Nach der Niederlage im Spiel um Platz drei gegen Kroatien herrschte bei den Marokkanern verständlicherweise dicke Luft - einem Spieler brannten jedoch offenbar die Sicherungen durch. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
„Hakimi wurde in die Kabine gedrängt“
Wie Thomas Wagner, Reporter vor Ort von Magenta TV, berichtete, ging Achraf Hakimi sogar auf FIFA-Präsident Gianni Infantino losgegangen sein, ihn mit den „härtesten Worten“ beleidigt und gefragt haben, „ob die FIFA nicht wolle, dass Marokko eine Medaille gewinnt“. Auch mehrere internationale Medien berichten von dem Vorfall.
„Sowas habe ich noch nie erlebt, was sich gerade hier abgespielt hat“, meinte Wagner, der das Geschehen in den Katakomben erläuterte, wo Gianni Infantino und FIFA-Offizielle warteten, bevor sie auf dem Platz die Medaillen verteilten.
Infantino bliebt bei Hakimi-Attacke ruhig
Am Sonntagmorgen erzählte Wagner im WM Doppelpass auf SPORT1: „Gianni Infantino hat es relativ cool weggesteckt. Er hat am Anfang noch versucht, in den Dialog zu treten, aber Hakimi ist daraufhin immer lauter geworden.“
Er fügte hinzu: „Hakimi wurde dann regelrecht von Masseuren und Ordnern in die Kabine gedrängt.“
Der PSG-Star, der auf dem Platz schon Referee Abdulrahman Al Jassim angegangen war, habe Infantino „immer wieder gefragt, was das eigentlich für eine Schiedsrichter-Ansetzung, sowohl im Halbfinale, als auch heute, gewesen sei“.
Hakimi mit schweren Vorwürfen Richtung „Freund“ Infantino
Der Schiedsrichter sei auf diesem Niveau „total überfordert“ gewesen, gab Wagner Hakimis Vorwürfe wider. Der PSG-Star wittere auch eine systematische Benachteiligung Marokkos.
Hakimi selbst spielte den Vorfall später herunter: „Es ist nichts passiert“, sagte der frühere Dortmunder, „ich war ein bisschen verärgert nach dem Spiel wegen der ein oder anderen Entscheidung, nichts weiter.“
Der WM-Star erklärte aber auch: „Ich habe mich entschuldigt für das, was ich gesagt habe. Aber das bleibt unter uns.“ Wie der marokkanische Sender Arryadia TV berichtet, sagte Hakimi außerdem: „Infantino ist mein Freund und ich respektiere ihn sehr. Nichts ist passiert.“ Vom Wutausbruch zu Sympathiebekundungen innerhalb weniger Stunden - ein geradezu bizarrer Vorfall.
Zwischenzeitlich konnte Hakimi kaum gehalten werden.
„Er musste dann von den Betreuern in die Kabine eskortiert werden“, erklärte Wagner, der von der Ruhe des FIFA-Präsidenten überrascht war: „Ich hab mich gewundert, dass Gianni Infantino das relativ leicht hat über sich ergehen lassen.“
Hintergrund von Hakimis Wutausbruch sind nicht gegebene Elfmeter für seine Mannschaft. Sowohl im Halbfinale als auch im Spiel um Platz drei gab es strittige Entscheidungen, in deren Zuge den Marokkanern Elfmeter verwehrt wurden.
Fans außer sich - Trainer muss beruhigen
Auch die marokkanischen Fans riefen empört: „FIFA Mafia!“ Allerdings hatte Marokko im kleinen Finale durchaus auch Glück, als ein Foul am kroatischen Bundesliga-Star Josko Gvardiol im Strafraum nicht geahndet wurde.
Trainer Walid Regragui musste seine aufgebrachten Spieler nach dem Schlusspfiff auf dem Platz beruhigen und vom Schiedsrichter abhalten.
Er gab Al Jassim ruhig die Hand - und blickte voller Zuversicht in die Zukunft. „In den nächsten Jahren“, sagte er, „wird eine Mannschaft aus Afrika Weltmeister.“ Seine Spieler verteidigte der Coach nach dem Auftritt. Es sei zwar nicht der „marokkanische Weg“ den Schiedsrichter anzugehen.
Aber: „Wir reagieren manchmal über am Ende eines Spiels, das passiert.“ Wenn man ein Spiel verliere, sei man „immer enttäuscht. Meine Spieler sind sehr ehrgeizig, es war kein fehlender Respekt.“