Jetzt erst recht!
Warum Flick weitermacht
Auch wenn ihn das bittere WM-Aus ebenso wie der daraus resultierende Abschied von Oliver Bierhoff nach wie vor ärgert: Hansi Flick macht als Bundestrainer weiter.
Dafür gibt es – unabhängig von der noch nicht geklärten Bierhoff-Nachfolge – mehrere Gründe.
Heim-EM ist ein Herzensprojekt
Auf der einen Seite brennt der Bundestrainer, das berichtete SPORT1 bereits vor dem großen WM-Krisengipfel mit den DFB-Bossen in Frankfurt am Main, weiterhin auf die Heim-EM 2024. Für ihn ist das Turnier im eigenen Land ein Herzensprojekt. Bis dahin läuft auch noch sein Vertrag beim DFB.
Zum anderen weiß Flick um die Unterstützung seiner Spieler. Ein Großteil der Mannschaft steht voll hinter ihm, neben Führungsspielern wie Joshua Kimmich arbeiten auch wichtige Akteure der Zukunft wie Jamal Musiala sehr gerne mit dem 57-Jährigen zusammen.
Was Flick ebenfalls dazu bewog, nicht das Handtuch zu werfen: Er sah in Katar kein Einstellungsproblem bei seinen Spielern!
Hauptproblem: Chancenverwertung
Die DFB-Elf war nicht nur der WM-Teilnehmer, der in Gruppenphase die meisten Torschussversuche verzeichnete (67), sondern sie zählte mit 117 zurückgelegten Kilometern auch zu den laufstärksten Teams. Nur Australien (120), der Iran (120) und die USA (123) liefen in den ersten drei Partien mehr als Deutschland! (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
Daher können Flick und sein Trainerteam auch die öffentlich wachsende Kritik, die Vorbereitung auf das Turnier mit dem Kurz-Trainingslager im Oman sei wenig zielführend und das luxuriöse DFB-Camp im Norden von Katar zu sehr „Wohlfühloase“ gewesen, nach SPORT1-Informationen nicht wirklich nachvollziehen.
Das Hautproblem aus ihrer Sicht, an dem es bis zur Heim-EM dringend zu arbeiten gilt: die Chancenverwertung. Deshalb wird Flick in den nächsten 18 Monaten genau hinschauen, wie sich seine Offensiv-Stars präsentieren – und welche Alternativen es neben Werder-Torjäger Niclas Füllkrug, der in Katar Werbung für sich machte, noch gibt. (DATEN: WM-Spielplan 2022)
Warum sich Flick den Hummels-Vorwurf nicht macht
Dass seine sehr offensiv ausgerichtete Spielidee auch riskant sein und zu Kontern wie gegen Japan führen kann, war dem Trainerteam wohl bewusst.
Wie SPORT1 erfuhr, machen sich Flick und seine Assistenten daher auch keinen Vorwurf, auf Mats Hummels verzichtet zu haben. Ihre Meinung: Mit dem Dortmunder Abwehr-Routinier in der Kette wäre es ebenfalls zu einigen brenzligen Situationen gekommen!
Zumal Hummels seine besten Leistungen vor der WM-Pause beim BVB brachte, als die Mannschaft von Edin Terzic tief stand – eine Spiel-Philosophie, die nicht zum Flick‘schen Ballbesitzfußball passt. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Das Fazit des Ex-Bayern-Trainers: „Wir als Mannschaft können viel mehr erreichen, als wir in Katar gezeigt haben. Wir haben dort eine große Chance verpasst. Daraus werden wir unsere Lehren ziehen.“
Den Fußball wieder in den Vordergrund rücken
Tatsache ist aber auch, dass sowohl Flick als auch die Spieler auf mehr Unterstützung bei der Heim-EM hoffen. Während andere Nationen wie Brasilien, Argentinien oder Marokko von Anfang an ein großes Fest in Doha feierten und nach wie vor feiern, ging die in Deutschland negative Grundhaltung gegenüber der WM und dem Standort Katar nicht spurlos an der Mannschaft vorbei.
Zudem nervte die Debatte um die „One Love“-Binde einige Spieler und führte zu internen Spannungen. Für Flick sicher keine Ausrede, doch er wünscht sich für 2024, dass der Fußball wieder mehr in den Vordergrund rückt – und die negative Stimmung rund um das DFB-Team in einem Schulterschluss mit den Fans mündet.
Der Bundestrainer: „Wir alle möchten, dass sich bei der Heim-EM 2024 wieder ganz Deutschland hinter der Nationalmannschaft versammelt!“
Flick will ein zweites Sommermärchen 2006! Doch bis dahin gibt es noch viel zu tun.