Harte Worte waren es, die der norwegische Kölner Trainer Stale Solbakken wählte.
Trainer-Ikone zerstört ihr Vermächtnis
„Es ist erschütternd zu sehen, dass der klügste Mann der Welt, Arsene Wenger, zu dem man jahrelang aufgeschaut hat, irgendwie einer Gehirnwäsche unterzogen wurde und nun die dümmsten Aussagen macht.“
Um die heftige Empörung Solbakkens zu verstehen, muss man zeitlich zurückblicken. Genauer gesagt: in den November 2019. Da wurde bekannt, dass Wenger fortan für die FIFA als Direktor für globale Fußballförderung tätig sein werde.
„Arsène Wenger wird in erster Linie dafür verantwortlich sein, die weltweite Förderung und Entwicklung des Männer- und Frauenfußballs zu beaufsichtigen und voranzutreiben“, hieß es in der entsprechenden Mitteilung des Verbands.
Kritik an politischem Engagement
Wenger sei außerdem „bei möglichen Änderungen an den Spielregeln am Prüfungs- und Entscheidungsprozess beteiligt“. Darüber hinaus war der „Professor“ fortan „Vorsitzender der technischen Studiengruppe der FIFA, die seit 1966 alle FIFA-Turniere technisch analysiert“.
In letzterer Funktion sorgte Wenger Anfang Dezember erstmals für handfeste Empörung. Beim Briefing der Technical Study Group (TSG) während des Turniers erlaubte er sich einen Seitenhieb gegen die DFB-Auswahl, die zu diesem Zeitpunkt schon ausgeschieden war.
Nach einer ausufernden Lobrede über den Gastgeber erklärte Wenger, dass zum Auftakt des Turniers vor allem die Teams erfolgreich gewesen seien, die „nicht auf politische Demonstrationen fokussiert“ waren.
Eine kaum versteckte Botschaft an die deutsche Nationalelf, welche entsprechend aufgenommen wurde.
Wenger? „Ganz, ganz großer Schwachsinn“
Wengers Aussage sei „komplett sinnlos, ganz, ganz großer Schwachsinn“, schimpfte Ex-Weltmeister Christoph Kramer im ZDF. Selbst Per Mertesacker, einstmals immerhin Spieler unter Wenger beim FC Arsenal, reagierte ungläubig (Wenger stichelt gegen DFB-Elf! Und Kramer kontert).
Wie das Beispiel der australischen Nationalmannschaft zeigt, lassen sich Wengers Aussagen ohnehin nicht belegen. Die Socceroos zogen in einer schwierigen Gruppe mit Titelverteidiger Frankreich und Dänemark überraschend ins Achtelfinale ein. (DATEN: WM-Spielplan 2022)
Zuvor hatte die Mannschaft in einer bemerkenswerten Videobotschaft auf die Missstände in Katar aufmerksam gemacht.
Trainer-Koryphäe als Infantino-Sprachrohr
Einem anderen dürften Wengers Aussagen hingegen äußerst gut gefallen: FIFA-Präsident Gianni Infantino.
Denn sein prominenter Mitarbeiter scheint ihm mehr und mehr nach dem Mund zu reden und als Sprachrohr für die fragwürdigen Ansichten des FIFA-Präsidenten zu fungieren. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Dabei galt Wenger lange Zeit als Vorbild in Sachen Integrität. Von 1996 bis 2018 feierte er zum Teil große Erfolge mit dem FC Arsenal.
Wenger galt als hervorragender Trainer, dessen Wort Gewicht hatte. 2003 wurde er aufgrund seiner Verdienste für den britischen Fußball zum zum Officer of the Order of the British Empire ernannt.
Wenger bewegt sich nur noch auf Linie der FIFA
Inzwischen scheint Wenger mehr und mehr an seinem eigenen Denkmal zu kratzen. Hatte er zunächst noch mit einigen innovativen Vorschlägen für Regelneuerungen auf sich aufmerksam gemacht, schlug Wenger zuletzt andere Töne an.
Im vergangenen Jahr machte er sich für eine WM im 2-Jahres-Zyklus stark, kritische Worte in Richtung Gastgeber Katar waren vom Franzosen überhaupt nicht zu hören. Wenger bewegte sich somit ganz auf der Linie der FIFA.
All dies sorgt dafür, dass die einst hochgeschätzte Fußball-Legende vielerorts nur noch für Kopfschütteln sorgt.
Eines steht jedenfalls fest: Wengers Anbiederung an Infantino und Co. hat seinem einst so guten Ruf bereits deutlich geschadet - und ein Ende ist nicht in Sicht.