Eine massive Korruptionsaffäre hält Europas Politik in Atem: Hat Katar Spitzenpolitiker bestochen, auch um die Fußball-Weltmeisterschaft im Wüstenstaat zu fördern? (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Korruption um WM erschüttert Europa
In Brüssel wurden am Freitag mehrere Personen festgenommen, darunter Eva Kaili, Vizepräsidentin des EU-Parlaments. Die Griechin hatte am 21. November mit einer Rede im Europaparlament zur WM in Katar aufhorchen lassen - im Nachhinein haben ihre Worte noch mehr Brisanz.
Kaili postulierte damals, die Wüsten-WM sei der Beweis, „dass Sportdiplomatie einen historischen Wandel in einem Land bewirken kann, dessen Reformen die arabische Welt inspiriert haben“. So sei Katar bei Arbeitsrechten ein Vorreiter. (DATEN: WM-Spielplan 2022)
Kaili hatte kurz vor ihrer Rede den katarischen Arbeitsminister Samikh Al Marri getroffen. Bei ihrer Festnahme wurden laut der belgischen Zeitung L‘Echo „mehrere Säcke voller Geldscheine“ in Kailis Wohnung gefunden. Zuvor soll die Polizei den Vater der Politikerin mit einer großen Menge Bargeld in „einem Koffer“ angetroffen haben.
Politik-Aufschrei riesig - „Unfassbar!“
Der Verdacht: „bandenmäßige Korruption und Geldwäsche“! Katar soll mit beträchtlichen Geldsummen und Geschenken versucht haben, Entscheidungen des Europa-Parlaments zu beeinflussen.
Infolge der schweren Anschuldigungen wurde Kaili am Samstagabend als Vizepräsidentin des EU-Parlaments suspendiert, „mit sofortiger Wirkung“ enthob Parlamentspräsidentin Roberta Metsola aus Malta die Griechin „aller Befugnisse, Pflichten und Aufgaben“.
„Das ist unfassbar! Wenn sich diese Vorwürfe erhärten, haben wir hier einen, wenn nicht den größten Korruptionsskandal in der Geschichte des Europäischen Parlaments“, sagte Daniel Freund, Europaabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, am Samstag im ZDF.
Der CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke zeigte sich „fassungslos, dass sich offenbar führende Mitglieder des Europäischen Parlaments gegen hohe Geldsummen haben kaufen lassen, um politisch für Staaten zu werben, die Menschen- und Arbeitsschutzrechte mit Füßen treten“.
Katar steht seit Jahren in der Kritik, Menschenrechte zu missachten und den Tod tausender Gastarbeiter billigend in Kauf zu nehmen. Die WM-Vergabe war von Beginn an mit Korruption in Verbindung gebracht worden.