6. Oktober 2001, Old Trafford in Manchester: Es läuft die 92. Minute in Englands letztem Qualifikationsspiel für die WM 2002 in Japan und Südkorea. England liegt 1:2 gegen Griechenland hinten und braucht dringend ein Tor, um sich zu qualifizieren.
Dieses Tor veränderte für Beckham alles
Egal ob in Manchester, London oder bei den im Ausland stationierten Soldaten, eine ganze Nation hält den Atem an.
David Beckham, damals einer der meistgehassten Fußballer auf der Insel, legt sich den Ball zum Freistoß fast 30 Meter vom Tor entfernt zurecht. Im Old Trafford ist es mucksmäuschenstill. Es scheint, als wenn die Zeit still steht.
Beckham läuft an und feuert den Ball perfekt über die Mauer hinweg in den linken Winkel. Die angespannte Stille verwandelt sich in völlige Ekstase. Beckham schießt sein Land zur WM. Ein ganzes Land tobt, dieses Mal vor Freude.
Beckham bekommt noch immer Gänsehaut
22 Jahre ist dieses legendäre Tor her. Beim Torschützen selbst sorgt es auch heute noch für große Gefühle.
„Wenn ich mir die Szene nochmal anschaue oder nur daran denke, bekomme ich immer wieder Gänsehaut“, sagte Beckham vor einiger Zeit in der Sun.
Es war wahrscheinlich der Moment in Beckhams großer Karriere und das trotz 19 großer Titel in vier Ländern.
„Mein Land als Kapitän anzuführen und dann so ein Tor in so einem Moment zu schießen, das für mein Land so viel bedeutet hat, für mich hätte es keinen perfekteren Moment geben können.“
Tor macht Beckham von Hassfigur zum Helden
Das Tor machte Beckham zum Helden. Und das, obwohl er vorher einer der meistgehassten Spieler auf der Insel war. Die Fans hatten ihn für das Aus bei der WM 1998 verantwortlich gemacht, als er gegen Argentinien wegen einer Tätlichkeit gegen Diego Simeone vom Platz geflogen war.
Die Fans verbrannten daraufhin sein Trikot, pfiffen ihn in der Liga bei Auswärtsspielen regelmäßig aus und hängten sogar Puppen, die sein Trikot trugen.
All der Hass, in dem Moment vergessen, als der Ball im Netz zappelte.
So empfand es auch Beckham selbst: „Dieser Moment war auch so ein wenig Wiedergutmachung. Der Platzverweis hing mir immer noch nach. Aber ab dem Moment hatte ich das Gefühl, dass die Fans sich dachten ‚okay, jetzt können wir über den Fehler hinwegsehen und diesen vergessen‘.“
Sheringham hätte magischen Moment fast verhindert
Fast wäre es zu diesem magischen Moment gar nicht gekommen. Beckhams Teamkollege Teddy Sheringham wollte schießen. „Ich habe zu Becks gesagt: „Lass mich den doch schießen, du hast schon genug verballert“, erinnert sich Sheringham mit einem Lächeln. „Er antwortet aber nur ganz trocken: Ted du schaffst es von hier nicht mal bis zum Tor.“
Bekanntermaßen trat Beckham selbst an und verwandelte ganz England mit seinem Tor in ein Tollhaus. „Meine Mutter hat mir erzählt, dass die Leute um sie herum vor Freude geweint haben“, erinnert sich Beckham. „Es ist wirklich emotional zu wissen, dass man durch das Tor einen Moment geschaffen hat, der so speziell war, und zwar nicht nur für meine eigene Karriere.“
DFB-Team hilft mit
Die Leidtragenden des legendären Tors war damals übrigens die deutsche Nationalmannschaft. Sie spielte im letzten Gruppenspiel nur 0:0 gegen Außenseiter Finnland. Bei einem Sieg der DFB-Elf hätte auch das Traumtor nicht gereicht.
So rutschte Deutschland aber auf den zweiten Platz in der Qualifikationsgruppe und musste gegen die Ukraine in die Playoffs. Hier gelang dann auch die Quali für die WM.
Deutschland kam bei der WM ins Endspiel, für England war schon im Viertelfinale Schluss. Daran erinnern sich die wenigsten Menschen in England noch so genau.
Was bleibt, ist die magische Szene aus der Qualifikation. Der 06. Oktober 2001, die 92. Minute im Old Trafford: Der Moment, indem ein ganzes Land den Atem anhielt und der die Karriere von David Beckham für immer veränderte.