Noch kurz vor dem Eröffnungsspiel war der FC Bayern der Klub mit den meisten Profis auf den offiziellen Kaderlisten der WM-Teilnehmer.
Bayerns WM-Gewinner
Insgesamt 17 Spieler des deutschen Rekordmeisters waren für die Endrunde in Katar gemeldet. (DATEN: WM-Spielplan 2022)
Dann aber reduzierte sich das Bayern-Kontingent zusehends. Angefangen bei Sadio Mané, der aufgrund seiner Verletzung doch kein Spiel bestreiten konnte, über Lucas Hernández, der sich gegen Australien einen Kreuzbandriss zuzog, bis zu den gescheiterten deutschen Nationalspielern.
Es war insgesamt bislang nicht die WM der Bayern-Stars - doch es gibt vor allem eine große Ausnahme.
Upamecano trumpft bei den Franzosen auf
Wie Dayot Upamecano in der Abwehr der Franzosen in den bisherigen Partien auftrumpfte, sorgt nicht nur in seinem Heimatland für Aufsehen. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
Schon nach dem zweiten Turnierspiel des Titelverteidigers schwärmte Barcelonas Trainer Xavi vom Bayern-Verteidiger. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
„Meiner Meinung nach sind Upamecano und Konaté derzeit die besten Innenverteidiger bei diesem Turnier“, sagte der Weltmeister von 2010 im Gespräch mit FIFA.com.
Da hatte Upamecano beim 2:1-Sieg über Dänemark 100 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen und 97 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler gebracht – beides abnormal hohe Werte.
Varane schwärmt vom Bayern-Verteidiger
Auch Teamkollege Raphael Varane schwärmte nach dem Spiel von Upamecano: „Er hat viele Qualitäten, und unsere Qualitäten ergänzen sich gut. Wir haben uns viel ausgetauscht. Er ist intelligent, hat ein gutes Stellungsspiel und eine gute Einstellung. Ich habe mich wohlgefühlt an seiner Seite.“
Selbst bei der peinlichen 0:1-Niederlage im abschließenden Gruppenspiel gegen Tunesien gehörte der 24-Jährige gewissermaßen zu den Gewinnern. Denn er saß die kompletten 90 Minuten auf der Bank und trug damit keinerlei Verantwortung für die Blamage.
Zugegeben: Gegen die Nordafrikaner ging es nicht mehr um so wahnsinnig viel, weil Frankreich schon zuvor die Qualifikation für das Achtelfinale gesichert hatte.
Upamecano hat Lewandowski im Griff
An der Bedeutung von Upamecano für das Spiel der Franzosen ändert das nichts.
Wie wichtig er für Trainer Didier Deschamps ist, zeigte dann wieder das Achtelfinale. Dort stand er - wie schon in den ersten beiden Spielen gegen Australien und Dänemark - das gesamte Spiel über auf dem Feld.
Und nicht nur das. Im Achtelfinale gegen die Polen um Weltklassestürmer Robert Lewandowski ließ der Bayern-Spieler zusammen mit seinem Nebenmann Varane nur drei Schüsse auf das Tor der Franzosen zu.
Die Einsatzgarantie, die ihm Deschamps vor der K.o.-Runde gegeben hat, rechtfertigte der in der Normandie geborene Abwehrspieler mit seiner Leistung gegen Polen auf jeden Fall.
Coman und Pavard spielen nur Nebenrollen
Für die beiden anderen verbliebenen Frankreich-Stars der Bayern - Kingsley Coman und Benjamin Pavard - ist die Startelf indes weit weg. Coman kam gegen Polen zwar für die letzte Viertelstunde noch zum Zug.
Pavard spielt seit dem 4:1-Auftaktsieg gegen Australien, bei dem er kurz vor Schluss ausgewechselt wurde, gar keine Rolle mehr und blieb danach gänzlich ohne Einsatzminuten. (BERICHT: Pavard in der Sackgasse)
Nicht viel besser ergeht es Matthijs de Ligt bei den Niederländern. Nachdem er zum Auftakt gegen den Senegal noch über 90 Minuten durchgespielt hatte, blieb er gegen Ecuador und Katar außen vor. Auch beim Sieg im Achtelfinale gegen die USA wurde er erst in der 90. Minute eingewechselt. (BERICHT: Die zwei Welten des Matthijs de Ligt)
Josip Stanisic war beim Viertelfinal-Einzug der Kroaten bisher komplett WM-Tourist ohne eine Sekunde Einsatzzeit.
Mazraoui macht es Upamecano nach
Von den Münchner WM-Teilnehmern bleibt bisher nur Noussair Mazraoui übrig, der in Katar ähnlich starke Leistungen wie Upamecano zeigt.
Mit den Marokkanern, bei denen er bislang stets in der Startelf stand, gelang dem Außenverteidiger der sensationelle 2:0-Erfolg über Belgien und der nicht minder überraschende Gruppensieg. In allen drei Vorrundenspielen zählte er dabei zu den besten Spielern seiner Mannschaft.
Als Außenseiter sorgten seine Marokkaner am Dienstag auch im Achtelfinale für eine Sensation und schickten Spanien heim - wieder mit einem ganz starken Mazraoui, der hinten stark verteidigte und sich auch vorne einschaltete.
Verteidigt Frankreich mit Upamecano den Titel?
Den Titel trauen Marokko wohl immer noch die wenigsten zu, den Franzosen dagegen schon eher - dazu könnte Upamecano nicht nur einen bedeutenden Beitrag leisten.
Und es könnte zu einem ganz besonderen Duell kommen: Frankreich trifft jetzt auf England (WM-Viertelfinale: England - Frankreich, Samstag 20 Uhr im LIVETICKER) und Marokko will auch Ronaldos Portugiesen aus dem Turnier werfen (WM-Viertelfinale: Marokko - Portugal, Samstag 16 Uhr im LIVETICKER).
Somit könnte es im Halbfinale zum direkten Duell der beiden besten Bayern-Spieler bei dieser WM kommen - und entweder Upamecano oder Mazraoui nach dem WM-Titel greifen.