das die Albiceleste am Dienstag (Ortszeit) mit 1:0 (0:0) gewann, waren auf den Rängen des Maracana von Rio de Janeiro heftige Tumulte zwischen beiden Fangruppen ausgebrochen.
Schock-Szenen: Messi schlägt Alarm
Die Polizei setzte Schlagstöcke ein, um die Ausschreitungen zu beenden. Die Folge: Fans lagen mit blutigen Wunden im Gesicht auf dem Boden, wie Fotos belegen.
Messi: „Haben gesehen, wie sie auf die Leute eingeschlagen haben“
Einige Spieler Argentiniens gingen in Richtung Fankurve, um beruhigend auf alle Beteiligten einzuwirken, ehe Messi und Co. das Spielfeld vorübergehend für rund zehn Minuten verließen. Letztlich begann die Partie mit rund 30 Minuten Verspätung. „Wir gingen in die Umkleidekabine, um uns ein wenig zu beruhigen“, sagte Messi nach der Partie und richtete anschließend heftige Vorwürfe an die Polizei: „Wir haben gesehen, wie sie auf die Leute eingeschlagen haben. Sie waren mehr darauf konzentriert als auf das Spiel. Wir waren dort und konnten von unten nicht viel tun.“
Den Superstar erinnerten die Vorfälle an das Finale der Copa Libertadores zwischen Fluminense und Boca Juniors Anfang November, als es in Rio schon einmal schlimme Krawalle gab: „Das Gleiche passierte im Finale der Libertadores, als die Leute mit Stöcken zurückgedrängt wurden.“
Nach dem Spiel meldete sich Messi dann bei Instagram und fand noch deutlichere Worte: „Großer Sieg im Maracana, auch wenn er von der erneuten Unterdrückung der Argentinier in Brasilien geprägt sein wird. Das kann nicht toleriert werden, das ist Wahnsinn, und das muss jetzt aufhören!“
Brasiliens Trainer Fernando Diniz sagte bei der Pressekonferenz: „Wir wollen nicht, dass so etwas passiert.“ Was genau passiert sei, könne er aber nicht bewerten, da er sich zu der Zeit auf dem Spielfeld befunden habe: „Es tun uns leid, aber ich habe keine Daten, um zu wissen, was passiert ist, warum es passiert ist.“
Wie wild die Situation auf der Tribüne war, zeigt zudem ein Video von Argentiniens Keeper Emiliano Martinez. Er konnte es ganz offensichtlich nichr mehr aushalten, untätig zuzuschauen. Also sprang er auf die Tribüne und versuchte den Polizisten, die Schlagstöcke zu entreißen.
Clarin: „Lange Minuten des absoluten Wahnsinns“
Die Prügelszenen schlagen auch in Argentiniens Medienlandschaft hohe Wellen.
„Es waren lange Minuten des absoluten Wahnsinns. Auf beiden Seiten wurden die Sitze aus den Tribünen gerissen und ziellos durch die Gegend geschleudert, so dass jeder, der in der Nähe stand, getroffen werden konnte“, beschrieb die argentinische Zeitung Clarin die Szenerie.
„Das mit Spannung erwartete Spiel der südamerikanischen Qualifikationsrunde für die Weltmeisterschaft 2026 wurde zum Teil durch die schweren Zwischenfälle im Vorfeld der Partie im Maracana-Stadion überschattet, wo Zusammenstöße zwischen den beiden Fan-Lagern zum Eingreifen der örtlichen Polizei führten, die letztlich nur die Argentinier unterdrückten“, bemängelte zudem die argentinische Zeitung La Nacion.
Joelinton rastet auf dem Platz aus
Auf dem Rasen köpfte Verteidiger Nicolas Otamendi (63.) die Argentinier zum so prestigeträchtigen Erfolg. Der dreimalige Weltmeister führt die südamerikanische Quali-Gruppe für die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko nun mit 15 Punkten aus sechs Spielen an. „Diese Gruppe erreicht immer wieder historische Dinge“, sagte Messi: „Vielleicht war das heute nicht das Wichtigste, aber es war ein schöner Sieg.“
Für Rekordweltmeister Brasilien, der ohne die verletzten Superstars Neymar und Vinicius Junior auskommen musste, bedeutete die bittere Heimpleite den nächsten Rückschlag und bereits die dritte Niederlage in der laufenden Qualifikation. Zu allem Überfluss sah der frühere Hoffenheimer Joelinton (81.) nach einer Tätlichkeit die Rote Karte. In der Tabelle liegt die Selecao mit sechs Zählern auf Rang sechs - dem letzten direkten Qualifikationsplatz für die Weltmeisterschaft.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)